Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
würde. »Ich helfe dir, den Dieb zu finden. Du kannst den Auftrag abschließen, bevor ich zuschlage. Wenn wir das richtig timen, wird niemand merken, dass du daran beteiligt warst.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Sobald dein Auftrag erledigt ist, stiehlst du die Schlüsselkarte und gibst sie mir zusammen mit deinem Mitarbeiterausweis. Dann reist du ab, und ich kann gegen Micor vorgehen.«
Wie die meisten Pläne war auch dieser nicht perfekt. Er hatte die Schlösser an den Türen zum Labortrakt untersucht und festgestellt, dass er sie knacken könnte, aber das wäre nur das letzte Mittel. Er wollte lieber geräuschlos eindringen und erst den Leuten gegenüber Gewalt anwenden, die es verdient hatten. Wenn er einen Alarm auslöste, kämen die Wachmänner, und leider war er trotz seiner Gabe nicht in der Lage, die Gedanken anderer Menschen zu steuern. Wenn das Wachpersonal einen Einbrecher vermutete, könnte er nicht die Illusion erzeugen, dass niemand da wäre. Und er wollte nicht, dass Unschuldige ums Leben kamen, nur die Verantwortlichen sollten bezahlen.
Für den Fall, dass sich die zweite Tür nicht mit Mias Karten öffnen ließ, würde er das entsprechende Werkzeug mitnehmen. Seine Tarnung würde dann auffliegen. Er musste also alles andere erledigt haben, bevor er hineinging.
Das betraf auch Lexie und Beulah May.
Lexie. Er wusste nicht, ob er sich dazu überwinden können würde. Selbst jetzt noch nicht. Ihre Ärzte waren sicher, dass es keine Hoffnung gab, aber der Gedanke, sich endgültig zu verabschieden, schmerzte. Obwohl ihm immer klar gewesen war, dass es eines Tages dazu kommen musste. Der letzte Akt, geschrieben mit Asche. Auch das konnte er Mia nicht erzählen. Es würde ihr nicht gefallen, ihm den Weg zu einem Selbstmordkommando zu ebnen.
»Von dieser Vereinbarung hast du den größeren Nutzen«, sagte Mia. »Du brauchst mich. Ich dagegen kann auch allein herausfinden, wer der Dieb ist. Wie kommst du darauf, dass ich auf deine Hilfe angewiesen bin?«
Sie war geschickt im Verhandeln. Es kam darauf an, die Position des Gegners zu schwächen, ihm das Druckmittel zu nehmen. Er lächelte sie an und unterdrückte sein Verlangen, von dem er viel zu abgelenkt war. Zu gern hätte er auf das alles gepfiffen und sie nach oben ins Schlafzimmer getragen.
Er lehnte sich zurück und legte einen Fuß auf sein Knie. »Allein wirst du ihn nicht finden.«
Mia kniff die Augen zusammen, als empfände sie das als eine Beleidigung ihrer Intelligenz und ihrer Fähigkeiten. »Tatsächlich?«
»Wer sind deine Verdächtigen?«
Mit einem bösen Blick rasselte sie die Namen herunter. Es amüsierte ihn, wie weit sie danebenlag. »Es ist kein gewöhnlicher Angestellter. Niemand aus der Buchhaltung.«
Ratlos sah sie ihn an. »Was soll das heißen?«
»Mehr verrate ich nicht, es sei denn, du willigst in die Abmachung ein. Tust du das?«
Sie lehnte sich vor, und bei ihrem durchdringenden Blick wurde er leicht nervös. »Woher soll ich wissen, dass du mich nicht reinlegst?«
»Wissen kannst du das nicht. Dir bleibt die Alternative, dich zwei Monate lang weiter anzustrengen, wobei du schließlich feststellen wirst, dass ich recht hatte. Dann hättest du den Auftrag vergeigt, und deine makellose Statistik bekäme die erste Delle.«
Als er sah, wie sie sich versteifte, war klar, dass er ihren wunden Punkt getroffen hatte.
»Das ist emotionale Erpressung.«
»Wenn du absolut davon überzeugt bist, auf der richtigen Spur zu sein, dass Micor ein ganz normaler Arbeitgeber ist und du den Diebstahl in Kürze aufklären wirst, kannst du mir ja sagen, ich solle gehen. Jetzt.« Er sah ihr fest in die Augen, stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich ebenfalls vor. »Nein? Dann sag mir, dass dir nicht aufgefallen ist, wie es dort zugeht.«
»Alles ist sonderbar«, gab sie zu. »Und ich finde, dieser Betrugsfall läuft nicht nach dem üblichen Muster ab.«
»Bevor ich ins Spiel kam, hast du bereut, den Job angenommen zu haben.«
»Schon kapiert, du bist intelligent. Du kannst vorhersagen, was Leute sagen und tun, und ihnen ansehen, was sie empfinden.« Ihr dunkler Blick schien ihn zu durchbohren. »Aber glücklicher macht dich das nicht, oder? Es vermittelt dir weder das Gefühl von Geborgenheit noch nimmt es dir die Einsamkeit. Du hättest mich auch nach Feierabend auf dem Parkplatz darauf ansprechen können. Stattdessen kommst du an einem dunklen, regnerischen Abend zu mir und bringst mir Blumen. Weißt du, was das
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