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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie
Autoren: Juliet Landon
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reden überhaupt nicht, Sir . Je eher Sie gehen, desto besser. Hier, nehmen Sie das.“ Sie nahm die Börse, die für die Armen bestimmt gewesen war, und warf sie ihm zu. „Mehr habe ich nicht im Haus.“ Da er nicht damit gerechnet hatte, plumpste der Beutel dumpf klirrend auf den Boden. In genau diesem Moment stieß Henry die Tür auf, war jedoch nicht mehr in der Lage, den Besucher anzukündigen, denn der trat schon mit raschem Schritt an ihm vorbei ins Zimmer und stand dort in der unerschütterlichen Pose, die zu seinen besonders einnehmenden Vorzügen zählte.
    Amelie hätte ihn am liebsten angeschrien, dass sie ihn erst am Nachmittag erwartete und dass er nur kein Wort mit Mr. Hurst wechseln solle. Ihr Plan würde nicht aufgehen, es würde sie lehren, nie wieder eine so hanebüchene Lüge zu erzählen. „Lord Elyot“, sagte sie atemlos. „Sie kommen, wie stets, genau zur richtigen Zeit. Mein Gast ist eben dabei, zu gehen.“
    „Sie werden uns hoffentlich bekannt machen“, sagte er kühl, während er das sich bietende Bild betrachtete, sowohl die Börse am Boden als auch Amelies zornig gerötete Wangen und den Eifer des Besuchers, sich davonzumachen.
    „Ruben Hurst – Lord Elyot“, sagte sie.
    Die beiden Männer verneigten sich, und Hurst wollte sich durch die Tür schlängeln, doch Lord Elyot stand ihm im Wege, offensichtlich nicht geneigt, ihn vorbeizulassen.
    „Mr. Hurst ist ein alter Freund der Familie“, erklärte Amelie, „unterwegs nach London.“
    „In der Tat? Und Sie sind in Richmond untergekommen?“ Lord Elyot stand wie angewachsen.
    Hurst schien sich innerlich zu krümmen. „Nun, Mylord, ich befinde mich in einer kleinen Verlegenheit. Ich kam per Postkutsche von Buxton und musste an der ersten Station feststellen, dass man mein Gepäck zurückgelassen hatte … wurde vermutlich im Trubel verwechselt. Diese Träger sind so dumm … Sie kennen das ja. Also, nein, wahrscheinlich kennen Sie es nicht. Jedenfalls stehe ich hier nun ohne meine Habseligkeiten und ohne Geld, das ich in meiner Reisetruhe verstaut hatte, damit es vor Taschendieben sicher ist. Wirklich sehr lästig. Deshalb dachte ich, ob es der lieben Lady Chester möglich wäre, einem alten Freund Gastrecht für die Nacht einzuräumen; aber es ist vielleicht doch ein wenig unpassend.“
    „In Richmond gibt es einige gute Gasthöfe, Mr. Hurst“, verkündete Lord Elyot wenig mitfühlend.
    „Ah … ja, gewiss. Gütig, wie Lady Chester ist, bot sie sich an, mir entsprechende Mittel zu borgen, bis meine Habe hier eintrifft. Wir sind schon geraume Zeit gute Freunde. Sehr gute Freunde, wie sie Ihnen gegenüber gewiss erwähnt hat.“
    „Nein, ich glaube, Ihr Name, Sir, ist mir nicht geläufig.“
    „Das erstaunt mich wirklich, Mylord. Sie vertraute mir eben etwas über die Art ihres Verhältnises zu Ihnen … Ihr sehr persönliches … äh … Einvernehmen, was ich natürlich für mich behalten werde, bis Sie geruhen, es öffentlich zu verkünden. Darf ich Ihnen meine Glückwünsche aussprechen, Mylord? Sie können sich glücklich schätzen, wie natürlich auch Lady Chester.“
    Amelie schloss die Augen und hielt den Atem an.
    „Vielen Dank, Mr. Hurst. Ja, ich bin wahrhaftig sehr glücklich“, erwiderte Lord Elyot, ohne mit der Wimper zu zucken. „Und natürlich werden wir Sie als so sehr guten Freund der Familie auf dem Laufenden halten. Doch gewiss werden Sie einsehen, dass unsere Abmachungen sich noch in einer sehr heiklen Phase befinden; ich muss darauf hinweisen, dass Lady Chesters Umstände selbst in diesem Moment noch in Änderung begriffen sind. Deshalb sind die Mittel, die sie Ihnen so gütig anbot, nicht verfügbar. Leider ist sie nicht in der Lage, Ihnen etwas vorzustrecken, Mr. Hurst. Nicht, ehe diese Sache abgeschlossen ist, wenn Sie verstehen. Dann werden wir die Lage überdenken.“
    Während Amelie noch aufatmete, trat Hurst einen Schritt zurück und beäugte wütend den Geldbeutel zu seinen Füßen, bis er sich schließlich zu einem Lächeln zwang. „Ja, in der Tat, Mylord, das hatte ich nicht bedacht, und natürlich erwähnte Lady Chester es auch nicht.“
    „Nein, das lag ihr naturgemäß fern.“ Lord Elyot schenkte Amelie ein anerkennendes Lächeln. „Sie ist so ungemein gutherzig.“
    „Ganz recht, Mylord. Sehen Sie, schon früher borgte sie mir einmal, wofür ich ihr ewig dankbar bin. Außerordentlich dankbar.“
    „Wirklich, Mr. Hurst. Und wofür? Ebenfalls wegen Schwierigkeiten mit dem
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