Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Jahren.«
»Dann würde es Ihnen vielleicht nichts ausmachen, mich noch ein wenig herumzufahren?«
»Überhaupt nicht.«
Endlich lief mal etwas gut. Im Supermarkt fand sie eine Einkaufstasche und ein Taschenbuch von Eve Silver, das vielversprechend aussah. Ab nun würde sie ihr Leben Schritt für Schritt wieder auf die Reihe bekommen: ein paar Klamotten kaufen, einen Abstecher in die Bibliothek machen, dann das Busticket besorgen. Aber … wo wollte sie eigentlich hin?
28
Søren gestattete sich einen letzten Blick in das Schlafzimmer, in dem er zum ersten Mal mit Mia geschlafen hatte. Es war eine sentimentale Anwandlung, die für innere Verletzungen sorgte. Er konnte sie mit ihrer zimtbraunen Haut auf dem weißen Bettzeug liegen sehen, sie atmen hören. Unwillkürlich ballte er die Fäuste.
Dann drehte er sich abrupt um und verließ das Haus. Es hatte keinen Sinn, sich noch länger dort aufzuhalten. Nichts war so jämmerlich wie ein Mann ohne Ziel, doch er hatte keines.
Klar, er könnte nach anderen Laboren der Stiftung suchen und noch mehr Monster in Menschengestalt töten, Männer wie Rowan. Doch seit Mia tot war, gab ihm das keinen Antrieb mehr. Es war, als hätte die Trauer seinen Zorn erstickt und läge ihm wie Blei auf den Schultern.
Der Infiniti sprang schnurrend an und Søren fuhr ohne Umwege auf den Highway. Er konnte es nicht abwarten, aus Virginia wegzukommen, auch wenn das bedeutete, dass er sich ein paar unerträglichen Tatsachen stellen musste. Es war Zeit, sich aufzuraffen und eine bittere Wahrheit anzuerkennen, die sich doch nicht ändern ließ.
Also konzentrierte er sich allein auf den Verkehr und erlaubte sich keinen einzigen Gedanken an das, was ihn erwartete. Als er die Grenze nach Maryland überquerte, hatte er jedoch nicht das Gefühl, etwas hinter sich zu lassen, sondern wurde immer niedergeschlagener. Schwitzend bog er auf den Parkplatz von Whispering Pines ein. Ihm zitterten die Hände, und er lehnte die Stirn gegen das Lenkrad, um die nötige Selbstbeherrschung aufzubringen.
Es dauerte eine Weile, bis er aus dem Wagen steigen konnte.
Der Bus brauchte Stunden, bis er Exeter erreichte.
Nachdem Mia endlich ausgestiegen war, machte sie sich sofort auf den Weg zu ihrer Wohnung, um nachzusehen, ob sie E-Mails bekommen hatte. Aber ihr Postfach war leer. Leider konnte sie sich überhaupt nicht erinnern, wo Sørens Haus war, und er stand auch nicht im Telefonbuch.
Vielleicht ist er tot, flüsterte eine heimtückische Stimme in ihrem Innern. Vielleicht hat er die Feuerbestattung bekommen, die er wollte, unten im Labor.
Nein, sagte sie sich. Das würde ich spüren.
Vielleicht war er einfach weitergezogen, schließlich hatte er seine Rache bekommen. Für einen Mann wie ihn war das vielleicht ganz einfach. Wann käme der Punkt, an dem sie sich ein für alle Mal abservieren lassen würde? In tausend Jahren nicht , antwortete ihre innere Stimme. Wenn es schon sein musste, dann konnte er sich wenigstens persönlich verabschieden und ihr dabei in die Augen sehen.
Am nächsten Tag nahm Mia die Behördengänge auf sich und ließ sich neue Ausweise ausstellen. Sie kaufte sich auch einen neuen Wagen und beschloss, in der Wohnung der Caldwells zu bleiben, die hatten Verständnis für ihre »dringende Familienangelegenheit« gezeigt und gesagt, es seien ihnen deswegen keine Unannehmlichkeiten entstanden, die Nachbarin habe sich solange um Peaches gekümmert.
Da die wichtigsten Angelegenheiten also geregelt waren, konnte Mia ihr ermittlerisches Können nun darauf verwenden, einen Mann ausfindig zu machen. Sie setzte sich an den Küchentisch und bückte sich, um den Kater zu streicheln, der ihr um die Beine strich.
Sie griff sich etwas zu schreiben und notierte, welche Schwierigkeiten es gab. Keine Handynummer. Ja, das war ein Problem. Keine Adresse. Das machte es auch nicht leicht. Keine Antwort auf E-Mails. Sie weigerte sich, das als Abfuhr zu verstehen, vielleicht rief er seine E-Mails bloß nicht ab. Genauso wenig wollte sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er es nicht geschafft hatte, aus dem Labor rauszukommen. Bei dem bloßen Gedanken war ihr elend zumute.
Es geht ihm gut, und ich werde ihn finden.
Dann fiel ihr die Lösung ein. Sie würde sich in Micors System einhacken und seine Adresse aus den Stammdaten der Mitarbeiter heraussuchen. Die hatte die Personalabteilung bestimmt noch nicht gelöscht.
Mia holte ihren nagelneuen Laptop heraus und strich über den silbernen Deckel. Er
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