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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Jahren, aber es kann über viele Jahrzehnte hinweg im Körper wirksam sein.«
    »Entsetzlich«, sagte sie. »Wo kann das Zeug herkommen?«
    »Terroristen«, antwortete Jake, »Regierungen –«
    »Und Wissenschaftler, die Bomben herstellen«, beendete Hans den Satz für ihn. »Es befindet sich im Fallout von detonierten Nuklearwaffen.«
    Manny war verwirrt. »Aber in Turner wurden keine Nuklearwaffen hergestellt. Es war eine psychiatrische Klinik.«
    »Sie wurden dort nicht hergestellt « , sagte Hans, »aber vielleicht hat man dort ihre Wirkung getestet.«
    »Menschliche Versuchskaninchen«, hauchte sie.
    Hans wirkte beinahe erfreut. »Und es kommt noch schlimmer. Wir haben noch mehr in den Proben entdeckt. Die Haare von Skelett Nummer zwei und drei enthielten Meskalin – ebenfalls in hoher Konzentration – sowie LSD. Und in den Haaren von Skelett vier, der Frau, war zwar kein LSD, aber dafür hundertmal mehr Meskalin als bei den anderen beiden.«
    Manny kramte ihr Wissen aus. »Ich weiß, dass Meskalin natürlicherweise im Peyot-Kaktus vorkommt und dass es synthetisch hergestellt werden kann. Außerdem kann seine bewusstseinsverändernde Wirkung durch andere Substanzen verstärkt werden. Aber wieso sollte man in Turner so etwas gemacht haben?«
    »Woher weißt du so viel über Drogen?«, fragte Jake.
    »Hab mal einen amerikanischen Ureinwohner in einem Fall vertreten, wo es um Freiheit der Religionsausübung ging. Bei den Ritualen seines Stammes wurden Drogen verwendet.«
    »Wundert mich nicht.« Er wandte sich wieder Hans zu. »Hast du eine Segmentanalyse gemacht?«
    »Was ist das?«, fragte Manny.
    »Körperhaare sind praktisch ein Lagerhaus für Drogen«, erklärte Jake. »Unsere Kopfbehaarung wächst gut einen Zentimeter pro Monat. Wir können also nicht nur bestimmen, ob Drogen oder Gifte vorhanden sind, sondern auch, wann und wie oft sie in welchen Mengen genommen wurden.« Er pflückte ein langes Haar von ihrem Sweatshirt und hielt es ans Licht. »In diesem Haar könnte ich jede Droge feststellen, die du in den letzten zwei Jahren genommen hast.«
    Sie streckte die Hände in die Luft. »Unschuldig!«
    »Die Segmentanalyse hat bei Skelett zwei und drei eine monatelange Meskalinverabreichung nachgewiesen«, unterbrach Hans ihr Geplänkel. »Aber die Frau, Skelett vier, bekam es erst in den letzten Wochen ihres Lebens. Die Dosierungen müssen gewaltig gewesen sein.«
    Manny schauderte. »Die Arme, wie schrecklich. Ich ruf Patrice an. Sie muss uns die Ermittlungen weiterführen lassen.«
    »Wir haben genug, um auf eigene Faust weiterzumachen, falls sie nicht einverstanden ist.«
    »Ihr habt sogar noch mehr«, sagte Hans. »Die Osteomyelitis im Handknochen von Skelett Nummer eins.«
    »Knocheninfektion«, sagte Jake.
    »Die DNS, die wir aus der osteomyelitischen Kaverne gewonnen haben, stammt von der Bakterienart Serratia marcescens, aber von einem so ungemein virulenten Serratia-Typ, wie ich noch nie einen gesehen habe.«
    »Ach du Schande!« Jakes Augen weiteten sich.
    »Klärt mich auf«, sagte Manny.
    »Serratia ist ein natürliches Bakterium. Wissenschaftler spielen gern in ihren Labors damit rum, weil die Kolonien meist rot gefärbt sind und es sich daher gut von anderen Bakterien unterscheiden lässt.«
    Jetzt war Hans keine Spur von Freude mehr anzusehen. »In den Vierziger- und Fünfzigerjahren hat die amerikanische Regierung mit Serratia-Bakterien herumexperimentiert, um festzustellen, ob sie als Waffe eingesetzt werden könnten. Man hat sie beispielsweise heimlich über Stadtgebieten von San Francisco versprüht, es auf Türklinken und Geländer aufgetragen. Das Versprühen hat nicht funktioniert, weil die Menschen auf dem Boden einfach zu wenig inhaliert haben –«
    »Übrigens einer der Gründe, warum die Milzbrandbedrohung kleiner ist, als man meint«, warf Jake ein.
    »– aber im Lauf der Jahre erkrankten einige Menschen, die das Bakterium eingeatmet hatten. Einer ist sogar gestorben. Heutzutage ist es viel verbreiteter als vor der Sprühaktion.«
    »In England wurde zweitausendvier beim Pharmakonzern Chiron ein Grippeimpfstoff mit Serratia infiziert«, erklärte Jake. »Die mussten den gesamten Vorrat vernichten und konnten nichts in die USA liefern. Deshalb sind wir hier so knapp.«
    »Einige Leute sind der Meinung, die Kontaminierung bei Chiron hinge mit einem anderen Experiment zusammen«, sagte Hans, »aber das ist reine Spekulation. Wir wissen jedoch mit Sicherheit, dass Serratia

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