Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Ellbogen auf den Schreibtisch, das nannte er seine Vertrauen-Sie-mir-Pose. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich wollte fragen, ob Todd sich Glenna mit mir teilen könnte«, murmelte sie hastig. »Ich muss in den nächsten paar Wochen noch viel zu Ende bringen und könnte ihre Hilfe wirklich mehr gebrauchen –«
»Sicher.«
»Ich sehe nicht – wie bitte?«
»Das geht klar. Stellen Sie den Antrag und ich unterschreibe ihn. Wenn Todd Ihnen deswegen Ärger machen sollte, dann schicken Sie ihn zu mir. Da Glenna Sie in Kürze vertreten soll, ist es ohnehin sinnvoll, dass Sie mit ihr zusammenarbeiten.«
So etwas tat er zu gern. Er hatte ein bisschen Spannung erzeugt, zwei einander gegenüberstehende Fraktionen geschaffen und den Preis, um den es ging, in die Mitte gestellt. Womöglich mochte es Glenna sogar, als solcher betrachtet zu werden. Jetzt konnte er sich zurücklehnen und zusehen, wer sie dringender haben wollte. Das würde wahrscheinlich Glennas Selbstbewusstsein stärken. Außerdem bedeutete es, dass er seine Anrufe noch eine Weile selbst entgegennehmen konnte. Er freute sich, eine Zeit lang von ihrer Tüchtigkeit verschont zu bleiben.
Zu seiner Bestürzung füllten sich Marys Augen mit Tränen. »Herzlichen Dank. Ich bin in letzter Zeit so müde, und obwohl mein Arzt sagt, die Übelkeit sollte längst vorbei sein, kann ich kaum etwas bei mir behalten.« Sie schluckte hörbar, sodass er schon fürchtete, sie würde sich auf seinen Schreibtisch übergeben, wenn sie sich nicht beruhigte.
Er zog ein Taschentuch aus dem Jackett und reichte es ihr. »Versuchen Sie es morgens vor dem Aufstehen mit Salzstangen und Gingerale.«
Das war das Einzige, was beim empfindlichen Magen seiner Frau geholfen hatte. Er erinnerte sich noch genau daran, immer wenn er damit an ihr Bett gekommen war, hatte sich ihr Gesicht aufgehellt und sie »Danke, James« geflüstert.
James, jener Mann, mit dem sie damals ihres Erachtens verheiratet gewesen war. Immer wieder hatte es ihm das Herz gebrochen, der Schmerz war mit den Jahren jedoch weniger geworden. Und bei Lexies Geburt hatte er sich schließlich für alles entschädigt gefühlt.
Es waren die kostbarsten Augenblicke seines Lebens gewesen, als er seine Tochter zum ersten Mal im Arm gehalten und als sie ihn das erste Mal bewusst »Dada« genannt hatte.
Ruhig und freundlich hörte er Mary zu, weil es zu Thomas Strong passte, so zu handeln. Dann bot er ihr an, den nächsten Tag freizunehmen und ein langes Wochenende zu machen, um am Montag erholt zur Arbeit zu kommen.
»Sie sind der Beste«, sagte sie strahlend. »Das wird nicht wieder vorkommen, ich schwöre es.«
Es dauerte, bis er Mary loswurde, zu dem Zeitpunkt war er bereits einen Abgrund hinuntergefallen und ertrank in Erinnerungen. Doch davon durfte er sich nicht aufhalten lassen. Er war mit einer Frau verabredet.
Er schüttelte den Kopf angesichts der absurden Situation und ging sich frisch machen.
6
Mia war lächerlich nervös.
Sie hätte sich weder auf sein E-Mail-Spiel noch auf seine Einladung zum Essen einlassen sollen. Er hatte ihr schon gezeigt, dass man ihm nicht trauen konnte. Aber wenigstens war sie diesmal auf seine Tricks vorbereitet. Sie wollte herausfinden, was er von ihr wollte, sie war schon immer unvernünftig neugierig gewesen.
Es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen. Er würde nicht einfach mit ihr ausgehen, sondern sie für seine Zwecke einspannen. Sobald klar war, welche Absichten er hatte, würde sie entscheiden, wie sie sich weiter verhalten wollte. Immerhin konnte er ihr möglicherweise auch von Nutzen sein.
Mia atmete einmal tief durch und stieg aus ihrem Ford Focus, wobei sie sich mit einer Hand durchs Haar fuhr, das sie heute offen trug. Sie hoffte, dass er nichts hineindeuten würde. Sie war leger, aber ansprechend gekleidet, trug einen roten Pulli zum schwarzen Rock. Sie wollte nicht aussehen, als ob sie es darauf anlegte.
Dem Reiseführer nach war das Village Inn ein beliebtes Restaurant. Die Anzahl der Autos auf dem Parkplatz schien das zu bestätigen. Es war ein altes Gasthaus, das man behutsam modernisiert hatte, sodass der alte Charme erhalten geblieben war. Ihr gefielen die helle Steinfassade und das kleine Messingschild.
Sie sah sich auf dem Parkplatz um, aber sein Wagen war nirgends zu entdecken. Draußen zu warten hatte keinen Sinn, zumal es bereits dunkel wurde. Sie ging besser hinein und setzte sich schon einmal an einen Tisch.
Innen fand sie das Restaurant noch
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