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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Preisen, die in den Küstengrafschaften bezahlt wurden. Wieder griff sie zu ihrer Schreibfeder und notierte sich ein oder zwei Kommentare. Als nächstes überprüfte sie die Durchschnittspreise für Mehl, Zucker, Heu und Stroh im vorangegangenen Monat und achtete auf steigende und fallende Tendenzen.
    Als sie damit fertig war, die derzeitigen Preise für Grundstoffe durchzusehen, wandte sich Emily der meteorologischen Tabelle des Monats zu. Ihr widmete sie nur einen flüchtigen Blick. Es war noch Winter, und die Tagestemperaturen und die Stärke der Regenfälle waren für ihre Berechnungen jetzt nicht so wichtig, wie sie es im Frühjahr und im Sommer wieder sein würden. In ein paar Monaten würde sie beginnen, sie bei ihren Versuchen, die Ernte vorherzusagen, gründlicher zu studieren.
    Kurz darauf wandte sie sich ihrer Korrespondenz zu. Sir Alfred Chumley berichtete Neuigkeiten über ein neues Bergbau-Unternehmen, und eine gewisse Mrs. Middleton hatte geschrieben, um sich nach Emilys Interesse an einem Schiff zu erkundigen, das schon bald nach Südostasien aufbrechen würde. Es war damit zu rechnen, daß es mit beträchtlichen Gewinnen zurückkehren würde, wie es schon bei dem letzten dieser Schiffe der Fall gewesen war.
    Mrs. Hickinbotham fand den Lapsung Souchong.
    Emily sah besorgt zu, als Simon den ersten Schluck von dem exotischen rauchigen Gebräu zu sich nahm. Als er sie über den Rand seiner Tasse hinweg anlächelte und sie vielsagend ansah, hätte sie Mrs. Hickinbotham am liebsten umarmt. Die Augen der Haushälterin funkelten, aber ihr Ausdruck blieb angemessen zurückhaltend, als sie einen Knicks machte und die Mitglieder des Literarischen Zirkels ihren Diskussionen überließ.
    Emily hatte sich dreimal umentschieden, welches Kleid sie tragen würde, bis Lizzie ihr endlich das Musselinkleid mit den Rüschen und der Halskrause eingeredet hatte. Das Gewand war blaßgelb mit winzigen weißen Streifen, und Lizzie behauptete, es würde Emilys Haarfarbe besonders gut betonen. Emily war keineswegs sicher, ob es eine gute Idee war, rotes Haar noch zu betonen, aber Lizzie stieß die Bedenken ihrer Herrin um.
    Die Damen vom Literarischen Zirkel waren mit einer ausgeprägten Erwartungshaltung eingetroffen. Sie gewöhnten sich allmählich daran, derzeit einen Earl in ihrem Kreis zu haben, und die Aufmerksamkeiten, mit denen er Emily bedachte, waren nicht unbemerkt geblieben. Die braven Damen waren alle insgeheim fasziniert von der hehren Romanze, die inmitten ihres Kreises keimte, und jetzt begrüßten sie Simon mit herzlicher Freundlichkeit.
    Wie üblich wirkte er, sowie er zwischen ihnen saß, wie ein dunkles wildes Tier mit goldenen Augen, das von einem Schwarm von lebhaften, zwitschernden Vögeln umgeben war. Simon schien sich an diesem Kontrast nicht zu stören. Aber andererseits war es Emily überdeutlich klar, daß der Earl sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen ließ.
    Das gesamte Ereignis verlief, die Erfrischungen und die Gespräche inbegriffen, so mühelos und glatt, daß Emily den Verdacht zu hegen begann, sie besäße eine bisher unentdeckte Gabe als Gastgeberin. Daraus mußte sie wirklich mehr machen, beschloß sie, als die Diskussion ziemlich lebhaft wurde.
    »Und wie kommen Sie mit Ihrem Gedicht weiter, Emily?« fragte Miss Bracegirdle, nachdem sie eine hitzige Debatte über die Verdienste von Samuel Coleridges Vorträge über Shakespeare abgeschlossen hatten. Keiner der Anwesenden hatte die Lesungen tatsächlich besucht, doch Berichte darüber waren weit verbreitet, und im großen und ganzen neigte man zu dem Schluß, sie seien nicht von dem Format, das man von Coleridge erwartet hätte.
    »Ich arbeite daran, die Verse auszuweiten und noch ein neues Abenteuer einzubauen«, verkündete Emily. Sie warf Simon einen Blick zu, und eine leichte Röte wärmte ihre Wangen. »Ich habe eine großartige Idee für eine Szene in einem Geheimgang.«
    »Wie aufregend.« Miss Ostly, die die Romanze der Minerva Press mehr als die meisten anderen mochte, war entschieden fasziniert. »Und vielleicht noch ein Geist? Ich liebe diese Geister einfach zu sehr.«
    Emily zog die Augenbrauen über den Rand ihres Brillengestells hoch, als sie darüber nachdachte, noch einen Geist in Die Geheimnisvolle Dame einzubauen. »Geister sind immer eine ganz großartige Sache in Geschichten voller Romantik und Abenteuer. Aber es ist schwierig, einen Reim auf >Gespenst< zu finden. Man endet letztlich immer nur bei erkennst oder

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