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Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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Keiner der vier hatte Informatik studiert, aber deswegen konnten sie sich trotzdem damit auskennen. Sie selbst besaß schließlich auch keinen Abschluss in dem Fach, und trotzdem würde sie sich Einblick in deren Bankkonten verschaffen, sobald sie nach Hause käme. Manche Dinge lernte man nicht in der Schule.
    Mia arbeitete noch nicht lange genug in der Firma, um intuitiv auf jemanden tippen zu können. Dass sie tatsächlich in der IT arbeiten musste, behinderte ihre Ermittlungen. Sie hatte Greg rundheraus gesagt, sie sei nicht scharf auf seinen Posten, doch er glaubte ihr nicht. Darum teilte er ihr permanent Fleißarbeiten zu, ließ sie Netzwerkprotokolle prüfen und in Computern nach den Ursachen für Störungen suchen, die es nicht gab. Da stimmte etwas nicht. Und auch die Firma selbst kam ihr merkwürdig vor.
    Vielleicht ging sie von einer falschen Grundannahme aus und es war gar kein Einzeltäter. Möglicherweise steckte Greg in der Sache mit drin und hatte die Computerprotokolle manipuliert. Eigentlich hielt sie ihn nicht für clever genug, andererseits mochte diese Einschätzung auf ihrer Abneigung gegen ihn beruhen, da er ihr seit Wochen das Leben schwer machte. Sie beschloss, auch sein Bankkonto zu prüfen.
    Rasch suchte sie sich im System seine Sozialversicherungsnummer heraus. Damit ließ sich fast alles anstellen. Sie trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und dachte über ihre Verdächtigen nach: zwei Männer, zwei Frauen. Bei Unterschlagung konnte man nicht nach dem Geschlecht gehen.
    Da gab es Melissa Stuart, Kontenführerin. Eigentlich war sie zu jung, um schon in dieser Position zu sein: erst Ende zwanzig. Sie trug meist Designerklamotten und besaß teure Handtaschen. Um sich solche Vorlieben leisten zu können, bekam sie nicht genug Gehalt. Aber vielleicht überzog sie ihre Kreditkarten.
    Mia hatte Greg ab und zu mit ihr flirten sehen. Das musste nicht heißen, dass sie Komplizen waren, aber sie verstand nicht, warum eine so hübsche Frau wie Melissa sich mit Greg abgab. Der Kerl war ein Computer-Nerd. Fürs Erste dachte sie nicht weiter über die beiden nach und nahm sich den nächsten Verdächtigen vor.
    Darrell Brown war Assistant Controller. Oberflächlich betrachtet gab er den perfekten Angestellten ab. Er kam nie zu spät, meldete sich nie krank. Er redete wenig und erfüllte die Grundkriterien für unsoziales Verhalten – wie etwa aus dem Gefühl heraus, er habe ein Anrecht darauf, Diebstahl zu begehen. Interessant war auch, dass er eine Jugendstrafe verbüßt hatte. Mia fragte sich, was er wohl verbrochen hatte und ob das bei ihrer Ermittlung eine Rolle spielte.
    Die dritte Verdächtige war Janine Young, Buchhalterin, eine plumpe, mütterliche Frau Mitte fünfzig, die sich wie eine Sonntagsschullehrerin anzog. Sie brachte häufig Kekse mit und stellte sie im Pausenraum auf den Tisch, damit sich jeder davon nehmen konnte. Sie war fleißig und kam gut mit ihren Kollegen aus, hatte für jeden, der ihr im Flur begegnete, ein Lächeln und ein freundliches Wort.
    Mia hoffte, dass nicht sie sich als die Täterin herausstellen würde. Sie mochte Janine. Doch die Frau hatte die Möglichkeit, die Bücher zu fälschen und Geld abzuzweigen. Wieder kam ihr der Gedanke, dass es einen Komplizen geben musste. Für einen Einzeltäter lief das Ganze viel zu sauber ab.
    Schließlich stand noch Michael Troy auf ihrer Liste. Er war Rechnungsprüfer, ein schmächtiger Typ in den Vierzigern, den man in jeder Hinsicht als durchschnittlich bezeichnen konnte, mit einer Ausnahme: seine nervösen Ticks. Möglich, dass er die schon immer gehabt hatte, so etwas kam vor, aber vielleicht legte er sie auch erst in jüngster Zeit an den Tag, weil sie durch Stress oder Schuldgefühle ausgelöst worden waren. Manche Leute ließen sich auf etwas ein, ohne zu überlegen, ob sie wirklich die Nerven dafür hatten. Möglicherweise bereute er den Diebstahl inzwischen.
    Erschrocken merkte sie, dass es schon nach fünf war. Sie druckte den Bericht für Greg aus und warf ihn auf seinen Schreibtisch. Er war schon nach Hause gegangen, was sie nicht im Mindesten überraschte.
    Sie schaltete ihren Computer aus und lief zum Ausgang. Zu Hause gäbe es noch einiges für sie zu tun.
    Auf dem Weg nach draußen winkte sie den Kollegen, die in der Mittagspause immer mit ihr plauderten. Nur wenige Mitarbeiter verließen dann das Gebäude, da es mitten im Nirgendwo stand. Bis man bei einem Restaurant ankam, war die Pause schon halb vorbei.

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