Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
nur mit sinnlosen Aufgaben beschäftigen –«
»Dann findet die richtige Forschung woanders statt.«
»Du kapierst schnell. Zunächst möchte ich herausbekommen, wer genau mich hier verarscht, und dann werde ich den kompletten Laden hochgehen lassen. Ich habe einen Abschluss in Biochemie, verdammt noch mal, und die Stelle angenommen in dem Glauben, für das Unternehmen wertvolle Arbeit zu leisten, und nicht, um Affen zu pflegen.«
»Dein Vorhaben ist gefährlich«, warnte sie Mia.
»Warum? Werde ich dann genauso wie Noreen einfach verschwinden?«
»Wer ist Noreen?«
»Ihr Name fällt kaum noch, aber soweit ich weiß, war sie meine Vorgängerin. Eines Tages ist sie einfach nicht mehr zur Arbeit erschienen. Und seit Monaten hat sie niemand mehr gesehen.«
»Hat sie auch unbequeme Fragen gestellt?«
»Ich habe Angst, jemanden darauf anzusprechen«, antwortete Kelly leise.
»Hast du irgendeinen Verdacht, wer deine Arbeit sabotieren könnte?«
»Ehrlich gesagt glaube ich, dass es mein Chef ist. Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Und er scheint nicht zu kapieren, dass es mich langweilt, den ganzen Tag lang nichts zu tun zu haben.«
»Das geht mir genauso«, murmelte Mia und musste an Greg denken. »Bitte versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst.«
»Du wirkst … unverhältnismäßig besorgt um mich. Glaubst du wirklich, dass diese Arschlöcher etwas mit Noreens Verschwinden zu tun haben?«
Mia hatte die Tote in der Leichenhalle vor Augen. »Man kann nie wissen.«
»Ich werde versuchen, so unauffällig wie möglich vorzugehen«, versprach Kelly.
Mehr konnte Mia nicht tun. Sie durfte Kelly nicht weiter in die ganze Sache einweihen, sonst würde sie noch Søren kompromittieren. Außerdem besaßen sie ohnehin keine Beweise, weshalb eine Anzeige gegen Micor zu diesem Zeitpunkt aussichtslos gewesen wäre. Und schließlich hätte es ihr zu schaffen gemacht, wenn sie von Kelly als Spinnerin abgestempelt worden wäre. Kyra war ihre einzige Vertraute, sodass Mia die gerade entstehende Freundschaft zu ihrer Kollegin auf keinen Fall gefährden wollte.
»Tu mir einen Gefallen«, bat Mia. »Lass dir von niemand anderem außer mir eine Log-in-Liste erstellen.«
Kelly nickte. »Hatte ich auch nicht vor. Aber du machst mir echt Angst.«
»Gut. Das macht dich vorsichtiger.«
Damit war das Thema zunächst erschöpft und sie unterhielten sich über andere Dinge, da Mia es unhöflich gefunden hätte, gleich nach dem Essen wieder zu verschwinden und den Eindruck zu erwecken, sie könnte es kaum erwarten, wieder zu fahren. Und so erzählte ihr Kelly, dass sie das jüngste von fünf Geschwisterkindern war und als Einzige das College besucht hatte.
»Meine Brüder halten mich für verrückt«, fuhr sie fort und schob sich eine Gabel voll Quiche in den Mund. »Zwei von ihnen sind Soldaten, einer ist Polizist geworden und der andere Mechaniker.«
Mia stellte sich vor, wie es wohl wäre, so viele Geschwister zu haben. »Eine große Familie … Beschützen dich deine Brüder oder ärgern sie dich eher?«
Kelly grinste. »Mal so, mal so. Ich kann dir sagen, sie haben mich mit keinem Jungen ausgehen lassen, bis ich ausgezogen bin, um aufs College zu gehen. Und einmal ist mein Bruder Vince sogar im Studentenwohnheim aufgekreuzt, um zu kontrollieren, ob ich mich auch anständig verhalte.«
»Welcher von den fünfen ist das?«
»Der zweiälteste, der Mechaniker.«
Neugierig fragte Mia weiter. »Und die anderen?«
»Ich bin siebenundzwanzig, sozusagen das Nesthäkchen. Brant ist der Zweitjüngste und bei der Army. Danach kommt Jay, der Polizist, dann Vince. Und dann Lyle, der Älteste von uns. Er dient bei der Navy.«
»Alter?«
Kelly zog eine Augenbraue hoch. »Führst du eine Volkszählung durch?«
»Nein. Ich bin nur … fasziniert.« Ja, das war das richtige Wort. »Ich selbst bin ein Einzelkind. Da macht es Spaß, sich auszumalen, wie es wäre, viele Geschwister zu haben.«
»Chaotisch. Aber meinetwegen: Brant neunundzwanzig, Jay einunddreißig, Vince vierunddreißig, Lyle sechsunddreißig.«
»Leben sie alle hier in Virginia?«
Kelly lachte und stand auf, um den Tisch abzuräumen und das Dessert zu holen.
»Um Gottes willen. Nein, wir leben alle an verschiedenen Orten im Land. Mom sagt immer, so sei es auch sicherer. Wir sehen uns an Feiertagen, meistens an Thanksgiving. Vince fährt in den Weihnachtsferien gern in den Skiurlaub nach Vail.«
»Das klingt gut.« Mia bemerkte erst im Nachhinein, dass sie dies mit
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