Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
Zurschaustellung.“
„Genau wie ich!“, entfuhr es Natalia.
Zweifelnd schob er die dunklen Brauen zusammen. „Du? Und warum gibst du dann ständig Interviews, posierst für die Fotografen und behandelst aufdringliche Paparazzi wie deine besten Freunde?“
Da sie sich nicht in der Lage fühlte, ebenso offen zu reden wie Ben, senkte sie den Blick. Sie spürte, wie der vertraute Druck in der Brust zunahm und ihr langsam den Atem abschnürte.
Weil es der einzige Weg ist, wenigstens einigermaßen die Kontrolle in der Hand zu behalten! hätte sie ihm am liebsten entgegen geschrien. Weil ich schon viel zu oft verletzt und gedemütigt wurde. Und weil es auf diese Art wenigstens so wirkt, als würde ich es bewusst herausfordern. Aber ich will nicht, dass du so von mir denkst …
„Natalia? Was ist los? Rede mit mir!“ Sie hörte das Drängen in seiner Stimme und schüttelte nur stumm den Kopf. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
„Prinzessin …“
Mit äußerster Willensanstrengung straffte sie die Schultern und sah Ben direkt an. „Die Presse kann durchaus nützlich sein, wie du eben selbst gesagt hast“, brachte sie rau hervor, schnappte sich das Ballnetz und zog es hinter sich her in Richtung eines Unterstands.
Ben folgte ihr schweigend und wartete, bis er wieder Natalias Aufmerksamkeit hatte. „Auf jeden Fall handelt es sich nur um ein ruhiges Dinner in einem diskreten Restaurant“, sagte er dann nüchtern.
„Fein.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Trotz Muskelkater und Erschöpfung hatte sie die letzten Tage genossen wie kaum etwas in ihrem Leben: Das Herumtoben mit den Kindern, Gabriella die Schüchternheit zu nehmen, sich gebraucht und gemocht zu fühlen – einfach dazuzugehören und endlich einmal keine Prinzessin zu sein. „Freitagabend sagst du? Bis dahin sollte ich es wohl schaffen, mein Brillant-Diadem zu entstauben.“
Ben nickte knapp. „Ich hole dich um fünf vom Palast ab.“
Als sie sich von ihm entfernte, das Kinn stolz vorgereckt, der Rücken kerzengerade, sah Ben ihr noch lange hinterher. Diese defensive Körperhaltung kannte er inzwischen an ihr. Er dachte an ihr kurzes Gespräch und überlegte, womit er sie verletzt haben könnte, denn dass sie es war, daran bestand kein Zweifel.
Natalia Santina war eine Frau voller Geheimnisse, und er wollte unbedingt wissen, was sie vor ihm, und möglicherweise vor der ganzen Welt, verbarg. Ein gefährliches Unterfangen, wie Ben sehr wohl wusste. Denn schon jetzt empfand er viel zu viel für die kapriziöse Prinzessin, die sich ebenso hingebungsvoll mit den Kindern im Dreck herumwälzte wie sie auf der Tanzfläche in seinem Arm gelegen hatte.
Das Freitagabenddinner war in erster Linie ein Vorwand, um ihr endlich wieder außerhalb des Camps nahe sein zu können. Seine Klienten mochten vielleicht am Rand erwähnt haben, dass es nett wäre, die Prinzessin einmal privat zu treffen, doch der Vorschlag mit dem gemeinsamen Dinner war von ihm gekommen.
Wo war sein eiserner Entschluss geblieben, sich so fern wie möglich von der Skandal-Prinzessin zu halten? Seit jeher war ein sicheres, überschaubares Leben Bens oberstes Ziel gewesen, doch plötzlich langweilte es ihn. Er hatte es satt, immer nur kontrolliert und beherrscht zu sein. Zumal ihm die Kontrolle über seine Gedanken und Gefühle längst entglitten war.
Um fünf Minuten vor fünf stand Natalia am Freitagnachmittag vor dem raumhohen Barockspiegel in ihrem Schlafzimmer und betrachtete kritisch ihr Konterfei. Ganz kurz hatte sie mit der Idee gespielt, etwas ähnlich Aufreizendes wie ihr silbernes Minikleid anzuziehen, das sie zu Alessandros Verlobung getragen hatte. Doch dann entschied sie sich dagegen, weil ihr einfach nicht danach war zu provozieren.
So lange hatte sie sich hinter ihren wilden Eskapaden und dreistem Benehmen versteckt, dass es ihr fast zur zweiten Natur geworden war, nur um die Menschen auf Abstand zu halten. Und wohin hatte sie das gebracht? Sie fühlte sich noch einsamer und unglücklicher als während ihrer problematischen Kindheit und Schulzeit.
Seufzend griff sie nach dem funkelnden Collier, das Teil der Kronjuwelen ihrer Mutter war. Vierundzwanzig Smaragde, jeder Einzelne von Diamanten eingefasst und im Zentrum des unschätzbar kostbaren Halsschmucks ein riesiger, lupenreiner Diamant, der sich wie von selbst in das weiche Tal zwischen ihren Brüsten schmiegte.
Für ihren eigenen Geschmack war das Collier zu protzig, doch wenn Ben schon mit ihr angeben musste,
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