Skandal
mich verliebt sind. Da ich das weiß, ist mir auch klar, daß Sie jeglichen Überschwang romantischer Leidenschaft von meiner Seite aus nicht willkommen heißen werden, und ich versichere Ihnen, daß ich Sie zu nichts dergleichen drängen werde.«
»Miss Faringdon, Sie schockieren mich.«
»Und Sie machen sich über mich lustig«, gab sie zutiefst verletzt zurück.
»Ganz und gar nicht. Ich frage mich nur, was Sie zu der Schlußfolgerung geführt hat, jeder leidenschaftliche Überschwang von Ihrer Seite sei mir nicht willkommen.«
Sie schaute auf ihre gefalteten Hände hinunter, und ihr Gesicht glühte. »Eine detaillierte Analyse der Vorfälle in der Bibliothek in der gestrigen Nacht.«
»Was ist mit der gestrigen Nacht?«
Sie erstickte einen kleinen Seufzer. »Zu dem Zeitpunkt glaubte ich, Sie lehnten mein Angebot, eine unzulässige Affäre einzugehen, ab, weil Sie nobel und galant sind. Ich ging davon aus, Sie hätten sich in der körperlichen Liebe zurückgehalten, weil Sie sich nicht dazu durchringen konnten, eine Frau auszunutzen, die sich etwas aus Ihnen macht, selbst dann, wenn sie bereits eine verruchte Vergangenheit hat.«
»Mit anderen Worten, Sie sind davon ausgegangen, daß ich mich wie der Gentleman benommen habe, der ich zu sein behaupte?«
Sie nickte rasch. »Ja. Jetzt ist mir klar, daß Sie mein schamloses Angebot zurückweisen mußten, weil Sie mich nicht lieben.«
»Ich verstehe.«
»Und da Sie nicht vorhatten, mich tatsächlich zu heiraten, und da es andererseits auch unwahrscheinlich war, Sie könnten gezwungen sein, mit mir auszureißen, da mein Vater Ihren Forderungen bestimmt nachgeben wird, bestand keine Notwendigkeit, eine Leidenschaft zu heucheln, die Sie nicht verspürt haben. Unter den gegebenen Umständen haben Sie sich eigentlich wirklich wie ein Gentleman benommen.« Sie zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Das heißt, wie ein Gentleman, der auf Rache sinnt, sich verhalten würde. Ich glaube fest daran, daß Sie von Natur aus eine noble und großzügige Gesinnung haben, Blade.«
»Jetzt schmeicheln Sie mir.«
»Mylord, lassen Sie mich diese Angelegenheit noch zu Ende bringen. Ich werde die Vorteile zusammenfassen, die eine Ehe mit mir mit sich bringt. Sie werden Ihr Ziel erreicht haben, sich in ganz erlesener Form an meiner Familie gerächt zu haben. Sie gewinnen eine Frau, mit der Sie auf einer höheren Ebene kommunizieren können. Sie werden die Garantie dafür haben, daß ich Sie nicht mit meinen unbeherrschten romantischen Leidenschaften belästigen werde. Und dann ist da noch etwas.«
»Ich bin jetzt schon überwältigt von dem großen Glück, das ich habe, aber fahren Sie doch bitte fort.«
Emily hob das Kinn, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sie zählte darauf, daß dieser letzte Punkt ihr den Sieg davontrug. »Weshalb, das liegt doch auf der Hand, Mylord. Meine finanziellen Fähigkeiten werden ganz in Ihrem Dienst stehen.«
Simons Augen funkelten einen Moment lang. »Das ist wahrhaft eine interessante Vorstellung.«
»Mylord, bedenken Sie eins«, sagte Emily ernst. »Ich weiß, daß Sie sehr wohlhabend sind, aber ich bitte Sie, auch daran zu denken, daß selbst das größte Vermögen nicht gegen Katastrophen geschützt ist. Ein paar Fehlentscheidungen bei den Investitionen, die man tätigt, ein paar leichtsinnige Nächte in den Spielhöllen, eine Zeitlang Pech mit den Fonds, und so kann ganz schnell alles zu Schutt und Asche zerfallen.«
»Aber mit Ihnen an meiner Seite kann ich sicher sein, jeden Verlust, der mir in zukünftigen Jahren widerfahren könnte, wieder auszugleichen, das meinen Sie doch?«
Emilys Hoffnungen setzten zu einem Höhenflug an. Sie ahnte, daß sie den Handel endlich für sich entschieden hatte. »Ja, genau darum geht es, Mylord. Stellen Sie es sich so ähnlich vor, als heirateten Sie eine reiche Erbin. Meine Begabungen an der Börse und in verwandten finanziellen Bereichen werden Ihnen eine Form von ökonomischer Sicherheit bieten, wie sie meiner Familie in den letzten Jahren Sicherheit gewährleistet hat.«
»Mit anderen Worten, meine Liebe, wollen Sie mir erzählen, wenn ich Sie heirate, sei das von meiner Seite aus eine ganz besonders gerissene Investition?«
Zum ersten Mal, seit ihre Teegesellschaft durch das Erscheinen ihrer männlichen Verwandten verdorben und aufgelöst worden war, wurde Emily wieder gelassener. Sie lächelte strahlend. »Ganz genau, Mylord. Wenn Sie mich heiraten, wird das zweifellos die beste Investition sein,
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