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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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behaupteten Sie schon einmal. Gibt es denn noch mehr Leichen in Ihrem Keller?“
    Reuig lächelnd entgegnete sie: „Ja. Aber gehen wir doch hinein. Hören Sie? Die Musik setzt wieder ein. Haben Sie eine Partnerin für den Ländler?“
    „Nein, ich werde Ihnen zuschauen.“
    An Lord Elyots Arm und sich dessen männlicher Kraft zutiefst bewusst, schritt sie aufrecht die ein wenig schlüpfrigen Stufen hinauf und erntete beim Eintritt in den Saal zum ersten Mal von vielen Seiten freundliche Blicke.
    Da sie ihm nicht ganz glaubte, dass er speziell ihr zusehen werde, warf sie beim Tanz hin und wieder einen Blick in seine Richtung, den er jedoch jedes Mal auffing, sodass sie schließlich ganz angelegentlich nur Caterina und Lord Seton im Auge behielt. Auch wenn über die Moral gut aussehender Männer generell getratscht wurde – was diese beiden Brüder betraf, hegte auch sie wenig wohlmeinende Gedanken. Immerhin war es tröstlich zu wissen, dass wenigstens deren Mutter hohe moralische Ansichten vertrat.
    Während der folgenden Tänze traf sie mit Lord Elyot im Verlauf der Tanzfiguren mehrfach aufeinander. Zweimal erbat Lord Seton sie sich zur Partnerin, und er erwies sich als ebenso guter, aufmerksamer Tänzer wie sein Bruder.
    Lord Elyot ließ es sich angelegen sein, zweimal mit ihrer Nichte zu tanzen, und bevorzugte so keine der beiden Damen Chester, zum Ärger der Klatschbasen, die eifrig nachzählten, wie oft wer mit wem tanzte – bis zum letzten Tanz, den er wie angekündigt mit Amelie absolvierte, wodurch das Gerede heftiger denn je entbrannte.
    Dieser abschließende Tanz hatte für Amelie jedoch noch eine andere Auswirkung, denn jäh von Erschöpfung übermannt, empfand sie den Ablauf des Tanzes als ein öffentliches Werben – er trat vor, sie wich wie neckend zurück, sie drehten sich und standen einander erneut gegenüber, um sich die Hände zu reichen und, wenn man es so auslegen wollte, sprechende Blicke zu wechseln. Sie trat ein, zwei, drei Schritte zurück, er folgte ihr ein, zwei, drei Schritte, sie legten die Hände ineinander, und er zog sie unerbittlich zu sich heran, während sein Blick sagte: ‚Du wirst mir nicht entgehen.‘ Zu müde, um vorzugeben, sie verstünde die Botschaft nicht, schwieg sie, als er sie an der Hand vom Parkett führte, ebenso nachdrücklich wie er.
    Da alle ihre Capes und Mäntel suchten und ein allgemeines Verabschieden einsetzte, zögerte sich ihre Abfahrt hinaus. Ihren Umhang über einen Arm gelegt, Caterina an ihrer Seite, bot sie lächelnd einigen endlich Freundlichkeit zeigenden Nachbarn Lebwohl, während sie auf die Kutsche warteten. Dicht hinter ihr stand Lord Elyot, fest wie eine Mauer. Indem er schützend einen Arm um sie legte, um sie davor zu bewahren, angerempelt zu werden, kam er ihr zwangsläufig noch näher. Sie hätte Abstand schaffen können, unterließ es jedoch und unternahm auch nichts, als sie spürte, wie er seine Hand verstohlen unter den Umhang schlüpfen und leicht auf ihrer Taille ruhen ließ, wo sie durch die Seide ihres Kleides die Wärme seiner Haut spürte. Ihrem Drang zu fliehen zum Trotz neigte Amelie sich ihm unwillkürlich entgegen, denn die erregende Berührung und die berauschenden Geschehnisse des Abends hatten sie bis zur Nachgiebigkeit erschöpft.
    Als spürte er ihren Zwiespalt, zog er sie, wie um ihr Halt zu geben, fester an sich, wobei er mit der anderen Hand, von niemandem bemerkt, sanft und liebkosend über ihre Hüfte strich. Und während Amelie scheinbar ruhigen, heiteren Sinnes die Abschiedsgrüße erwiderte, war ihr ganzes Bewusstsein auf dieses sanft hypnotisierende, unziemlich vertrauliche Streicheln gerichtet.
    Vage versuchte sie, ihr beklagenswertes Verhalten mit Erschöpfung, ungewohnter Hochstimmung und den Jahren einsamen Trauerns zu entschuldigen, mit den neuen Bekanntschaften, ihrem großen gesellschaftlichen Erfolg und der späten Stunde. Doch nach allem, was sie über den Mann wusste, konnte sie keine einzige annehmbare Entschuldigung dafür finden, dass sie seine Vertraulichkeiten zuließ.
    Als die Menge sich schließlich verlief, legte er ihr wortlos das Cape um, wobei er ihre dunklen Augen suchte, in denen er jedoch weder Vorwurf noch Zustimmung las, sondern nur Verwirrung und das Anerkennen seiner machtvollen Ausstrahlung. Unzweifelhaft hatte er sich ihr gegenüber, die sie eine Dame von Stand war, gerade in einer völlig unakzeptabel und unverzeihlich unverschämten Weise verhalten, doch das quälende Feuer, das
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