Skandal
offensichtlich eine Frau voll Glut und Leidenschaft, ganz so, wie Prendergast es sagte.«
»Und Sie sind offensichtlich ein Mann, der sich über die seltsamsten Dinge zu amüsieren scheint.« Sie stellte ihr Cognacglas hin. Sie hatte eindeutig schon mehr als genug getrunken. Sie stieß die Hände in die Taschen ihres Morgenmantels. »Und?« fragte sie gereizt. »Was ist mit meinem Angebot?«
Der Earl richtete sich langsam auf und stellte sein leeres Glas zur Seite. Er durchquerte das Zimmer, bis er vor ihr stand, und seine kräftigen, warmen Hände schlossen sich um ihre Schultern. »Emily, meine Liebe, fühle dich bitte versichert, daß dein charmantes Angebot eine große Ehre für mich ist.«
Ihr sank das Herz. »Aber?«
»Aber ich halte dich für ein Geschöpf von überschwenglicher Leidenschaft, das noch dazu von einem lebhaften romantischen Geist beseelt ist, und daher wäre es das beste, wenn du mir gestatten würdest, in dieser Angelegenheit die Führung zu übernehmen.«
»Und warum?« fragte sie unverblümt. »Glaubst du, du kannst in diesen Dingen so kaltblütig sein, wie du es bei so ziemlich allem anderen auch versuchst?«
»Diejenigen, die mich kennen, würden dir jederzeit bestätigen, daß ich im allgemeinen in so ziemlich jeder Hinsicht kaltblütig sein kann und es auch bin. Sei gewarnt, Emily.«
»So ein Bombast. Das ist nichts weiter als eine Haltung, die du einnimmst. Jeder Versuch, mir einzureden, daß du kaltblütig bist, ist zwecklos, weil ich die Wahrheit kenne. Vergiß nicht, daß ich aus deinen Briefen eine ganze Menge über dich erfahren habe, Mylord. Unsere Gedanken haben sich auf einer höheren Ebene getroffen und zusammengetan. Wir haben einander tief in die Seele geschaut.«
»Glaub doch, was du willst, meine Liebe. Nichtsdestoweniger wirst du einräumen müssen, daß ich, wenn schon sonst nichts anderes, älter bin als du und weit mehr von der Welt gesehen habe.«
»Daran besteht kein Zweifel. Ich habe mein Leben lang in Little Dippington festgesessen.«
»Dann wirst du mir den Vorteil eines breiteren Erfahrungsspektrums zugestehen und mir gestatten, die Entscheidungen in bezug auf den Lauf unserer künftigen Beziehung zu treffen.«
»Ach, werde ich das tun?«
»Ja, Emily«, sagte er ganz sachte. »Das wirst du tun.« Er senkte den Kopf und küßte sie auf die Nasenspitze. »Ich bin der Überzeugung, daß es das beste ist, wenn du bis zu unserer Hochzeitsnacht wartest, ehe du dich einem weiteren Anfall überschwenglicher romantischer Leidenschaft uneingeschränkt hingibst.«
»Dann werde ich auf ewig warten, Mylord«, fauchte sie, »weil ich gewiß nicht die Absicht habe, Elias Prendergast zu heiraten, und er ist so ziemlich der einzige, von dem ich ein solches Angebot erwarten kann.«
»Nein, meine Liebe, das ist er nicht. Ich werde um deine Hand anhalten. Sowie dein Vater nach Little Dippington zurückkehrt.«
Emily sah mit absolutem Unverständnis zu ihm auf. »Du wirst um meine Hand anhalten? Aber ich habe doch gerade meine Erklärung beendet, daß ich ruiniert bin.«
»Ich glaube«, sagte Simon kühl, »wir werden den unseligen Vorfall in deiner Vergangenheit nicht noch einmal ansprechen.«
»Ach nein?«
»Jetzt beginnst du zu verstehen.« Er streifte mit seinen Lippen zart ihren Mund und zog seinen Kopf dann mit einem matten Lächeln zurück.
Sie packte eine seiner großen Hände mit ihren beiden kleinen. »Simon, ist das dein Ernst? Du hast vor, trotz des großen Skandals in meiner Vergangenheit um meine Hand anzuhalten?«
»O ja, Emily. Ich habe ganz und gar die Absicht, bei deinem Vater um dich anzuhalten.«
Sie konnte es kaum glauben. Freudige Erregung drohte, sie zu überschwemmen. »Und du willst nicht statt dessen heute nacht eine unzulässige romantische Liaison mit mir beginnen?«
»Es ist selbstverständlich schwierig, einer Frau von solcher Glut wie dir zu widerstehen, Emily, aber ich habe die Absicht, unsere Hochzeitsnacht abzuwarten und dann unsere Verbindung zu vollziehen.«
»Oh.«
Simon lachte leise über die klägliche Enttäuschung, die in ihren Augen stand. Er führte eine ihrer Hände an seine Lippen und küßte ihr Handgelenk, ohne sie dabei auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. »Womit ich nicht sagen will, meine Süße, daß wir nicht ein oder zwei Bissen von der verbotenen Frucht kosten können.«
Sie sah strahlend zu ihm auf und schlang ihm die Arme um den Hals. »Heißt das, daß du mich küssen wirst?«
»Unter
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