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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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dass ich gehen sollte, damit sie …, Alison zuckte leicht zusammen, als Alexander mit den Fingern ein paar Anführungszeichen in die Luft malte, — … Raum hat, um nachzudenken. Deshalb bin ich gegangen. Und jetzt soll ich auf einmal wieder nach ihrer Pfeife tanzen? Auf keinen Fall. Sie hat mir einige verletzende Sachen an den Kopf geworfen und wollte, dass ich aus ihrem Leben verschwinde. Mit solchen Wünschen sollte man vorsichtig sein, denn manchmal gehen sie in Erfüllung. Und jetzt werde ich dir eine Sache sagen, die du ihr gern mitteilen kannst, wenn du magst: Ich habe keinerlei Eile, wieder in ihr Leben zurückzukehren, weil ich nämlich gerade eine unglaublich gute Zeit habe!
    — Aber du hast Kinder!, krächzte Rena.
    Alison, die Arme verschränkt und ein Glas in der Hand, begann sich langsam zu amüsieren. Mit einem Lächeln ließ sie sich weiter von Kristen vollquasseln, versuchte aber gleichzeitig mitzubekommen, wie sich ihr Boss dem Zorn seiner Mutter stellte.
    — Weißt du, was er zu mir gesagt hat?, erzählte Kristen und warf dabei einem der mürrisch dreinschauenden Verwandten, möglicherweise dem Bruder ihrer Mutter, einen nicht sonderlich wohlwollenden Blick zu. — Er fragt mich also: »Was machst du so?«, und ich hätte ihm am liebsten geantwortet: »Wie, was ich so mache? Nun, ich mache Liebe, glotze Fernsehen und kippe ab und an ein paar Drinks.« Warum fragen die Leute immer so was, obwohl sie eigentlich bloß wissen wollen, wo man arbeitet?
    Alison wandte ihren Blick zum Grill hinüber und schaute den Flammen dabei zu, wie sie das Fett an den brutzelnden Würstchen ableckten. Sie mochte den konzentrierten Ausdruck auf Berties Gesicht, als dieser mit der Grillzange ein paar Hühnchenbrustfilets auf dem Rost platzierte. Auch wenn sie auf angenehme Weise benebelt war, merkte sie doch, dass Alexander plötzlich lauter wurde und in dem ihr wohlbekannten professionellen Tonfall zu sprechen begann.
    — Dann denkst du also wirklich, dass es für meine Kinder besser ist, mit zwei Eltern unter einem Dach zu wohnen, die sich hassen, anstatt in zwei normalen Haushalten mit ausgeglichenen Elternteilen?
    Als Bertie Birch die Würstchen wendete und die Flammen dabei an dem zischenden Fleisch züngelten, hatte Alison das Gefühl, dass er den öffentlichen Streit zwischen seiner Frau und seinem ältesten Sohn insgeheim genoss. Es sah ganz danach aus, dass das Verhalten seiner Kinder – Kristens Unterschicht-Bekannt schaften und ihr unaufhaltsamer gesellschaftlicher Abstieg, Russells selbstgefällig verletztes Gebaren und Alexanders arrogante Fixierung auf Umweltthemen – für ihn mittlerweile einen exotischen, fast schon mystischen Zauber entwickelt hatte.
    Sogar Kristen war nun verstummt. Gefesselt von der Diskussion rückte sie etwas näher an die Streithähne heran, und Alison tat es ihr gleich. Mit schriller Stimme zeterte Rena: — Darum geht’s dir eigentlich, nicht wahr? Um deinen Vater und mich. Dann hab doch wenigstens das Rückgrat, es geradeheraus zu sagen! Was musstest du auch leiden, du armes kleines Ding, du! Das Stewart’s Melville College war ganz bestimmt die reinste Qual für dich! Dass wir uns die Schulgebühren kaum leisten konnten, hat dich ja nie wirklich interessiert. Und diese Som merlager in Bayern und Oregon, damit du deine geliebten Bäume anschauen konntest …
    Plötzlich stieß Alexander einen grellen Schrei aus, der nicht nur seine Mutter verstummen ließ, sondern auch die Anwesenden aufschreckte. Der Schrei schien allerdings vollkommen aus dem Kontext gerissen. Noch nicht mal im Zusammenhang mit dem aufbrausenden Streit zwischen Mutter und Sohn ergab er Sinn. Für Alison sah es so aus, als hätte Alexander eine Art Anfall: Er fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum und rannte dann zu seinem Vater hinüber, wo er in den Grill fiel. Gerade als Alison erkannt hatte, dass Alexander von einer Biene oder einer Wespe gestochen worden war (oder zumindest von einer verfolgt wurde), schnellte eine Flamme an seinem Hosenbein empor.
    Die Anwesenden erstarrten in ungläubigem Schrecken, als sie sahen, wie Alexander erfolglos versuchte, das Feuer an seinem Hosenbein auszuschlagen. Russell reagierte als Erster und zog seinen Bruder zum Kinderplanschbecken hinüber, in das sich Alexander bereitwillig hineinstürzte. Als er sich im Wasser hin und her wälzte, erinnerte er Alison ein wenig an ein Kind, das am Strand spielt. Irgendwann setzte er sich auf und schnappte nach Luft.

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