Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray

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wusste er, dass sie eine tiefe Zuneigung für ihn empfand. Ob die allerdings genauso groß war wie die Wertschätzung, die er ihr entgegenbrachte, würde nur die Zeit zeigen.
    Dr. Rowan konnte sich den Erfolg mit ihr oder anderen Versuchspersonen nicht auf die Fahnen schreiben. Er war erst spät zu diesem Forschungsprojekt gestoßen, hatte aber gleich erkannt, wie vielversprechend es war. Forcierte Evolution – ein chemisches Mittel, das den Prozess in Gang setzte und während eines Lebens unglaubliche Fortschritte ermöglichte? Das war revolutionär. Er stellte sich vor, wie gespannt die Entwickler des Präparats gewesen sein mussten, als sie mit der ersten Versuchsgruppe in Pine Grove den Regelbetrieb aufgenommen hatten. Kostenlose Schutzimpfungen waren für Eltern aus der Unterschicht unglaublich verlockend, und wenn die noch dazu in einer Privatklinik vorgenommen wurden, waren sie sogar unwiderstehlich. Es sind keine Formulare für die Behörden auszufüllen? Dann machen wir sofort mit.
    Es hatte Jahre gebraucht, um die jetzigen Probanden zusammenzubringen. Denn einen Nachteil hatte das anfängliche Team nicht bedacht: Unterprivilegierte Kinder rutschten schnell durchs System. Ihre Eltern gaben keine Steuererklärungen ab und wechselten häufig den Arbeitsplatz. Oh, die Erziehungsberechtigten hatten einen Haftungsausschluss unterschrieben, aber danach waren sie häufig nicht mehr aufzufinden gewesen. Die Projektleitung hatte angenommen, armen Leuten würden die Mittel fehlen, um wegzuziehen. Doch offenbar hatten sie diese Hypothese nicht ausreichend geprüft. Dr. Rowan wäre dieser Fehler nicht unterlaufen.
    Manchmal, wenn sie ihre Versuchsperson wieder ausfindig gemacht hatten, war es schon zu spät gewesen. Die Veränderung hatte eingesetzt, aber ohne angemessene Behandlung war der Prozess irreversibel. Dennoch musste man sie beobachten, bis sie keine Erkenntnisse mehr darüber lieferten, an welcher Stelle das Präparat versagt hatte.
    Dr. Rowan ging die Testergebnisse ein zweites Mal durch, aber besser gefielen sie ihm danach nicht. Der Befund war eindeutig: Probandin 34-Q musste eingeschläfert werden. Ihre Psychose hatte sich verschlimmert, und sie sprach nicht mehr auf Medikamente an. Bei Körperkontakt wurde sie mittlerweile gewalttätig. Wenn man sie aus der Einrichtung entlassen würde, was nicht zur Debatte stand, fiele sie dem Staat zur Last. Das wäre ein schamloser Missbrauch von Steuergeldern.
    Er kannte sie fast schon ihr Leben lang. Sie war fünf Jahre nach der ersten Behandlung in Pine Grove aufgegriffen worden. Zum Glück fehlte vielen der Versuchspersonen eine sorgende Familie, einer der Gründe, weshalb sie kostenlose Impfungen bekamen. Die Eltern von 34-Q hatten keine Einwände gegen das diskrete Angebot der Stiftung gehabt, ihre Pflege zu übernehmen. Jahrelang hatte er versucht, sie zu retten. Jetzt fiel es ihm äußerst schwer, sich sein Versagen einzugestehen.
    Doch sie war minderwertiges Material. Statt der erfolgreichen Transformation hatte geistiger Zerfall eingesetzt. Sie saß nur noch schaukelnd da, tat sonst nichts, und wenn man sie berühren wollte, schrie sie. Sprechen konnte sie schon lange nicht mehr.
    Er beobachtete sie über die Kamera in ihrer Zelle. Ihre dunklen Haare hingen strähnig und wirr herunter, ihr grauer Schlafanzug hatte Flecken. Sie war ein dünnes, erbärmliches, von Angst beherrschtes Geschöpf. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Es war erschreckend.
    Dr. Rowan seufzte. Er fand es schade, eine Versuchsperson aufzugeben, sah jedoch keine Alternative. Im Vergleich zu den hohen Kosten für ihre Pflege brachte ihre Existenz kaum Nutzen. Zwar ließ man ihm bei der Führung des Labors freie Hand, doch er musste dem Vorstand gegenüber seine Ausgaben rechtfertigen.
    Dort wurde man bereits ungeduldig. Die Idioten begriffen nicht, dass er seine Arbeit dokumentieren musste. Die Welt würde eines Tages genau wissen wollen, wie er diese Superrasse, die so viel schneller, intelligenter und begabter war, entwickelt hatte. Dem Vorstand war das völlig egal. Der wollte nur ein umsatzstarkes Produkt von ihm. Gillie war sicherlich so eines. Mit ihr ließen sich die Lohnkosten eines Jahrs in einem Monat wieder hereinholen, und wenn es ihm gelänge ihren Zustand stabil zu halten, würde sie noch mehr einbringen.
    Dieser Gewinn durfte nicht von 34-Q aufgezehrt werden. Ob es ihm gefiel oder nicht, die Wissenschaft war zu einem großen Geschäft geworden. Er musste wie jeder