Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
geplant. Aber ich glaube, auf dich hätte ich mich auch nicht vorbereiten können.«
»Gut zu wissen, dass ich nicht berechenbar bin.«
»Und das Erstaunlichste daran ist: Ich will dich schon wieder.«
Ihre Mundwinkel zuckten. »Das ist mir aufgefallen. Ich wollte nur nichts sagen.«
»Wie rücksichtsvoll von dir.«
»Du weißt, wir können nicht –«
»Ja. Nächstes Mal bin ich vorbereitet.«
Nächstes Mal? Mia machte große Augen, während er sich küssend zu ihrem Bauch hinabbewegte. Oh Gott, er würde sie umbringen. Aber sie würde lächelnd sterben.
Søren wusste, dass es allmählich zur Besessenheit wurde. Schon eine Stunde lang betrachtete er sie, wie sie schlafend dalag, und strich ihr über die Haare. Steh auf, befahl er sich. Geh. Doch seine Muskeln schienen ihm nicht zu gehorchen. Sie lag an ihn geschmiegt da, seit Jahren hatte sich nichts mehr so gut angefühlt. Ihr ruhiger, gleichmäßiger Atem machte ihn selbst müde, und ehe er es bemerkte, verstieß er auch noch gegen seinen letzten Grundsatz: Er schlief ein.
Die Sonne brannte, sodass ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Es war ein Tag mit strahlend blauem Himmel. Weiter vorn sah man schon das weiße Haus, in dem sie wohnten. Die grünen Fensterläden gaben ihm etwas Fröhliches. Lexie hatte die Idee mit der Farbe gehabt. Da sie seit dem Tod ihrer Mutter so still war, fiel es ihm schwer, ihr etwas abzuschlagen. Einem trauernden Kind den Wunsch nach grünen Fensterläden zu erfüllen, war, verglichen mit dem Verlust, den es verkraften musste, keine große Sache. Sie hatten auch ihr Zimmer rosa gestrichen, und er hatte mit einer Schablone eine Bordüre aus Erdbeeren gemalt.
Sie waren in ein hübsches Viertel gezogen, in dem Kinder in den Vorgärten spielen konnten. In der Ferne hörte er die blecherne Melodie, mit der sich der Eismann ankündigte, noch war er mit seinem Wagen allerdings zwei Straßen entfernt. Kinder liefen aus den Häusern, mit Kleingeld in den schmutzigen Händen.
Er kam gerade vom Postamt, wo er einen neuen Schwung Bewerbungen abgeschickt hatte. Er war knapp bei Kasse – nie hatte er genug Geld, um die Dinge so herzurichten, wie er es gern wollte. Doch er konnte die Stromrechnungen begleichen, Essen auf den Tisch bringen und auch die Nachbarin bezahlen, eine Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, die auf Lexie aufpasste, während er arbeitete. Whitney ließ die Kinder miteinander spielen, wenn er etwas zu erledigen hatte; so musste er Lexie nicht überallhin mitnehmen. Er selbst hätte zwar nichts dagegen, aber für sie wäre es kein Spaß.
Jetzt, da er die Briefmarken bezahlt hatte, blieben ihm bis zum nächsten Zahltag noch zwei Dollar. Zum Glück waren keine Rechnungen mehr offen, und sie hatten genügend Lebensmittel im Haus. Lexie bettelte auch nicht um Spielsachen. Sie schien damit zufrieden zu sein, dass er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Abends machten sie Brettspiele und danach kochte er schnell etwas zum Abendessen. Heute würde es Makkaroni mit Käse geben, aufgepeppt mit Thunfisch und Erbsen – seine Mutter nannte das den Auflauf des kleinen Mannes.
Sie würden sich mit den Tellern auf die Couch setzen und zusammen fernsehen. Seine Frau hatte immer darauf bestanden, dass sie am Tisch aßen, genau darum machte er es jetzt anders. Er trauerte nicht allzu sehr um sie, denn er hatte sie schon vor langer Zeit verloren. Lexies Kummer aber war noch frisch, und er versuchte, es ihr zu ersparen, ständig an ihre Mutter erinnert zu werden.
Er entdeckte seine Tochter einen halben Block entfernt. Sie kam gerade mit den Nachbarmädchen aus Melissas Haustür. Die Sonnenstrahlen fingen sich in ihren hellbraunen Haaren, sodass die goldblonden Strähnen darin glänzten. Ein Glücksgefühl durchflutete ihn. Sie verlieh seinem Leben einen Sinn, gab ihm einen Platz, an den er gehörte.
Das Klingeln des Eiswagens kam nun ganz aus der Nähe. Sein kleines Mädchen drehte sich um. »Lexie, nicht!«
Nein, nein, nein, nein –
»Ich komme, Daddy! Ich wusste, dass du Eis holst.« Durch seinen Fluch wurden falsche Erwartungen geweckt und irgendwo klingelte der Eismann, als sie lachend auf ihn zu rannte. Direkt vor einen aus der Gegenrichtung kommenden Wagen.
Dieses Mal gelang es ihm, den Schrei zu unterdrücken. Zitternd lag er da und fühlte, wie er in kalten Schweiß ausbrach. Wieder hatte er von dem Unfall geträumt. Meine Schuld. So sehr er sich wünschte, dass es anders wäre, so gern er die Verantwortung
Weitere Kostenlose Bücher