Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
gehörte zu den Frauen, die man mit Gerede über Ungerechtigkeit und Grausamkeit wütend machen konnte. Ein kleines bisschen von der Wahrheit könnte also schon ausreichen.
Es gab keine andere Möglichkeit: Er musste sie ausnutzen. Er wünschte nur, er hätte dabei keine erotischen Bilder im Kopf.
Sekunden später kam ihre E-Mail: Sir Francis Bacon. Musste allerdings suchen. Geben Sie es zu, mit WCW habe ich Sie ausgeschaltet. Hier ist noch eins: O alles für ein Leben der Empfindungen statt der Gedanken!
Auch von einem Dichter, dachte er. Eine Suche im Internet bestätigte es: John Keats. Er fand die Zitate, die sie auswählte, erhellender, als ihr vielleicht klar war. Dieses hier kam von einer Frau, die zu oft durch ihren Intellekt gehemmt wurde; aufgrund ihrer Klugheit war sie ausgeschlossen und schaute von außen zu. Er hatte auch häufig die Rolle des Beobachters gespielt, aber aus anderen Gründen.
Obwohl er wusste, dass seine E-Mails gespeichert wurden, zögerte er keine Sekunde mit der Antwort: Keats. Das nächste Zitat bringe ich persönlich. Essen um sieben?
Anhand der Liste konnte er weiter nichts Nützliches herausfinden. Er hatte keinen Kontakt zu irgendwem, der Zutritt zur Forschungsabteilung besaß, und auch keinen Grund zu glauben, jemand davon könnte bestechlich oder erpressbar sein. Nein, Mia war seine beste Chance.
Doch er kam ein paar Leuten auf die Schliche, die versuchten, ihre Arbeitsstunden zu frisieren. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ihnen das durchgehen lassen, doch er spielte die Rolle des anständigen Personalchefs. Er hatte sich oft gefragt, in was Strong hineingeraten sein mochte, wenn er am Ende durch die Explosion einer Autobombe ums Leben gekommen war. Soweit sich das herausfinden ließ, hatte der Mann vor seiner Reise nach Moskau nichts getan, das annähernd interessant gewesen wäre. In dieser Hinsicht suchte er sich immer gut aus, wessen Identität er annahm – es durfte niemand Auffälliges sein, den die Leute im Gedächtnis behielten. Die paar Male, als er jemandem über den Weg gelaufen war, der denjenigen gekannt hatte, in dessen Haut er geschlüpft war, hatten die Leute ihre Erwartungshaltung sofort angepasst. Die meisten bewiesen einen abscheulich schwachen Verstand und akzeptierten fast alles, solange es plausibel klang und ihrer Weltsicht nicht widersprach.
Obwohl er es sich selbst verbot, den Posteingang zu beobachten, tat er genau das. Nebenbei erledigte er Aufgaben, die sich nicht aufschieben ließen. Er fand es unglaublich lästig, nach vorgegebenen Maßgaben zu arbeiten.
Erst am späten Nachmittag kam ihre Antwort. Also dann bis sieben. Sie hatte eine Wegbeschreibung zu einem Restaurant angehängt. Er druckte sich diese aus und steckte sie in seine Brieftasche. Wie er alles, was noch zu dieser Identität dazugehörte, verabscheute! Die Eintönigkeit war schlimmer als die rücksichtslose Effizienz, die er als Addison Foster hatte zeigen müssen; im Vergleich war diese Rolle angenehm gewesen.
Kurz vor Feierabend steckte Todd den Kopf zur Tür herein. »Die Auswertung ist fertig, aber ich habe mich gefragt, ob Sie Glenna noch ein bisschen länger entbehren könnten. Ich betreue ein besonderes Projekt, an dem sie gut mitarbeiten könnte.«
»Wenn sie einverstanden ist.«
»Ist sie. Sie meinte, Sie hätten überlegt, sie als Vertretung für Mary einzusetzen.«
»Wie finden Sie die Idee?« Er war neugierig, ob Todd Glenna ehrlich beurteilen oder versuchen würde, ihre Leistungen abzuwerten.
Der Bastard wich aus. »Ich weiß nicht. Ich arbeite noch nicht lange genug mit ihr zusammen, um etwas dazu sagen zu können. Wären Sie einverstanden, wenn ich Ihnen Ende nächster Woche eine Einschätzung gebe? Bis dahin sind wir auch mit dem Projekt fertig.«
Strong setzte ein joviales Lächeln auf. »Das klingt ausgezeichnet! Dann erwarte ich also Ihre Beurteilung. Noch etwas?«
»Nö. Schönen Abend Ihnen.« Der rotblonde Faulpelz verschwand in den Flur und gratulierte sich höchstwahrscheinlich dazu, eine Assistentin an Land gezogen zu haben.
Offenbar war heute Besuchstag. Kurz darauf kam Mary schüchtern und zögerlich mit ihrem Babybauch herein. Sie leistete gute Arbeit, blieb fast den ganzen Tag für sich allein und ließ sich mehr von Todd gefallen, als gut war. Nach außen hin gab er sich jedoch den Anschein, das nicht zu bemerken, und solange er die Wahl hatte, würde er auch nicht eingreifen.
»Setzen Sie sich«, sagte er und stützte die
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