Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
Vom Netzwerk:
ging es ihm immer noch nicht besser, und der Schnaps war alle. Zu allem Überfluss schien sein verfluchter Stoffwechsel so richtig in Fahrt gekommen zu sein, zumindest hatte sein Körper den Alkohol wieder abgebaut, noch ehe ein richtiger Rausch einsetzte. Für ihn war es schlichtweg unmöglich, seine Sorgen in Schnaps zu ertränken. Er presste die Zähne aufeinander, sodass sein rechter Kiefermuskel vor Anspannung zu zucken begann, und zerdrückte das Glas in seiner Hand. Er spürte nicht einmal, wie die Scherben ihm die Handfläche aufschnitten.
    Dann ging er duschen, rasierte sich gründlich und zog sich um. Im Spiegel betrachtete er sein eingefallenes Gesicht mit den tief in den Höhlen liegenden Augen und den hohlen Wangen. Davon abgesehen sah er aus wie immer. Komisch, wie sehr die äußere Erscheinung täuschen konnte. Er nahm Portemonnaie und Schlüssel und rannte die Treppe hinunter zu seinem Wagen. Auf Beschatter brauchte er dieses Mal nicht zu achten. Es würde Jahre dauern, bis die Stiftung sich von diesem Schlag erholt haben würde. Niemand suchte ihn.
    Er wusste nicht, wohin er fahren sollte, bis er einfach die vertraute Route einschlug, die ihn nach Maryland führte. Um diese Uhrzeit herrschte auf dem Highway wenig Verkehr, und er dachte daran zurück, wie geschickt Mia ihn verfolgt hatte, um mehr über ihn zu erfahren. Die Erinnerung an sie schmerzte ungemein, zerriss ihm förmlich das Herz. Er wollte schreien, kämpfte jedoch mit eisernem Willen gegen diesen Drang an, obwohl ihn niemand gehört hätte.
    Søren legte die Strecke in Rekordzeit zurück und verstieß dabei gegen sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen. Es gab keinen Ort, an den er hätte gehen können, nichts, was er hätte tun können. Und bisher war das auch nie wichtig gewesen. Er hatte zwar mit Mia nicht darüber gesprochen – ihr nicht mal gesagt, wie viel sie ihm bedeutete –, aber dennoch angefangen, sich ein gemeinsames Leben mit ihr vorzustellen, an einen Neuanfang zu denken. Falls sie ihn überhaupt wollte.
    Ihm zitterten die Hände, als er schließlich auf den Parkplatz einbog. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, blieb er noch ein paar Minuten lang sitzen, um die gewohnte Selbstbeherrschung aufzubringen. Es kam ihm wie eine gefühlte Ewigkeit vor, seit er das letzte Mal an diesem Ort gewesen war, so viel hatte sich in der kurzen Zeit ereignet. Schließlich stieg er aus und ging auf das Gebäude zu.
    Die Schwester an der Pforte begrüßte ihn winkend. »Guten Morgen, Mr Winter. Ihre Mutter hat Sie letzte Woche vermisst. Sie fragt immer wieder, ob Sie angerufen haben.«
    Es fiel ihm schwer, nicht aus der Rolle zu fallen, obwohl die komplexe Erwartungshaltung der Schwester es ihm eigentlich leicht machte. »Ich war gezwungen, zu verreisen. Ich hätte es ihr vorher sagen sollen.«
    »Nun, Sie sind ja jetzt hier, und darauf kommt es an.«
    »Stimmt.« Er verließ den Empfang und folgte den kühlen, sterilen Fluren.
    Viele der älteren Herrschaften frühstückten gerade. Im Grunde war es noch viel zu früh für einen Besuch. Aber weil die Schwestern ihn gut leiden konnten, machten sie kein Aufhebens darum.
    Søren traf Beulah in ihrem Lehnsessel an, wo sie sich gerade die Morgennachrichten im Fernsehen anhörte. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und umgaben ihre weißen Locken mit einem Lichtkranz.
    Das Pflegeheim war erstklassig – eine der Schwestern hatte der alten Dame bereits ein wenig Rouge und Lippenstift aufgetragen. Ein breites Lächeln erhellte ihr runzeliges Gesicht, als Søren das Zimmer betrat. Beulah hatte im Lauf der Jahre gelernt, sich auf ihre übrigen Sinne zu verlassen, und damit die Blindheit ein wenig ausgeglichen. Sie griff nach der Fernbedienung auf ihrem Schoß und schaltete den Fernseher leise. Ihre Gewandtheit war wirklich bemerkenswert.
    »Jimmy!«, begrüßte sie ihn freudig. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Dachte, du hättest dich wieder in Schwierigkeiten gebracht.«
    Es machte ihm zwar nicht allzu große Mühe, die Stimme ihres Sohnes nachzuahmen, aber er wünschte sich zum ersten Mal, es nicht tun zu müssen. »Tag, Ma. Tut mir leid, dass ich nicht kommen konnte.«
    Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Wie immer duftete sie durch ihren Puder nach Rosen, aber dieses Mal weckte ihr Geruch starke Wehmut in ihm. Seine wirkliche Mutter hatte ein Fliederparfum verwendet, doch sie hielt ihn für tot. Die Erinnerung nahm ihm die Luft zum Atmen. Mit

Weitere Kostenlose Bücher