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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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–, und er fehlt ihr so, der Ärmsten.“
    Ohne Hannahs gute Meinung über ihre äußerst lebenslustige Schwägerin infrage zu stellen, zweifelte Amelie doch, ob man Adorna tatsächlich hatte überreden müssen, sich ohne ihren Gatten in das gesellschaftliche Leben Baths zu stürzen. „Nun, dann müssen wir uns hin und wieder zu einem Spaziergang zusammentun“, schlug sie vor. „Wo ist Lady Dorna? Und dein Bruder ist auch hier?“
    „Er ist da drüben“, entgegnete Hannah mit einer vagen Handbewegung. An Caterina gewandt fuhr sie fort: „Du musst nicht denken, du wärest auch nur im Mindesten dafür verantwortlich, dass Tam und ich hierher geschickt wurden. Dorna wollte sowieso für die Saison nach Bath und bot meinem Vater an, uns mitzunehmen. Also eher ein Zufall, der aber gerade recht kam.“ Eine gut gemeinte, doch nicht sehr taktvolle Bemerkung.
    „Ja, ich verstehe“, sagte Caterina unsicher. Inzwischen hatte sie Tamworth entdeckt. Er stand inmitten einer Gruppe junger Leute, und wie immer richtete sich die Aufmerksamkeit aller auf ihn. Er las mit mehr Dramatik als notwendig aus einem Buch vor, während seine Zuhörer pflichtschuldig an seinen Lippen hingen. Als er einmal aufsah, erblickte er Caterina, reichte das Buch seinem Nebenmann und eilte ihr so freudig entgegen, dass sie alle Bedenken bezüglich ihrer weiteren Freundschaft fahren ließ.
    >„Liebe Miss Chester“, sagte er, den Tonfall weltgewandter Dandys imitierend, lachte jedoch dabei, „meine Gebete sind erhört worden! Ich wusste es … ich wusste es! Sie sind nach Bath geeilt, weil Sie es nicht einen Augenblick länger ertragen konnten, meine Gesellschaft entbehren zu müssen. Geben Sie es nur zu … Sagen Sie ihr, sie soll es gestehen, liebe Lady Chester.“
    „Nein, Mr. Elwick, nichts dergleichen!“, erwiderte Caterina errötend. „Bitte, lassen Sie meine Hand los. Übrigens sind wir aus völlig unromantischen Gründen hier. Und eigentlich sollten wir einander nicht sehen.“
    „Tatsächlich?“ Tamworth sah beleidigt drein. „Lady Chester, stimmt das?“
    „Ich denke, man hätte Rücksprache halten müssen“, erklärte Amelie. „Tatsächlich sind wir ganz einfach hier, um Signor Rauzzini aufzusuchen.“
    Tamworth verzog das Gesicht, während seine Begleiter das unerwartete Schauspiel amüsiert verfolgten. „Aber ich darf sie mir ausborgen, nicht wahr, Lady Chester? Das erlauben Sie? Um sie auszuführen, in der Kutsche oder zu einem Spaziergang? Natürlich nur bewacht von einer Anstandsdame. Sie werden mir die Hände fesseln! Und selbstverständlich keine Irrgärten!“ Der junge Leichtfuß war unwiderstehlich, und er wusste es.
    „Wenn Caterina es wünscht“, sagte Amelie. „Aber vorher muss ich hören, was Lady Dorna dazu zu sagen hat.“
    Darauf mussten sie nicht lange warten, denn als sie aus der Bibliothek traten, wehte diese Dame sozusagen, in fließende Gewänder gehüllt und modisch wie immer, durch die Flügeltüren der Trinkhalle, die ihr von einem sehr gut aussehenden Herrn aufgehalten wurden. Sobald er jedoch Amelie und die anderen erblickte, verneigte er sich und trat geschickt den Rückzug an. Ohne deshalb Verlegenheit zu zeigen, streckte Adorna ihnen zu einer herzlichen Begrüßung die Hände entgegen, und kurz darauf schlenderten die beiden Damen Arm in Arm die Promenade entlang, als ob nie etwas geschehen wäre, das ihrem Vergnügen hätte abkömmlich sein können.
    Adorna stimmte mit Amelie überein, dass an interessanten und amüsanten Veranstaltungen kein Mangel herrschte, seien es Gesellschaften, Bälle oder Theaterbesuche. Angesichts dieser reichhaltigen Auswahl wunderte es nicht, dass Amelie ihren Plan, den Maestro so bald wie möglich aufzusuchen, zugunsten der Zerstreuungen aufschob, die Caterina durch Tamworth und seine neuen Freunde geboten wurde. Schon jetzt hob sich die Stimmung ihrer Nichte beträchtlich, während sie, über die Scherze des jungen Mannes lächelnd, mit den anderen durch die Menge flanierte, und so entschied Amelie, dass ein paar Tage der Erholung nicht schaden konnten, ehe sie sich wieder ernsteren Dingen zuwandte. Solange Caterina stets beaufsichtigt wurde, konnte ihr nichts geschehen.
    In den folgenden Tagen vergnügte sich die kleine Gesellschaft mit den verschiedensten Unternehmungen, unter anderem auch Ausflügen in die Umgebung Baths mit Wagen, Kutschern und Lakaien. Da daran stets sechs oder sieben junge Leute aus Tamworths Freundeskreis teilnahmen, übten Amelie und

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