Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
wollte sie wenigstens jeden Zoll die perfekte Prinzessin repräsentieren.
Die Korsage des schwarzen Satincocktailkleids umschloss ihren Oberkörper wie eine zweite Haut, der weite Rock umspielte zärtlich die Knie, und die eleganten schwarzen High Heels wirkten weder herausfordernd noch skandalös … zumindest auf den ersten Blick. Allerdings waren die Absätze mit winzigen Brillanten bestückt.
Eine Prinzessin ist eben auch nur ein Mädchen und will wenigsten ein bisschen Spaß haben! dachte Natalia trotzig.
Es klopfte, und kurz darauf steckte ihre persönliche Zofe den Kopf durch den Türspalt. „Mr Jackson erwartet Sie unten in der Halle, Euer Hoheit .“
„Danke, Ana.“ Ein letzter Blick, ein energischer Griff nach dem schimmernden Seidenschal und der mondänen Clutch , und die Prinzessin schwebte mit huldvollem Lächeln auf den roten Lippen die breite Treppe hinab.
Bei Bens Anblick stockte allerdings ihr Fuß, und das verräterische Herz begann im heftigen Stakkato zu schlagen. Er trug einen eleganten Anzug, so wie am Verlobungsball und jeden Tag in seinem Büro. Also gab es keinen Grund, warum er heute anders darin wirken sollte … oder für sie, sich anders zu fühlen als sonst. Und trotzdem war es so.
Vielleicht lag es an dem gemeinsam Erlebten, das sie inzwischen teilten. Oder daran, dass es ihr immer weniger gelang, sich etwas vorzumachen. Sie fühlte sich auf eine unwiderstehliche, äußerst fatale Weise zu ihrem Boss hingezogen.
Mit zitternden Knien bewältigte Natalia die letzten Marmorstufen, und als sie aufsah, begegnete sie Bens Blick.
„Guten Abend, Prinzessin “, sagte er leise, obwohl es draußen noch hell war, und kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Zum ersten Mal hörte sich die Anrede für Natalia weder neckend noch sarkastisch an.
„Guten Abend.“
Ben nickte den livrierten Wachposten Abschied nehmend zu und geleitete Natalia hinaus zu seinem Wagen. Ein bisschen fühlte sie sich wie Cinderella, nur dass sie das Schloss verließ, anstatt es zu betreten. Und genau das gefiel ihr. Während Natalia ganz tief die würzige Luft einatmete, fühlte sie sich überraschend frei und beschwingt.
„Und wohin soll es zu dieser ungewöhnlich frühen Dinnerstunde gehen?“, fragte sie, sobald sie in der silbergrauen Luxuslimousine saßen.
„Reserviert wurde für acht Uhr, aber der Weg bis dorthin nimmt eine kleine Weile in Anspruch.“
„Eine kleine Weile ? In zwei Stunden hast du die Insel einmal durchquert!“
Ben grinste nur, startete den Motor und rollte gemächlich die kurvige Auffahrt entlang in Richtung der riesigen schmiedeeisernen Tore, die das Palastgrundstück zur Außenwelt hin öffneten. „Ich habe nie behauptet, dass wir auf Santina dinieren werden“, murmelte er geheimnisvoll.
Was er damit meinte, wurde Natalia klar, als sie keine fünfzehn Minuten später den einzigen Flughafen der Insel vor sich auftauchen sah. Kurz darauf stöckelte sie auf ihren High Heels hinter Ben her zu einem etwas abseits gelegenen Rollfeld, wo eine kleine Maschine stand.
„In dem Ding da sollen wir fliegen?“, fragte sie entsetzt.
„Mein Privatjet“, erläuterte Ben mit ironischem Lächeln.
„Nur zur Klärung, Mr Jackson , Privatjet heißt für mich Champagner, Kaviar und butterweiche Ledersitze und nicht …“ Sie ging noch ein paar Schritte weiter, um den Miniflieger besser inspizieren zu können. „Und nicht eine fliegende Blechschachtel und als Proviant einen Streifen Kaugummi.“
„Ich bin sicher, dass du eine Seabird Seeker 360 heute nicht zum ersten Mal siehst, Prinzessin “, kam es gelassen zurück. „Ein technisches Wunderwerk, das locker seine vierhunderttausend Dollar gekostet hat.“
„Ganz schön viel Geld für so wenig Material.“
„Hast du etwa Angst?“
Da sie sich ertappt fühlte, schnitt Natalia eine kleine Grimasse. „Hmm … wenn ich ehrlich sein soll, ganz wohl ist mir tatsächlich nicht bei dem Gedanken, gleich keinen festen Boden mehr unter meinen High Heels zu haben.“
Ben hielt ihr die Hand hin, und als Natalia sie ergriff, zog er sie sanft immer näher an sich. „Keine Bange, Prinzessin , bei mir bist du sicher …“
Natalia lachte rau, während ihr Herz wie verrückt gegen den Rippenbogen hämmerte. „Zeig mir zuerst deinen Pilotenschein!“
„Du traust mir nicht?“
Er war ihr jetzt so nah, dass sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte. „Nicht die Bohne!“, behauptete sie flapsig und versuchte, Abstand zu gewinnen,
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