Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Mia hatte allerhand über die Firma erfahren, aber noch nichts Brauchbares für ihren Auftrag.
Sie wollte nicht nach Strong Ausschau halten, spähte dann aber doch über den Parkplatz, während sie ihren Wagen aufschloss. Es ging sie nichts an, wann er die Firma verließ oder ob er es überhaupt tat. Seufzend stieg sie ein und fuhr zu ihrer Wohnung, wo Peaches an der Tür wartete. Sie hatte nie viel für Katzen übrig gehabt, konnte aber nicht leugnen, dass es angenehm war, zu Hause von einem warmen, pelzigen Tier empfangen zu werden, das sich nicht darum scherte, wer sie war. Der Kater wollte nur den Futternapf gefüllt und den Bauch gekrault bekommen.
Nachdem sie Peaches versorgt hatte, zog sie sich um. Niemand, nicht einmal Kyra, wusste, dass Mia Flanellpyjamas liebte, je bunter desto besser. Keine Negligees, nein, sie würde Flanell immer allem vorziehen. Jetzt suchte sie einen weißen Schlafanzug mit einem Muster aus großen bunten Herzen und rosa Sternen heraus, schlüpfte in weiße Plüschpantoffeln, band die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und kramte im Küchenschrank nach etwas Essbarem.
Anfang der Woche hatte sie eingekauft, hauptsächlich Suppen und Fertigsalate, trotzdem war es schön, sich zu Hause selbst zu versorgen, anstatt den Lieferservice anrufen zu müssen oder allein mit einem Buch in einem Restaurant zu sitzen. Zumindest hatte sie einen Kater, der ihr Gesellschaft leistete.
Nach dem Essen schaltete sie ihren Laptop ein und kramte die Sozialversicherungsnummern ihrer vier Verdächtigen hervor. Vermutlich würde es keine auffälligen Kontobewegungen geben, aber nachsehen musste sie. Das dauerte nicht länger als fünf Minuten.
Nichts. Sie stieß weder auf ungewöhnliche Einzahlungen noch auf hohe Abhebungen. Wie erwartet. Ein bisschen enttäuscht war sie trotzdem. Es stellte sich heraus, dass Melissa tatsächlich hohe Kreditkartenschulden hatte; das war jedoch nichts Verbotenes. Trotzdem wollte Mia die Frau noch nicht von ihrer Liste streichen und setzte sie erst mal an die unterste Stelle. Für morgen hatte sie sich mit ihr zum Mittagessen verabredet. Vielleicht bekäme sie dann einen Hinweis.
Ehe sie weitere Überlegungen anstellen konnte, klopfte es an der Tür. Sie seufzte. Es musste sich um einen Freund ihrer Vermieter handeln, der nicht wusste, dass die beiden schon in Arizona waren. Mia zog sich nicht erst einen Morgenmantel über; es würde nicht lange dauern, den unbekannten Besucher loszuwerden.
»Es tut mir leid«, begann sie, als sie aufmachte.
Doch vor der Tür stand kein Unbekannter, zumindest kein völlig Fremder. Nachdem sie nach Hause gekommen war, musste es angefangen haben zu regnen, denn seine Haare und sein Gesicht glänzten feucht. Seine Augen glitzerten wie das Meer, und sie drohte glatt, darin zu ertrinken. Er betrachtete ihre Aufmachung – alberner Pyjama, Plüschpantoffeln, Schulmädchenpferdeschwanz –, und verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln.
»Warum tut es dir leid?«
»Ich habe mit jemand anderem gerechnet«, sagte sie.
»Offenbar jemand, bei dem du dich entschuldigen musst. Darf ich hereinkommen?«
Sie presste die Zähne zusammen. Wie hatte sie je glauben können, sie wollte ihn? Er war wirklich unangenehm. Sie sparte sich die Frage, wie er sie gefunden hatte. Als Personalchef kam er problemlos an persönliche Daten wie die Adressen der Angestellten. Wären sie ganz normale Kollegen, hätte sie ihn wegen Belästigung anzeigen können. Da das aber nicht der Fall war, trat sie beiseite und ließ ihn herein.
»Was willst du?«
»Hätte ich eine Chance, dass du mir glaubst, wenn ich sagen würde: dich?«
»Es käme mir nett dahingesagt vor.« Mia schloss die Tür und versuchte, wegen ihres Aufzugs nicht rot zu werden. Die Situation war für ihren Geschmack viel zu realitätsnah. In seinem Haus hatte sie sich vormachen können, es sei ein fantastisches Intermezzo, nichts, das je ihr wirkliches Leben betreffen würde, doch jetzt stand er in ihrem Wohnzimmer.
»Die sind für dich.« Er holte einen rosafarbenen Blumenstrauß hinter dem Rücken hervor. Auf den Blütenblättern glitzerten Regentropfen.
Einen Moment lang starrte Mia den Strauß nur an. Ihr hatte noch nie jemand Blumen geschenkt. Das war eine alberne, formelle Geste. Trotzdem schmolz sie innerlich, als sie die Blumen nahm. Sie ging in die Küche, um nach einer Vase zu suchen.
»Das sind Kamelien«, sagte er und klang so nervös wie sie. »Zu Zeiten der Ming-Dynastie galten
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