Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
anruft.«
Das wäre gewagt. Søren überlegte, ob es sich lohnen könnte, das Risiko einzugehen. Andererseits würde er den Kerl misstrauisch machen, wenn er das Angebot ablehnte. »Mein Name ist Jason Markham«, sagte er und traf damit schnell eine Entscheidung. »Ich schreibe Ihnen meine Handynummer auf. Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas herausgefunden haben.«
Ehe er Auf Wiedersehen sagen konnte, schaltete Mia sich ein. »Könnten wir sie trotzdem sehen? Nur ganz kurz. Es wäre eine Beruhigung für Jase, nichts unversucht gelassen zu haben.«
Jeremy zögerte. »Ich glaube nicht, dass Ihnen das helfen wird, aber fünf Minuten kann ich Ihnen geben. Sie müssen sich nur eintragen und mir einen Ausweis zeigen.«
Alarmiert drückte Mia Sørens Hand, doch er lächelte nur und händigte seinen Führerschein aus. Da der Angestellte erwartete, Jason Markhams Namen darauf zu lesen, sah er ihn auch. Dann gab er den Führerschein zurück, und Søren steckte ihn wieder ein.
Siehst du, bedeutete er Mia mit einem Blick, es war ganz leicht.
Kurz darauf wurden sie in die Leichenhalle geführt, einen kalten Raum mit Seziertischen und einer Wand mit lauter großen Kühlschubladen. Søren fiel auf, dass er noch immer Mias Hand hielt und nicht loslassen wollte. Der Krankenhausmitarbeiter öffnete eine der Türen, zog die Pritsche heraus und deckte die Leiche pietätvoll auf.
Die Tote war nackt, ihre Haut sah aus wie geschmolzenes Wachs und ihr Gesicht war völlig entstellt. Ohne eine Krankenakte vom Zahnarzt würde es schwierig werden, sie zu identifizieren. Mit einem Stöhnen wandte Mia sich ab, doch Søren durfte das nicht.
»Meine Schwester ist siebenundzwanzig«, sagte er zu dem Mann. »Passt das –«
»Ja. Dem Obduktionsbericht zufolge ist sie zwischen fünfundzwanzig und zweiunddreißig.«
Er bemerkte, wie Mia hinter dem Rücken des Angestellten die Hände der Toten in Augenschein nahm. Sie drehte sie hin und her, als suchte sie etwas, und Søren hielt plötzlich inne. Da war ein Symbol in die Handfläche eingebrannt, ein stilisiertes U mit einem geschwungenen Ausläufer. Das hatte er noch nie gesehen. Mia ließ die Hand los und trat wortlos zurück.
»Sie hatten recht«, sagte Søren. »Sie ist nicht zu identifizieren. Es tut mir leid, dass ich Sie so lange aufgehalten habe.«
»Dafür bin ich da. Sie beide können schon mal hinausgehen, ich erledige dann hier den Rest.«
Sie meinen wohl, Sie lassen Sie wieder hinter der Tür verschwinden. Wenn Søren erst seine Zustimmung dafür gab, Lexies Geräte abzuschalten, würde sie auch hinter so einer Tür landen. Und dann müsste er sich entscheiden, ob er sie langsam in der Erde verwesen oder zu Asche verbrennen lassen wollte. Bei dem Gedanken wurde ihm elend zumute.
Diesmal ging Mia voraus. »Persönliche Gegenstände verschwinden nicht einfach.«
»Außer man möchte etwas verbergen.«
»Glaubst du, Micor hat etwas damit zu tun?«, fragte sie, als sie in den Aufzug stiegen.
»Wahrscheinlich.«
»Dann ist sicher etwas schiefgelaufen, sodass die Leiche gefunden wurde. Die gehen doch ganz sicher nicht so schlampig vor.«
Er runzelte die Stirn. »Tun sie auch nicht.«
»Vielleicht haben sie die Frau nicht umgebracht, sondern sie ist an den –«
»Versuchen gestorben«, schloss er nickend. »Das kommt mir plausibel vor. Und jetzt versuchen sie, die Beweise verschwinden zu lassen. Wie hoch ist die Chance, dass die Leiche morgen noch da ist?«
»Ich wette, jemand gibt sich als Verwandter aus und nimmt sie zu einem stillen Begräbnis mit.«
»Da würde ich nicht dagegenhalten.«
»Wir müssen überlegen, wie wir das für uns nutzen können«, sagte Mia, als sie sich hinters Steuer setzte, und er fand das Wort wir verlockend. »Dieser Abdruck in der Handfläche bedeutet etwas.«
»Wie bist du darauf gekommen, nachzusehen?« Er war beeindruckt.
»Der Kerl erwähnte doch einen Ring und einen Anhänger. Ich dachte, der Schmuck könnte vielleicht Abdrücke hinterlassen haben. Aber mit so etwas hätte ich nicht gerechnet.«
»Vielleicht hielt sie den Anhänger in der Faust.«
»Wie einen Glücksbringer.«
Mia fuhr vom Parkplatz. »Könnte sein, dass das Symbol Schutz bringen soll. Ich werde mal recherchieren.«
»Wenn es uns gelingt, die Frau zu identifizieren, können wir ermitteln, mit wem sie Umgang hatte, und dann vielleicht den Täter aufspüren.«
»Du meinst, das wurde ihr mit Absicht angetan?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wäre möglich. Vielleicht
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