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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Ihnen gesehen werden?“
    „Äh, nun, zu Zeiten werden wir besser nicht gesehen werden, doch oft genug, zu diversen Anlässen, werde ich die Begleitung meiner zukünftigen Gattin wünschen. Das Leben ist viel einfacher, wenn eine Dame Ihres Formats als Gastgeberin in meinem Haushalt auftritt. All diese grässlichen Mütter mit ihren Töchtern! Bah!“
    Steif zog sie sich von ihm zurück und strich müde über ihre Augenlider. Er ließ ihr Zeit, sich zu fassen, ehe er aufstand und ihr auf die Füße half. Beiläufig reichte er ihr einen zierlichen Schuh, der ihr vom Fuß geglitten war, und musterte sie unauffällig, während sie in dem Bemühen um Haltung ihre reichen dunklen Locken schüttelte, die ganz zerzaust waren. Wie kompliziert diese Frau doch war! Voll widersprüchlicher Bedürfnisse, von leidenschaftlichem, dennoch ängstlichem Naturell, dazu besaß sie erstaunliches Stilgefühl und eine Großherzigkeit, die ihr ungezählte Schwierigkeiten einbrachte. Zwar war sie Männern gegenüber zynisch und misstrauisch geworden und mied sie nach Möglichkeit, aber da er nun aus erster Hand erfahren hatte, wie die letzten vier Jahre ihres Lebens verlaufen waren, musste er ihr zugestehen, dass Frauen von minderer Geistesstärke härter und verbitterter geworden wären. Er spürte, welchen Kampf sie mit sich ausfocht und dass sie, obwohl sie sich zu ihm hingezogen fühlte, immer noch kurz davorstand, seinen Antrag abzulehnen. Er würde sie anders überzeugen müssen.
    Sanft zog er sie zu sich herum, sodass sie ihn ansehen musste.
    „Mylord“, sagte sie eisig, „mir ist klar, dass Sie versuchen, dieses Arrangement für uns beide vorteilhaft klingen zu lassen, aber das ist es natürlich nicht. Da ist zum Beispiel die Frage, ob Sie bisher für Ihre Mätressen Vorsorge trafen, wenn diese in ‚interessante‘ Umstände gerieten. Wurde das unerwünschte Kind ins Findelheim gebracht? Und die Mutter? Kam sie ins Arbeitshaus, musste allein fertig werden? Immerhin bringen sie sich ja allein in diese peinliche Lage, nicht wahr?“
    „Na, na!“ Er schüttelte den Kopf. „Himmel, mein schönes Kind, Sie sind aber auch hartnäckig! Wie ein Hund mit seinem Lieblingsknochen. Wieso verfolgen Sie dieses Thema so zäh? Einigen wir uns doch darauf, dass wir den Punkt klären, wenn oder falls er sich ergibt.“
    „Ha, wie ein Mann gesprochen! Aber betrachten wir das Ganze doch einmal aus der Sicht einer Frau.“
    „Ja?“
    „Können Sie das nicht erraten? Dieses Gerede von Verlöbnis und Einvernehmen ist doch nur das Deckmäntelchen für etwas anderes. Dem Sinn und Zweck nach wäre ich Ihre Mätresse, und dabei würden Sie es belassen, wenn ich dieser Vorstellung nicht widerstrebte. Wissen Sie, so naiv bin ich nicht, um zu übersehen, was Sie von diesem Verhältnis erwarten, aber was sagten Sie wohl, wenn wir diese Seite des Handels außen vor lassen?“
    Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie forschend, bis ihr die Röte ins Gesicht stieg.
    „Das, Mylady, klingt mir wie ein Widerspruch in sich.“
    „Ja, das ist verständlich. Aber wer wüsste denn davon?“
    „Ich. Und Sie.“
    „Nun, ist das wichtig?“
    Sie kannte seine Antwort, denn er hatte ihr ja schon bewiesen, wie wichtig es ihm war.
    „Lady Chester“, sagte er bedächtig, „hören Sie mir einmal richtig zu. Die intime Seite unserer Abmachung fürchten Sie völlig grundlos … nein, schweigen Sie. Ich sehe, dass es Sie betroffen macht, doch das muss es nicht. Ich werde Ihre Witwenzeit zu berücksichtigen wissen, ebenso Ihre Ehe mit dem wesentlich älteren Mann, die vermutlich eher dem Wunsch Ihrer Eltern als Ihrem eigenen entsprach. Ist das richtig?“
    „Ja.“
    „Und Sie hatten keine Kinder?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Nun denn. Allerdings übersehen Sie meiner Ansicht nach diverse Vorteile, die Ihnen aus unserem Handel erwachsen. Da ist zum Beispiel Miss Chester. Gemeinsam könnten Sie und ich sie in die beste Gesellschaft einführen, und mit meinem Namen würden sich ihr viele Türen öffnen. Ist Ihnen das nichts wert?“
    „Wie Sie sehr wohl wissen, Mylord. Tatsächlich ist das Wohlergehen meiner Nichte der einzige Grund, Ihren Antrag zu überdenken, der offen gesagt gegen jede Anstandsregel, die man mich je lehrte, verstößt.“
    „Sagt eine, die die Gesetze verhöhnt, wenn es ihr in den Kram passt. Meine liebe Dame, das ist wirklich der größte Unsinn und wirkt bei mir nicht. Wenn es einen Ausweg aus der kniffligen Lage gibt, die Sie

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