Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
einladender. Durch viel glänzendes Holz und skurrile Zeichnungen an den Wänden erinnerte es an ein Irish Pub. Eine junge Frau begrüßte sie mit einem Lächeln. »Hallo, zu wie vielen sind Sie heute Abend?«
»Zu zweit. Ich bin hier mit jemandem verabredet –« Sie brach ab, als im angrenzenden Raum ein Mann aufstand und ihr winkte. »Wie ich sehe, ist er schon da.«
Die Tischanweiserin grinste. »Ach, er. Der ist süß.«
Mia wären viele Attribute eingefallen, um den Mann zu beschreiben, den sie als Addison Foster kennengelernt und als Thomas Strong wiedergetroffen hatte, aber »süß« bestimmt nicht. Sie fragte sich, was andere in ihm sahen. Falls er einmal ein Verbrechen beginge, würde es schwierig werden, von Zeugen übereinstimmende Beschreibungen zu bekommen.
Sie versuchte, selbstsicher zu wirken, während sie zu dem Separee ging und ihm gegenüber Platz nahm. Sofort fiel ihr auf, dass er sich nach der Arbeit umgezogen hatte. Er trug ein dunkelblaues Hemd und eine taubengraue Hose, keinerlei Schmuck, aber einen Hauch Eau de Cologne, das nach Zeder und Zitrone roch. Der Duft war so gut, dass ihr ein wohliger Schauer den Rücken hinunterlief.
»Ich hatte gedacht, Sie wären noch nicht hier«, sagte sie zur Begrüßung.
»Ich fahre ein anderes Auto. Ich wechsle immer den Wagen, wenn ich umziehe.« Seine Erklärung klang für andere Ohren unverfänglich; nur sie verstand die zusätzliche Bedeutung.
»Was für einen fahren Sie denn jetzt?« Die Information würde sich sicher einmal als nützlich erweisen.
Er zeigte durch die getönte Fensterscheibe nach draußen. »Sehen Sie den platingrauen Infiniti?«
»Sie haben einen G37? Fantastisch.«
Er verzog leicht die Lippen. »Er gefällt Ihnen? Vielleicht nehme ich Sie mal ein Stück mit.«
»Ich habe mich mal nach dem Preis erkundigt. Sie kosten nicht so viel, wie man meinen würde.« Der Wagen sah sündhaft teuer aus, nach reichem Playboy. Das passte sicher zu seiner Stellung im oberen Management.
Eine Kellnerin, die höchstens einundzwanzig sein konnte, brachte zwei Speisekarten an den Tisch. Sie trug Jeans und ein gelbes Polohemd mit dem Restaurantnamen. »Auf der Tageskarte haben wir heute Kartoffelcremesuppe, Hähnchenbrust Kiew und gefüllte Champignons. Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken oder eine Vorspeise bringen?«
»Mögen Sie Champignons?«, fragte er. Als Mia nickte, sagte er zu der Bedienung: »Dann nehmen wir die gefüllten Champignons und eine gute Flasche Pinot Noir.«
Nachdem sie die Bestellung notiert hatte, eilte die junge Frau zur Küche. Das Restaurant war gut besetzt. Wie gut, dass er vor Mia da gewesen war und ein Separee ergattert hatte. Es war ein Tick von ihr, aber sie konnte es nicht leiden, in der Mitte zu sitzen, wo einen jeder anstarren konnte. Natürlich gab es dazu längst keinen Grund mehr. Heute war sie nicht mehr der Sonderling mit einem IQ von 160, dessen Mutter sich keine anständige Kleidung für sie leisten konnte. Mia zog sich gut an und erregte nicht unerwünscht Aufmerksamkeit. Trotzdem war ihr ein ruhiges, gemütliches Separee lieber.
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Und wenn ich keinen Alkohol trinke?«
»Dann werde ich die Flasche allein leeren, und Sie müssen mich nach Hause fahren.« Sein leises Lächeln wurde ein bisschen breiter. »Aber nutzen Sie die Situation bitte nicht aus.«
Na schön, es lief also ganz anders als erwartet. Er hatte das Kantige, das sie mit ihm verband, abgelegt und kehrte eine Seite heraus, die sie an ihm noch nicht kannte. Er wirkte … heiter, und das fand sie beunruhigend.
»Vielleicht hatten Sie schon eine Flasche, bevor ich gekommen bin«, murmelte sie.
Kopfschüttelnd tippte er gegen sein Glas mit Eiswasser und Zitrone. »Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, bin ich Ihnen noch ein Zitat schuldig, richtig?«
Sie kniff die Augen zusammen. »Manchmal klingt etwas Europäisches bei Ihnen durch.«
»Sie sind unglaublich«, sagte er, als hätte sie ihn begeistert.
»Das ist keine Antwort.« Oder vielleicht doch, nur war sie nicht so informativ, wie sie es gern gehabt hätte.
Verdammter Kerl, sie hatte ein Recht darauf, hinter seine geheimnisvolle Fassade zu blicken. Nachdem er sie Männern überlassen hatte, in deren Gewalt sie zwei Tage lang an einen Stuhl gefesselt gewesen war und Todesängste ausgestanden hatte, schuldete er ihr eine Erklärung. Auch wenn sie noch nicht genau wusste, was sie mit der Information anfangen würde. Bei diesem Mann schwankte sie
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