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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Der Rücken seines Jacketts war schwarz und verkohlt. Nach und nach schien er zu begreifen, was passiert war. Eher beschämt als geschockt stand er auf und trat aus dem aufblasbaren Planschbecken heraus. — Es geht mir gut, versicherte er wieder und wieder und sprach sich vehement dagegen aus, einen Krankenwagen zu rufen. Obwohl sein Anzug ruiniert war, hatte er wundersamerweise keine gefährlichen Verbrennungen erlitten.
    — Ich gehe nach Hause, mich umziehen, sagte er, um dem Trubel zu entkommen, und marschierte entschlossenen Schrittes zur Tür hinaus. Seine Mutter hatte derweil mit Kristen zu diskutieren begonnen. Alison konnte hören, wie Skuzzy, scheinbar in einer dementen Dauerschleife gefangen, wieder und wieder sagte: — Lass gut sein. Das bringt nur noch mehr Streit.
    Alison folgte Alexander nach draußen, der bereits die Straße hinunterstürmte. Sie musste laufen, um ihn einzuholen, und rief dabei ein paarmal seinen Namen. Irgendwann blieb er stehen und drehte sich um. Die Situation war ihm sichtlich peinlich.
    — Es tut mir so leid, Alexander. Das ist alles meine Schuld, wegen dem Benzinkanister und so …, sagte sie.
    — Ist schon gut. Es war ein Unfall. Ich bin einfach panisch geworden und habe mich ungeschickt bewegt … die Wespe … ein Doppelunfall sozusagen.
    Alexander fing plötzlich an zu lachen, und Alison lachte mit ihm. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte er geknickt: — Es tut mir sehr leid, dass du diese Szene miterleben musstest.
    Alison dachte sofort an ihre eigene Familie, in der seit der Erkrankung ihrer Mutter so vieles nicht gesagt wurde. Die Span nungen waren oft unerträglich. Bei Familie Birch schienen die Karten zumindest offen auf dem Tisch zu liegen. — Es war schon irgendwie spannend, beichtete sie, hielt sich dann aber gleich die Hand vor den Mund, weil ihr klar wurde, wie unangenehm die Situation für Alexander gewesen sein musste.
    Alexander schüttelte den Kopf. — Ich kann Bienen und Wespen nicht ausstehen. Darum habe ich versucht, dicht bei dem qualmenden Grill zu bleiben. Als Kind wurde ich mal von einer Biene gestochen und bin fast daran gestorben.
    Alison verstand nicht ganz, wie jemand am Stich einer Biene sterben konnte, fühlte sich aber verpflichtet, bestürzt zu reagieren.
    — Damals wusste niemand, dass ich stark allergisch auf Insektenstiche reagiere, und ich erlitt einen anaphylaktischen Schock, erklärte er. Beim Anblick ihres verblüfften Gesichts fügte er hinzu: — Ich bin ohnmächtig geworden und wurde mit einem Krankenwagen abtransportiert. Mein Blutdruck war in den Keller gesunken, und so lag ich ein paar Tage im Koma.
    — O mein Gott! Kein Wunder, dass du Angst hattest.
    — Ja, ich komme mir vor wie ein Riesenfeigling, weil ich so ein Theater wegen eines Insekts mache. Trotzdem verbrenne ich mich lieber, als dass ich …
    — Pst!, zischte Alison leise und legte dabei den Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann tat sie einen Schritt nach vorn und küsste mitten auf der Straße in diesem Edinburgher Vorort ihren immer noch aufgebrachten Boss.

FREIER FALL

InterRail
    I ch lernte Fiona Conyers in einem Seminar zum Thema Wirtschaftsgeschichte kennen. Die Veranstaltung fand in einem dieser typischen Vorlesungsräume statt: nicht sonderlich groß, U-förmig angeordnete Tische und ein Whiteboard an der Wand. Mit den Filzstiften war allerdings nicht viel anzufangen, was den Seminarleiter ziemlich nervte. Der Mann hieß Noel, ein ansonsten eher phlegmatischer Typ, der ständig in einer abgewetzten schwarzen Lederjacke rumlief. In dem Seminar waren ungefähr zwölf Studis, von denen aber nur vier die Zähne auseinanderbekamen: Fiona, ich, ein groß gewachsener, älterer Typ aus Sierra Leone namens Adu und Roya, eine pummelige Iranerin mit niedlichem Gesicht. Die anderen schienen nicht nur stumm zu sein, sondern regelrecht sozial beschränkt: Die Vorstellung, es könnte sie jemand ansprechen, reichte aus, damit sie sich in die Hose machten.
    Fiona legte sich oft mit Noel an, kritisierte dogmatisches Gedankengut und so weiter. Sie war dabei aber immer cool und hatte nichts von der ätzend aggressiven Art und Weise, mit der verbohrte Politiker in solche Diskussionen gehen. Sie sprach mit dem für Leute aus Newcastle typischen Geordie-Akzent, der später, als wir uns näher kennenlernten, stärker durchdrang. Genauso wie mein Edinburgh-Akzent, nehme ich an. Ich fühlte mich vom ersten Moment an zu ihr hingezogen. Sie war nicht nur wunderschön, sondern

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