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Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her

Titel: Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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es keinen Hinweis auf Nells Verbleib.
    Innerhalb von Augenblicken, nachdem der Stoffstreifen gefunden worden war, befanden sich Robert und Sir Edward in der Reisekutsche der Familie und fuhren ratternd über Londons Straßen. Drew und Henry, in wetterfeste Friesmäntel gehüllt und mit gegen den Wind gebeugten Köpfen, hatten sich fürs Reiten entschieden und folgten auf ihren Pferden der schwankenden Kutsche.
    Bis sie die Stadtgrenze von London hinter sich gelassen hatten, saßen sich Sir Edward und Robert mit grimmigen Mienen und schmalen Lippen gegenüber, keiner von ihnen verspürte die Lust auf eine Unterhaltung. Als sie aber aus London heraus waren, klopfte Sir Edward gegen das Dach und steckte den Kopf zum Fenster heraus, rief seinem Kutscher zu: »Lass ihnen die Zügel schießen!«
    Der Kutscher schnalzte mit seiner Peitsche, und die Pferde machten einen Satz nach vorne. Die Kutsche, flankiert von den Zwillingen, ruckte und schaukelte durch die Nacht, die schier undurchdringliche Dunkelheit nur von dem gelegentlichen Silberlicht eines Blitzes erhellt.

    Tynedale besaß nichts so Luxuriöses wie eine Kutsche - seine eigene war schon vor Wochen verkauft worden, um seine dringendsten Schulden zu begleichen. Er fuhr einen offenen Zweispänner, aber trotz des hochgeklappten Verdecks waren er und Nell schon bald durchweicht, während er seine gemieteten Pferde zu höherem Tempo antrieb. Er glaubte zwar nicht, dass Nells Schreie von irgendwem gehört worden waren, aber er wollte kein Risiko eingehen. Außerdem musste er sie bei Tagesanbruch sicher in seinem Versteck haben. Von Anfang an hatte er gewusst, dass Gretna Green hinter der schottischen Grenze nicht zu erreichen wäre - und außerdem der erste Ort, wo ihre Familie sie suchen würde. Er lächelte verkniffen. Es gab andere Wege, eine übereilte Hochzeit zu erzwingen … Nachdem er sie erst einmal kompromittiert hatte, war er zuversichtlich, dass ihre Eheschließung unverzüglich folgen würde. Alles, was er tun musste, war, die nächsten vierundzwanzig Stunden zu überstehen, und all seine Probleme wären gelöst.
    Tynedale warf Nell einen Blick zu, die neben ihm saß. Sie hielt sich aufrecht, eine Hand um den Lederriemen geklammert, um sich festzuhalten, die Augen fest auf die galoppierenden Pferde vor sich gerichtet. So, wie sie von Kopf bis Fuß in die dicken Falten seines Umhanges gehüllt war, war es höchst unwahrscheinlich, dass jemand sie erkennen würde - und außerdem würde nur ein Narr während eines solchen Unwetters einen Fuß vor die Tür setzen. Die Schwärze der Nacht hätte sie auf jeden Fall verborgen, aber der Sturm war ein unerwartetes Geschenk des Schicksals.
    Er hätte es vorgezogen, die Entführung sorgfältiger planen zu können, und ganz gewiss hätte er dann auch keine offene Kutsche für die Flucht gewählt, aber die Nachricht, dass Nell am Montag London verlassen wollte, hatte ihm nicht genug
Zeit gelassen, andere Pläne zu schmieden. Das und die Tatsache, dass Wyndham alle seine Schuldscheine aufgekauft hatte. Verdammter Hurensohn! War es nicht genug, dass er ihn im Duell im letzten Frühjahr geschlagen und ihm eine Narbe zugefügt hatte, die ihm sein Leben lang bleiben würde? Es war schließlich nicht seine Schuld, dass Wyndhams Mündel ein Schwächling gewesen war, der es vorzog, sich dem Verlust seines Vermögens nicht zu stellen. »Spiel oder zahle« war sein Motto, und wenn der Junge damit nicht zurechtkam, dann hätte er nicht spielen sollen … Tynedale lächelte. Besonders da die Würfel mit Blei beschwert gewesen waren. Es war eine Schande, was geschehen war, und er musste zugeben, wenn er gewusst hätte, dass der Junge zu so drastischen Maßnahmen greifen würde, dann hätte er ihn vielleicht nicht vollkommen ruiniert. Aber seine Bedürfnisse kamen an erster Stelle, und er hatte das Weston-Vermögen gebraucht. Und ich hätte meiner ersten Überlegung folgen sollen, dachte er grimmig, und mit dem Geld meine Angelegenheiten in Ordnung bringen sollen. Er seufzte über die vertane Chance. Aber einmal ein Spieler, immer ein Spieler, und er war überzeugt gewesen, dass sein Glück sich endlich gewendet hatte. Mit dem unrechtmäßig erworbenen Vermögen im Rücken war er sicher gewesen, dass er seine früheren Verluste wieder wettmachen könnte. Wenn ein Vermögen schon angenehm war, dann waren zwei eindeutig besser. Von dem Gedanken geleitet, hatte er sein waghalsiges Spielen und das Herumhuren fortgesetzt. Erst als er sich

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