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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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verlassen werde. Ich schicke diesen Brief mit der Eilpost, damit Sie ihn so bald wie möglich erhalten.
    In Versicherung meiner höchsten Wertschätzung und Vereh rung, verbleibe ich …
    Verzweifelt ließ Amelie das Blatt sinken und stützte ihren Kopf schwer in die Hand, während sie diese höchst unangenehmen Zeilen verarbeitete, wütend über diese Störung ihrer Privatsphäre und gleichzeitig voller Furcht, Abneigung und Empörung. Diesen Gefühlen folgte der Wunsch, ihre Sachen zu packen und auf der Stelle abzureisen, ehe die Probleme der Vergangenheit sie einholen konnten.
    Ruben Hurst war der böse Geist, der sich zwischen sie und ihren geliebten Gatten gedrängt hatte. Sich selbst brachte er damals an den Rand des Ruins, und nicht genug damit, verstrickte er andere in seinen Niedergang. Ganz bewusst zerstörte er auch ihr Leben, sodass sie sich schließlich gezwungen sah, aus Buxton fortzuziehen. Auch er war gegangen, doch nun hatte er ihren Aufenthaltsort entdeckt, und sie war ihm schutzlos ausgeliefert.
    Was Hurst da schrieb, war besonders unangenehm, da sie vor Lord Elyot ihr anderes Ich, ihre Samariterspielerei, wie er es nennen würde, bisher geheim gehalten hatte. Nun stellte sich heraus, dass er anscheinend von Anfang an irgendetwas gewusst hatte. Warum sonst hätte er Nachforschungen anstellen lassen sollen? Wollte er Schmutz aufwühlen? Und sie hatte ihn in ihrem Heim empfangen! Hatte sich von ihm zu einem Ball begleiten lassen, hatte mit ihm getanzt und … ach, die Schande! Wie hinterhältig dieser Mann war!
    Abermals klopfte der Hausknecht und kam herein. „Mylady, Lord Elyot bittet, vorsprechen zu dürfen.“ „Nein, Henry, er darf nicht. Sag ihm, ich bin nicht daheim.“
    „Äh, ja, Mylady, er wird es indes nicht glauben.“
    „Das erwarte ich auch nicht.“
    Henry ging, war aber kurz darauf wieder zurück. „Lord Elyot lässt ausrichten, dass er hofft, morgen Nachmittag vorgelassen zu werden.“ „Lass bitte morgen Nachmittag den Phaeton vorfahren, Henry.“ Sichtlich amüsiert ging der Hausknecht hinaus.
    Beim letzten Besuch der Schneiderin hatte Amelie erfahren, dass deren junge Gehilfin noch heftiger erkrankt war. Sie schickte einen Bediensteten zu der Familie des Mädchens und ließ anfragen, ob sie in irgendeiner Art helfen dürfe. Sie bot an, das Mädchen als Näherin ins Haus zu nehmen, sobald es ihm besser gehe. Ihre Bedenken, dass der Vorschlag vielleicht nicht besonders taktvoll war, hatten ihrer Befürchtung weichen müssen, dass die Dienstherrin sich womöglich nicht in dem nötigen Maße um die Gesundheit des Mädchens kümmerte. Amelie empfand die kurz darauf eingehende dankbare Zustimmung als kleinen Sieg, der ihrem aufgestörten Gemüt ein wenig Trost spendete.
    Trotzdem verbrachte sie eine unruhige Nacht und konnte Caterinas Gesellschaft beim Frühstück kaum ertragen, von daher fiel ihr kein triftiger Grund ein, der Nichte die Ausfahrt mit Lord Seton zu verweigern, um die er bat.
    Doch kaum hatte sie sich zum Malen zurückgezogen, meldete Henry ihr, ein Herr bitte darum, vorgelassen zu werden. Verwirrt überlegte Amelie. Wenn es Lord Elyot gewesen wäre, hätte Henry das mit Sicherheit gesagt.
    „Hat er seinen Namen genannt?“
    „Ja, Mylady, Mr. Ruben Hurst. Mylady! Geht es Ihnen gut? Soll ich ihn abweisen? Er sagte, Sie wünschten ihn zu sehen.“
    Leider hatte der treue Henry nicht schon in Buxton in ihrem Dienst gestanden, sonst wäre ihm klar gewesen, dass das eine Lüge war. So aber war Hurst nun in ihrem Haus, und sie war ihm schutzlos ausgeliefert. Natürlich konnte sie ihn nicht hinauswerfen lassen, denn mit Sicherheit würde sein Protestgeschrei die Aufmerksamkeit der gesamten Nachbarschaft auf sich ziehen. Es fiel ihr ungeheuer schwer, diesem abscheulichen Menschen nach all dem Unheil, das er angerichtet hatte, auch nur ein Mindestmaß an Höflichkeit entgegenzubringen, doch sie hoffte, aus ihm herauszubekommen, was er sonst noch über Lord Elyots Informanten wusste. Wenn sie ihre Zukunft weiterhin selbst bestimmen wollte, musste sie auch noch für das Schlimmste gewappnet sein.
    „Bring ihn herauf, Henry, aber geh nicht weg, warte draußen vor der Tür. Du verstehst?“
    „Genau, Mylady.“
    Sie hörte, wie Hurst, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe heraufhastete, dann trat er ein und verbeugte sich sehr korrekt. Er sah beinahe genauso aus wie vor zwei Jahren, als er vom devoten Freund, der zu sein er stets vorgegeben hatte, zu einer
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