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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Blut. Sie beugte sich vor. Atmet er noch?
    Sie kreischte auf und trat zurück. Sam! Es war Sam!
    »Ihn hat’s schlimmer erwischt als mich«, sagte eine Stimme auf der anderen Seite der Trage, »aber der Arzt meint, er kommt wieder in Ordnung.«
    Jakes Stimme, ruhig und sonor und tröstlich und liebenswert. Sie stieß einen lauten Seufzer aus und umarmte ihn, drückte ihn so fest, dass er ächzte.
    »He«, sagte er. »Vorsichtig.« Aber er hielt sie genauso fest umschlungen.
    Er soll nie wieder loslassen. Ich will, dass wir immer so bleiben. Aber nach einem Moment trat sie doch zurück und sah ihn prüfend an. Sein Gesicht war rußverschmiert, sodass seine Augen düster, hohl, gespenstisch aussahen. Sie waren jetzt auf seinen Bruder gerichtet, und sie sah die Sorge in ihnen. »Hat ein paar Splitter am Kopf abbekommen«, sagte er. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Du bist nicht verletzt.« Eher ein Befehl als eine Frage.
    »Ein bisschen angeschlagen. Wenn der Schock nachlässt, tut mir wahrscheinlich jeder Knochen im Leib weh.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich war auf dem Weg zur Haustür, um Sam reinzulassen, als die Bombe explodierte. Er stand noch draußen. Deshalb hat er –« Ihm versagte die Stimme, und er legte sacht die Hand auf Sams Stirn. »Reines Glück. Für uns beide.«
    Lucas Melody, der Polizeichef, trat zu ihnen und starrte Manny an. »Was macht sie denn hier? Wer hat sie durchgelassen?«
    Der Polizist, der versucht hatte, sie aufzuhalten, meldete sich. »Mein Fehler, Sir. Sie hat sich durchgedrängt.«
    »Eigentlich bin ich schuld«, sagte Jake. »Sie hat sich nur an meine Anweisung gehalten. Ich hab ihr gesagt, sie soll herkommen, koste es, was es wolle.« Er senkte die Stimme. »Ich hatte Angst, mein Bruder würde sein Testament machen müssen. Sie ist die Anwältin der Familie, und –«
    »Sie ist seine Frau«, sagte der Streifenpolizist.
    Jake sah Manny an, die nur mit den Schultern zuckte. »Ja, meine Anwältin und meine Frau«, bestätigte er.
    »Glückwunsch.« Melody wirkte skeptisch. »Wie praktisch.« Er fasste Jakes Arm. »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Sie gingen ein Stück beiseite.
    »Ein Mafia-Anschlag«, sagte der Polizeichef. »Die Bombe im Auto sollte hochgehen, wenn Sie den Motor starten. Der Bombenleger hat wohl Ihren Bruder kommen sehen und ist in Hektik geraten. Er hat den Zünder aktiviert, und das Ding ist zu früh hochgegangen.«
    Wahrscheinlich liegt er mit der Bombe richtig, aber es war kein Anschlag der Mafia, dachte Jake. Er hatte schon mehrfach in Mafiaprozessen als Gutachter ausgesagt, ohne irgendwelche bösen Folgen. Der aktuelle Fall war alles andere als hochkarätig, und seine Aussage war nicht wichtig genug, um einen solchen Gewaltakt zu rechtfertigen. Aber es hatte keinen Sinn, mit Melody darüber zu streiten, zumindest noch nicht. Zuerst brauchte er den unwiderlegbaren Beweis, dass der Anschlag mit den Skelettfunden in Turner zusammenhing.
    Er ging zurück zu seinem Bruder, wo Manny wartete. Sam hatte die Augen auf, und seine blutverkrusteten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich hab zwar gesagt, ich hätte gern einen Cocktail, wenn ich komme, aber doch nicht von Mr. Molotow.«
    »Die bringen dich jetzt ins Lenox Hill Hospital«, sagte Jake. »Wahrscheinlich behalten sie dich zur Beobachtung über Nacht da. Die Polizei hat noch ein paar Fragen an mich. Ich komme dann nach, sobald ich hier fertig bin.«
    »Spinnst du?« Sam versuchte, den Kopf zu heben. »Stimmt was nicht mit dir? Da klammert sich eine schöne Frau an deinen Arm, und du willst dich um mich kümmern? In deinem Haus kannst du heute Nacht auf keinen Fall schlafen, da wirst du wohl mit zu ihr müssen.«
    Jake sah ihn lange an. Die Wangen seines Bruders hatten wieder Farbe bekommen, und seine Augen waren klar. »Sam«, sagte er, »da könntest du durchaus recht haben.«

    »Was hast du da in der Hand?«, fragte Manny. »Du hältst das schon die ganze Zeit fest.« Sie saßen auf der Treppe vor der Haustür und warteten darauf, dass Melody mit seiner Vernehmung von zwei Zeugen fertig wurde.
    »Röntgenbilder.« Er hielt ihr den Umschlag hin. »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, sie mir in Galts Labor richtig anzusehen.«
    Sie wich zurück. »Vielleicht liegt Melody richtig. Es könnte ein Anschlag der Mafia gewesen sein. Vielleicht hat es gar nichts mit den Skeletten zu tun.«
    Seine Finger glitten über die Kanten des Umschlags. »Das glaube ich nicht. Die Bombe im Auto war eine

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