Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
zulassen, dass du oder unser Kind in Gefahr geraten.«
Nell warf ihm einen aufgebrachten Blick zu. »Ich bin nicht aus Glas.«
Er blieb stehen, zog sie in seine Arme, lächelte. In seinen Augen stand etwas, das ihr Herz schneller klopfen ließ. »Aber du bist schwanger mit unserem Kind, und ich will nicht, dass dir etwas zustößt - niemals!«
Julian hätte vielleicht mehr gesagt, aber just in dem Augenblick kam John Hunter auf einem schönen Braunen um die Wegbiegung geritten, begleitet von einer Meute Jagdhunde. Zu Julians Überraschung folgte Marcus auf seinem herrlichen schwarzen Hengst dicht hinter ihm.
Nell war normalerweise nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber der Anblick der beiden großen, sich so ähnlich sehenden Männer, die mit ihren dunklen Haaren und Gesichtern beinahe bedrohlich wirkten, wie sie so auf sie zugeritten kamen, zusammen mit den vielen nicht unbedingt freundlich aussehenden Hunden zu beiden Seiten der Reiter, führte dazu, dass sie Julians Arm fester fasste. Den riesig erscheinenden Mastiff, der die Meute anführte, beäugte sie misstrauisch und wünschte sich mit einem Mal, dass sie ihr eigenes Pferd ritte … oder eine Pistole griffbereit hätte.
Sobald sie sie erblickten, stürzten die Hunde mit heraushängenden Zungen auf sie zu. Ein scharfer Befehl von John Hunter, und sie gehorchten sofort, kehrten zu ihm zurück.
Als sie in Hörweite waren, rief Julian: »Marcus! Was tust du denn hier? Das ist aber eine höchst angenehme Überraschung! Ich hatte schon befürchtet, dich wochenlang nicht mehr zu Gesicht zu bekommen.«
Marcus hielt sein Pferd an und stieg ab. Er beugte sich über Nells Hand und sagte: »Ach, das war, bevor die Neuigkeit über den bevorstehenden Familienzuwachs mich erreicht hat. Meinen herzlichen Glückwunsch, Mylady. Ich hoffe, Ihnen und dem Erben geht es gut?«
»Warum eigentlich«, wollte Nell mit einem Lächeln wissen, »nimmt jeder an, dass ich einen Jungen erwarte? Sie wissen schon, es ist nicht ganz auszuschließen, dass ich ein Mädchen zur Welt bringe.«
»Nicht auszuschließen«, pflichtete Marcus ihr bei, »aber die Westons scheinen mit ihren Erstgeborenen stets Glück zu haben, insofern, dass sie fast immer männlich sind.«
John Hunter saß ab, nachdem er seinen Hunden einen knappen Befehl gegeben hatte, worauf sie sich duckten, bis ihre Bäuche fast den Boden berührten. Er grüßte Nell und Julian, dann erklärte er: »Es tut mir leid, Sie zu stören, Mylord, aber könnte ich Sie einmal unter vier Augen sprechen?«
Julian musterte ihn neugierig. »Ja, natürlich. Gestatten Sie mir erst, meine Gattin nach Hause zu geleiten und mich um meinen Cousin zu kümmern. Danach können wir uns in einer halben Stunde in meinem Arbeitszimmer treffen.«
Hunter sah aus, als wollte er widersprechen, aber sein Blick fiel auf Nells Gesicht und er änderte seine Absicht. Er schaute wieder zu Julian, nickte knapp. »In einer halben Stunde, Mylord, ich werde da sein.«
Seine Antwort klang mehr wie eine Drohung als eine Bestätigung. Er saß wieder auf und ritt zurück, gehorsam gefolgt
von seinen Hunden, und verschwand um die Wegbiegung.
Marcus, der ihm nachschaute, bemerkte: »Er wollte sich gerade auf die Suche nach dir machen, als ich eintraf. Schien irgendwie beunruhigt, dass er dich nicht zu Hause angetroffen hatte. Er beharrte darauf, dich unverzüglich finden zu müssen.« Er blickte zu Julian. »Meine Neugier war geweckt, aber er hat mir leider nichts verraten.«
Julian grinste. »Ich nehme an, du würdest gerne bei dem Treffen mit ihm dabei sein?«
Marcus lächelte sein charmantes Lächeln. »Ich dachte schon, du würdest es nie vorschlagen.«
»Weswegen, meinst du, will er mit dir sprechen?«, erkundigte sich Nell.
Julian sah sie an. »Ich habe keine Ahnung. Irgendetwas Einfaches, da bin ich sicher.«
»Ja, ich bin davon überzeugt, dass Ihr Gatte Recht hat«, erwiderte Marcus gedehnt und nahm ihren anderen Arm, führte sein Pferd mit der freien Hand am Zügel. »Der liebe Hunter nimmt seine Pflichten sehr ernst; das war schon immer so. Ich bin überzeugt, es geht nur um Wilderei von den Leuten aus dem Dorf, die sich einen Hasen oder ein Rebhuhn geholt haben - ein Verbrechen, das in Hunters Augen am Galgen bestraft gehörte.«
Aber Hunter war seltsam verschwiegen, als es darum ging, zu erklären, was genau er zu berichten hatte, als sie sich genau neunundzwanzig Minuten später in der Bibliothek trafen. Marcus saß lässig in dem
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