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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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Bedrohung wurde. Groß und gut proportioniert, mit unauffälliger, doch ordentlicher Kleidung und sandfarbenem Haar. Nur die blassblauen Augen schauten wachsamer drein, und die Tränensäcke darunter passten wenig zu einem Mann von achtundzwanzig Jahren.
    „Meine liebe Lady Chester“, sagte er ernst.
    Amelie erhob sich nicht von ihrem Arbeitstisch, um ihn zu begrüßen. „Es wäre passender gewesen, mir Ihren Besuch rechtzeitig anzuzeigen. Das ist der übliche Weg.“
    „Ah so? Nun, ich dächte, das war aus meinem Brief zu entnehmen? Und selbstverständlich hätten Sie dann …“, er verdrehte theatralisch die Augen, „… für, äh, Gesellschaft gesorgt? Wäre das nicht sehr hinderlich? Sie erhielten meinen Brief, nehme ich an?“
    Gemächlich säuberte Amelie ihren Pinsel in einem Gefäß und trocknete ihn gründlich, ehe sie sich erhob und einen Schal nahm, den sie sich um die Schultern legte. Sie trug nur ein leichtes Vormittagskleid und mochte seine Blicke auf ihrem Busen ebenso wenig wie seine dummen Anspielungen.
    „Ja, in der Tat, Sir, und dass Sie wieder Kontakt zu mir suchen, zeigt, dass Sie immer noch nicht klüger geworden sind.“ Und wenn ich nicht darauf erpicht wäre, mehr über diese andere Geschichte herauszubekommen, wären Sie der letzte Mann, der mir ins Haus käme, fügte sie in Gedanken hinzu. „Was genau führt Sie her, und warum sind Sie überhaupt nach England zurückgekehrt?“
    Während er Hut und Handschuhe auf einem Tischchen ablegte, entgegnete er: „Warum ich wiederaufgetaucht bin? Nun, wissen Sie, ich wollte es darauf ankommen lassen, um Sie wiederzusehen. Natürlich ist es riskant, aber ich kann wohl nicht für den Rest meines Lebens der Gesellschaft fernbleiben, oder? Und zwei Jahre, ohne Ihr liebliches Gesicht zu sehen, ist mehr, als ein Mann ertragen kann.“
    „Ihnen hätte Schlimmeres widerfahren können – widerfahren sollen , Mr. Hurst. Erwarten Sie von mir keine Hilfe.“ Natürlich war ihr vollkommen klar, dass er nicht nur gekommen war, um sie zu sehen, sondern auch, um ihr Geld abzupressen, und dass sie darauf eingehen würde, damit er den Mund hielt. Was blieb ihr anderes übrig?
    „Ah ja, weil das Gesetz nur für uns andere gilt, nicht für die feinen Leute, was?“
    Sonst kämpfte Amelie stets gegen diese Ungerechtigkeit, doch bei einem Menschen wie ihm fühlte sie diese Verpflichtung nicht. „Und warum nun sind Sie hier, außer um Ihre heuchlerischen Schmeicheleien loszuwerden?“
    Hursts Augen verengten sich kurz bei dieser Entgegnung. „Sie waren immer schon grausam, Amelie“, sagte er leise.
    „Ich habe meinen Gatten geliebt“, erwiderte sie betont.
    „Und er hat Sie in noch angenehmeren Umständen zurückgelassen als zuvor.“ Mit sprechenden Blicken musterte er den eleganten Raum. „Vielleicht könnten Sie sich entschließen, dies hier ein paar Tage mit mir zu teilen, da ich nach einer Unterkunft suche.“
    „Hier? Seien Sie nicht albern, Mann. Das muss Ihnen klar sein. Was würden …“
    „Die Nachbarn sagen? Sie würden mich nicht sehen.“
    Angst stieg in Amelie auf, und sie musste sich sehr zusammennehmen, um weiterhin kühl zu erscheinen.
    „Ah, ich verstehe durchaus, warum Sie Buxton verließen“, fuhr er fort. „Sicher wussten Sie, dass Sie mir nicht entkommen würden, solange ich lebe … aber das Gerede der Leute … nun, das kann man ebenso wenig abschütteln. Und dann ist da natürlich Miss Caterina, deren gesellschaftlicher Aufstieg vorbei wäre, wenn Ihre Angelegenheiten, Madam, ans Licht kämen. Und Sie werden mich nicht verpfeifen! Dann müssten Sie nämlich vor Gericht aussagen, und die ganze hässliche Geschichte würde erneut durchgekaut. Ja, die Zeitungen … es wär’ alles sehr peinlich. Gewiss glaubten Sie doch nicht, dass ein Umzug für Sie die Lösung wäre, oder? Ich hatte zwei Jahre Zeit, mir das alles gut auszurechnen, liebe Amelie, und nur die Erinnerung an Ihre Schönheit hielt mich aufrecht. Nun dürfen Sie einen generösen Beitrag zu meinen Einkünften leisten. Und schicken Sie nach Mrs. Braithwaite. Sehen Sie, ich weiß immer noch den Namen Ihrer Haushälterin! Natürlich bekomme ich eines der besten Zimmer. Direkt neben Ihrem?“
    „Hinaus mit Ihnen! Hinaus! In die Gosse mit Ihnen, wo Sie hingehören!“
    „Ts, ts, Immer noch die Eisprinzessin? Ihr alter Ehemann hat wohl nie …“
    „Hinaus!“ Sie griff nach der Glocke, doch Hurst war schneller, packte sie beim Handgelenk und machte eine Geste, als
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