Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
großen
Eingangshalle war mit elegant mit Rosa durchschossenem Marmor gefliest worden, cremefarbene Seide mit gesticktem Rosenknospenmuster war über die Wände gespannt und die alten Stuckverzierungen waren entweder vergoldet worden oder weiß gestrichen. Die lange, gewundene Treppe, die, wie er sich erinnerte, mehrere gebrochene Stufen und ein Geländer, das bei der leisesten Berührung nachzugeben drohte, besessen hatte, war repariert und gestrichen worden. Das Hämmern kam von links, und Julian folgte dem Geräusch zu der Quelle, schaute im Vorbeigehen in verschiedene Zimmer. Er lächelte amüsiert. Seine Stiefmutter hatte wirklich eine Schwäche für die Farbe Rosa.
In einem reizenden Raum auf der Rückseite des Hauses fand er schließlich seine Frau mit den beiden anderen, allesamt vertieft in eine Abwägung der Vor- und Nachteile von rosa Moiré-Seide gegen einen weichen blauen Stoff, in den ein zarter Goldfaden gewebt war. Er blieb auf der Türschwelle stehen, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. Ihren Mienen nach zu schließen war es eine ernsthafte Angelegenheit, die hier diskutiert wurde.
»Aber Diana«, rief Nell, »du hast doch schon in so vielen Zimmern Rosa verwendet, genau genommen gibt es sogar in jedem Raum des Hauses Rosa, denkst du da nicht auch, hier das Blau zu nehmen? Siehst du dich am Rosa nicht bald über?«
Lady Diana zog einen Schmollmund. »Aber ich mag nun einmal Rosa. Es ist meine Lieblingsfarbe. Außerdem ist es mein Haus - warum soll ich da nicht jeden Raum rosa machen, wenn es mir gefällt?«
Nell und Elizabeth wechselten einen Blick. »Natürlich, Mutter, kannst du es ganz genau so machen, wie du willst«, pflichtete ihr Elizabeth bei. »Aber meinst du nicht auch, dass
andere, vielleicht einige deiner Freundinnen oder Gäste, die nicht so von Rosa eingenommen sind wie du, es ein wenig überwältigend fänden?«
»Oder vielleicht sogar langweilig und vorhersehbar«, warf Nell rasch ein. »Das möchtest du doch auf keinen Fall sein, oder?«
Lady Diana wirkte hin- und hergerissen. Selbstverständlich wollte sie nicht, dass ihre Familie und Freunde der Ansicht waren, ihr Einrichtungsgeschmack sei langweilig und vorhersehbar. Ihr Blick wanderte von dem einen Stoff zum anderen.
»Es wäre doch eine erfrischende Abwechslung«, bekräftigte Nell. »Eine Stellungnahme.«
»Was für eine Stellungnahme denn?«, erkundigte sich Lady Diana interessiert.
Julian entschied sich, in den Ring zu steigen, und sagte, während er durch den Raum zu den Damen ging: »Eine klare Stellungnahme, die zeigt, dass hier eine Dame von Raffinesse und Eleganz wohnt, die einen tadellosen Geschmack hat.«
Alle drei Frauen drehten sich gleichzeitig um. Bei dem herzlichen Lächeln, das Nell ihm schenkte, wurde Julian ganz atemlos; er fühlte sich merkwürdig leicht und beschwingt, als wandelte er auf Wolken. Er blieb neben ihnen stehen, vor einem großen Fenster, das auf den Garten hinausging, der - wie er erkannte - noch vieler Arbeit bedurfte.
»Oh, glaubst du wirklich?«, fragte Lady Diana, deren große braune Augen auf sein Gesicht gerichtet waren.
»Absolut«, bekräftigte Julian und betastete den blauen Stoff. »Ja, das Blau mit dem Goldstreifen ist die Farbe der Wahl. Ich bin sicher, der Freund von Prinny, der, der sich gerade so einen Namen in der guten Gesellschaft macht, dieser Brummell, wäre von dem Blau ganz begeistert.«
Er wirkte nachdenklich. »Und fände zweifellos das Rosa schrecklich.«
Lady Diana atmete scharf ein. »Das darf nicht geschehen! Brummell kann eine Gastgeberin ruinieren mit nicht mehr als einer gehobenen Augenbraue.« Sie wandte sich wieder zu Nell um und sagte: »Dann wird es das Blau werden, eindeutig.« Besorgnis legte sich über ihr hübsches Gesicht. »Vielleicht sollte ich alle Zimmer neu dekorieren und alles Rosa entfernen lassen?«
Einstimmig riefen die anderen: »Nein!« Es lagen noch viele Monate Renovierungsarbeiten vor ihnen, und wenn Lady Diana nun begann, bereits fertige Gebiete noch einmal zu überarbeiten, hätten sie endlose Gespräche wie diese vor sich und wären noch in einem Jahr nicht fertig. Es hatte einige Unfälle gegeben, die für Aufschub gesorgt hatten, und mehrere Stoffballen für den Empfangssalon waren unerklärlicherweise verschwunden, worauf sie erneut aus London geordert werden mussten, ebenso fehlte auf einmal ein zusammengerollter edler Teppich für die Bibliothek.
»Die anderen Räume sind sehr schön«, erklärte Nell
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