Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
man, dass er gesund ist.«
Ohne zu wissen warum, musste er lächeln. »Du klingst wie meine Mutter.«
»Sie scheint eine bemerkenswert kluge Frau zu sein.«
»Ist sie.« Im nächsten Moment begriff er, dass er damit noch etwas über sich preisgegeben hatte: Seine Mutter lebte noch. Das hätte ihn beunruhigen sollen, doch er konnte die sonst sofort bei ihm einsetzende Paranoia nicht aufbringen. Nicht bei Mia.
Sie schwiegen einträchtig, während das Wasser aufkochte. Als Mia ihnen eingoss, stieg ein Duft nach Zitrone von den dampfenden Tassen auf. Sie gab Zucker hinzu und ließ den Tee ziehen. Er beobachtete, wie sie diesen kleinen Aufgaben nachging, und konnte sich daran kaum sattsehen.
Mia trat hinter ihn. Aus alter Gewohnheit versteifte er sich unwillkürlich und wollte sich umdrehen, um sie im Blick zu behalten, doch sie hielt ihn an den Schultern fest. Ihre warmen Hände auf seinen verspannten Muskeln zu spüren, ließ ihn zusammenzucken.
»Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte sie dicht an seinem rechten Ohr, sodass er erschauerte. »Ich werde dir den Nacken massieren, und du trinkst in der Zeit deinen Tee. In zehn Minuten gehen wir dann wieder ins Bett. Hast du etwas dagegen einzuwenden?«
Das hatte er durchaus, nur fühlten sich ihre Hände so himmlisch an. Sie massierte ihn derart liebevoll, dass er meinte, er müsste von innen nach außen schmelzen. Stumm schüttelte er den Kopf und trank seinen Tee. Seine Nerven beruhigten sich allmählich.
Als sie schließlich aufhörte und seine Tasse leer war, hätte er zu allem Ja gesagt, was sie von ihm verlangte. Zum Glück nahm sie nur seine Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Obwohl er wusste, dass es nicht gut war, zog er sie im Bett in seine Arme.
Es ging nicht mehr nur um Sex, sondern war längst viel komplizierter geworden.
Sie verschlangen die Beine miteinander, und er legte einen Arm um ihre Taille. Das Letzte, was er wahrnahm, war, dass sie ihm durch die Haare strich, dann schlief er unverhofft ein.
Was ihn das nächste Mal weckte, waren ihre gedämpften Schreie. Als er im Bett hochfuhr, begriff er sofort, was los war. Bestürzt stellte er fest, dass er an ihrer Schlafposition erkennen konnte, wovon sie träumte. Er rüttelte sie sacht an der Schulter und flüsterte ihr ins Ohr, damit sie wach wurde.
Zu seiner Verblüffung klammerte sie sich an ihn.
»Es tut mir leid«, sagte er ernst.
»Das ist so albern. Ich war gefesselt, aber sonst ist mir nichts passiert. Davon braucht man doch nicht solche Träume zu bekommen.«
Albträume, dachte er, sagte es aber nicht laut.
»Du hast dich hilflos gefühlt.« Ihm war das bisher nicht klar gewesen, aber für eine starke Frau wie Mia musste es schrecklich sein, einer Situation ausgeliefert zu sein. »Ich hätte dich nicht an mein Bett gefesselt, wenn ich –«
»Das war etwas anderes«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe es aus freien Stücken getan.«
Ja, das war ein entscheidender Unterschied.
»So etwas werde ich dir nie wieder antun«, versprach er. »Dich so hilflos zurückzulassen.«
»Ich kann nicht behaupten, dass du keine Schuld daran gehabt hättest, aber ich kann dir verzeihen.« Ihre dunklen Augen waren wie der Nachthimmel.
»Danke.« Er zog sie an sich und strich ihr über das Haar, bis sie wieder eingeschlafen war.
Es tat gut, etwas, das er angerichtet hatte, zumindest ein Stück weit wiedergutzumachen. Und so hielt er sie bis zum Morgen beschützend in den Armen.
13
Jasper Rowan war erfreut.
T-89 hatte die Prozedur nicht nur überlebt, es gab auch Anzeichen für einen evolutionären Fortschritt: Die Versuchsperson zeigte nicht nur eine außergewöhnliche Fähigkeit, sondern zwei. T-89 war der Beweis dafür, dass Rowans Methode funktionierte. Als Nebeneffekt stellte sich offenbar ein stabilerer psychischer Zustand ein, denn der Proband litt nicht mehr unter Anfällen oder Bewusstseinsstörungen und auch die Suizidneigung war nicht mehr erkennbar.
Natürlich hatten die neuen Fähigkeiten zur Folge, dass Rowan in der Zelle bei T-89 nicht mehr sicher war. Der Proband würde dann versuchen, ihn zu töten. Seine Aggression richtete sich jetzt gegen andere und verständlicherweise gegen den Mann, den er für seine Leiden verantwortlich machte. Tatsächlich war das gar keine so unzutreffende Einschätzung. Das hieß aber nicht, dass Rowan ihm seinen Willen lassen würde.
Bevor er mit der nächsten Sitzung begann, protokollierte er den physischen Zustand des Mannes. Der Proband hat sich
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