Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
interessiert es dich, wenn es so wäre? Was geht es dich an?«
Charles winkte die Fragen achtlos beiseite. »Wenn der Klatsch Recht hat, hältst du die Mittel in der Hand, ihn zu ruinieren, aber du unternimmst nichts. Warum, Cousin?«, wollte er wissen. »Was bindet dir die Hände?«
»Not kennt kein Gebot«, wich Julian ihm aus, stand auf und stocherte mit dem Feuerhaken in der Glut.
Charles lachte, aber es klang nicht belustigt. »Also steht es Patt zwischen uns, was? Du willst meine Fragen nicht beantworten und ich deine nicht. Wir sind ein armseliges Pärchen, Julian.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Julian bei.
Charles erhob sich. »Ich muss aufbrechen.« Er streckte
eine Hand aus und sagte: »Ich freue mich schon, in näherer Zukunft hier mit dir und deiner bezaubernden Gattin zu speisen.« Ein Grinsen glitt über seine harten Züge. »Um unsere erneuerte Freundschaft zu festigen.«
»Wie ich vorhin schon sagte, macht dich nur deine Unverfrorenheit erträglich«, erklärte Julian und schüttelte Charles die Hand. »Ich werde mich erkundigen, welcher Abend meiner Gattin recht wäre.« Mit unnachgiebiger Miene fügte er hinzu: »Du begreifst aber schon, dass die Einladung Tynedale nicht einschließt, oder? Er wird unter keinen Umständen einen Fuß in mein Heim setzen.«
Charles nickte knapp. »In der Beziehung hast du nichts zu befürchten.«
Während er Charles aus dem Zimmer begleitete, dachte Julian über die Situation nach. Er und Charles redeten wieder miteinander, und wenn er sich nicht irrte, war Charles nicht Tynedales Freund. Ein Rätsel, überlegte er, als er die Tür zum Flur öffnete, dessen Boden mit erlesenem weißen und grauen Marmor gefliest war.
Nell und Lady Diana kamen just in dem Moment die Treppe herunter und blieben beim Anblick von Charles und Julian, die gemeinsam aus Julians Arbeitszimmer kamen, stehen und starrten sie an. Die beiden Frauen gaben ein reizendes Bild ab, wie sie nebeneinander auf der Treppe standen. Nells schlanke, hochgewachsene Gestalt und ihr dunkelblondes Haar bildeten einen reizvollen Kontrast zu Lady Dianas dunklem Haar und ihrer kleineren, gerundeteren Figur. Und Nells schlichtes kornblumenblau gestreiftes Kleid ergänzte die creme- und rosafarbene Kreation, die Lady Diana trug.
»Gütiger Himmel, bist du das, Charles?«, platzte Lady Diana mit großen, vor Staunen weit aufgerissenen Augen heraus.
»Himmel ja, ich glaube schon«, antwortete Charles belustigt.
Lady Diana schwebte den Rest der Treppe herab. Sie ging zu den beiden Männern und reichte Charles die Hand. »Ich traue meinen Augen nicht. Sag nicht, dass ihr beide, du und mein Stiefsohn, eure Differenzen beigelegt habt!«
»Manche davon«, sagte Charles, als er sich über ihre Hand beugte und einen höflichen Kuss auf den Rücken hauchte. Grinsend fügte er hinzu: »Er hat sogar angeboten, mich bald auf einen Abend zum Essen einzuladen.« Nells Hand die gleiche Behandlung zukommen lassend, als sie bei ihnen ankam, bemerkte er: »Das heißt natürlich nur, wenn Mylady nichts dagegen einzuwenden hat.«
»Warum sollte sie?«, fragte Lady Diana. Sie klatschte in die Hände und sagte: »Oh, das wird wunderbar! Gesellschaft! Ich schwöre, es ist so langweilig gewesen. Bring bitte deine Mutter mit, ich habe es gestern so genossen, mit ihr zu plaudern. Und deinen Bruder. Ich werde mir noch ein paar mehr Leute einfallen lassen, um das Verhältnis zu wahren. Morgen Abend vielleicht?« Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie nicht länger die Herrin dieses Hauses war. Sie wurde rot und blickte Nell schuldbewusst an. »Das heißt natürlich nur, falls Lady Wyndham einverstanden ist«, schob sie hastig hinterher.
Nell warf Lady Diana einen amüsierten Blick zu und erklärte: »Das klingt mir nach einer ausgezeichneten Idee, aber vielleicht nicht morgen Abend.« Sie schaute zu Charles. »Sagen wir nächsten Donnerstag?« Auf sein Nicken hin fuhr sie fort: »Ich werde Ihrer Stiefmutter eine Nachricht senden. Wir freuen uns schon, Sie bei uns zu Gast zu haben.«
Mit einem dankbaren Blick zu Nell verabschiedete Lady Diana sich und verschwand den Flur hinab in Richtung des Frühstückszimmers.
Während er von Dibble seinen Biberhut mit der gebogenen Krempe entgegennahm, sagte Charles mit einem Grinsen zu Nell: »Ich werde nicht zulassen, dass Sie absagen, glauben Sie mir - ich erwarte die Einladung in den nächsten Tagen.«
»Sind Sie immer so dreist, Mr. Weston?«, erkundigte sich Nell belustigt, und ihre
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