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Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her

Titel: Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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und machte es sich vorsichtig auf dem Binsenlager an der Wand bequem.
    Mit dem Rücken an die Mauer gelehnt, die Beine angezogen, saß sie da und beobachtete das Spiel von Licht und Schatten der in der Dunkelheit zuckenden Blitze. Sie erschauerte vor Kälte, ihre wund gelaufenen, zerkratzten Füße pochten schmerzlich, und sie spürte, wie die Erschöpfung sie allmählich überwältigte. Wenigstens lässt endlich die Wucht des Unwetters nach, dachte sie nach einer Weile, schon halb im Schlaf. Das Krachen des Donners vernahm sie nur noch
wie aus weiter Ferne und seltener, und die Blitze schienen nicht länger so furchteinflößend nah.
    Sie gähnte heftig, und sie blinzelte verschlafen. Tynedale stellte immer noch eine Gefahr für sie dar, aber sie war zu geschwächt, um sich deswegen zu sorgen. Sie konnte nicht noch weiter laufen, und es war möglich - und sogar wahrscheinlich, dass ihr ihre Flucht gelungen war. Ihr Mund verzog sich. Natürlich war es ebenso möglich, dass die Straße vor der Hütte die Great Road North war, die Tynedale von London genommen hatte, und dass er jeden Moment vorgefahren kam. Sie gähnte wieder. Es war ihr egal. Sie war gerannt und konnte nicht mehr. Einen Moment später sank erst ihr Kopf auf die Brust, dann schließlich ihr ganzer Körper auf das Lager. Sie schlief zusammengerollt auf den Binsen, ihr schlanker Körper unter den schweren Stofffalten verborgen.
     
    Das Unwetter, seine Stiefmutter und besonders seine Stiefschwester verfluchend, trieb Julian sein Pferd vorwärts. Von allen verteufelt unangenehmen, unüberlegten Sachen, warum hatte ihm ausgerechnet das passieren müssen! Er glaubte immer noch nicht wirklich, dass er hier in der finsteren Nacht war, nach Mitternacht, ein gutes Stück von London entfernt, und durch eines der übelsten Unwetter ritt, die er seit Jahren erlebt hatte. Zum Teufel mit Elizabeth. Wenn sie schon mit Carver durchbrennen musste, warum hatte sie sich dafür keinen Tag mit besserem Wetter ausgesucht?
    Der Wind zerrte an seinem Mantel, und Regen prasselte auf ihn hernieder, während Blitz und Donner sein Pferd scheuen und immer wieder nervös seitwärts tänzeln ließen. Dem Pferd machte er daraus keinen Vorwurf - ihm gefiel das alles auch nicht. Er war schlecht gelaunt, nass und müde. Die am Himmel zuckenden Blitze machten es auch nicht besser,
und sein Hengst schnaubte und bäumte sich bei jedem Donnerschlag auf. Es war ein durch und durch unangenehmer Ritt.
    Zu dieser Stunde, dachte Julian erbittert, müsste ich eigentlich in meinem Bett zu Hause liegen, gemütlich, warm und trocken. Und dort wäre er auch, wenn Diana sich nicht in dem Moment, als er das Haus betrat, auf ihn gestürzt hätte. Während er versuchte, sich aus ihrem Griff zu winden, fiel ihm auf, dass die geräumige Eingangshalle voller Leute zu sein schien. Julians Blick erwidernd hatte sein Butler Dibble steif erklärt, dass er nichts von der Sache wisse. Elizabeths Zofe hatte unvermittelt aufgehört, die Hände zu ringen, und weinend hervorgestoßen, dass sie nur Miss Elizabeths Anweisungen gefolgt sei, indem sie Elizabeths Nachricht Lady Wyndham nicht früher überbracht hatte. Ohne ihn loszulassen, hatte Diana ihm das tränenbenetzte Briefchen unter die Nase gehalten und dabei schluchzend verlangt, er müsse ihr Baby retten. Sofort.
    Den Brief nicht weiter beachtend, den Diana entschlossen schien, ihm ins Gesicht zu kleben, hatte Julian ihre Hand beiseite geschoben und sie am Arm gefasst, brachte sie in den Morgensalon und holte die ganze Geschichte aus ihr heraus. Ganz offensichtlich war Miss Forest, die unter dem wachsamen Auge Lady Milliards - Julians Großtante - an dem Ball der Ellingsons teilgenommen hatte, noch nicht wieder heimgekehrt. Es war noch nicht so spät, und Lady Wyndham, die selbst eine andere Abendveranstaltung besucht hatte, war erst vor Kurzem nach Hause gekommen. Elizabeths Abwesenheit hatte sie nicht sonderlich beunruhigt, bis Elizabeths Zofe ihr vor weniger als zehn Minuten eine Nachricht überbracht hatte, in der stand, dass Elizabeth mit Captain Carver durchbrannte.

    Julian wollte ihr eigentlich nicht nachsetzen. Sein Heimweg in der Sänfte, die er sich nach seinem Aufbruch bei Boodle’s gerufen hatte, hatte ihm verraten, dass ein übles Unwetter im Anzug war. Und wenn Elizabeth blöd genug war, ihre Zukunft an Captain Carver wegzuwerfen, dann bitte! Aber Dianas Schluchzen und Flehen siegten schließlich über seinen gesunden Menschenverstand und

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