Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Frau, die eine Zusage leichtfertig zurücknimmt.«
Es wurmte sie, dass er recht hatte. »Was soll ich tun?«
»Unser Zeitrahmen ist ziemlich eng. Zuerst gehen wir in die IT wegen der Schlüsselkarte, dann in den Ostflügel. Von da ab mache ich dann allein weiter.«
»Glaubst du wirklich, ich bringe dich durch die Tür und fahre danach einfach so nach Hause?« Mia blickte ihn ungläubig an.
»Das habe ich wohl umsonst gehofft. Gehen wir.«
Schweigend schlichen sie durch die dunklen Flure. Es war bereits weit nach Feierabend, sodass sie keine Entschuldigung gehabt hätten, wäre ihnen nun jemand begegnet.
Eilig holte sie die Schlüsselkarte aus Gregs Schreibtisch. »Du weißt, sie werden nachverfolgen können, dass das Ding benutzt worden ist … und ich bin die Einzige in der Abteilung, die noch nicht ausgestempelt hat.«
Er lächelte. »Die Security wird feststellen, dass Greg auch noch nicht gegangen ist.«
»Oh, du bist wirklich gut.«
»Alles, was mit Computern zu tun hat, ist kein Problem für mich. Komm, wir haben nicht einmal eine Minute, um durch die Tür zu kommen, bevor die Kameras wieder normal laufen.«
Mia lief schneller. Mit der Karte gelangten sie schließlich in den Computerraum der Forschungsabteilung, wo sie Kelly Clark geholfen hatte. Die nächste Tür würde Søren allein knacken müssen.
Zu ihrer Verblüffung holte er ein winziges Werkzeugset aus der Jackentasche und hebelte die Abdeckung des Kartenlesers auf, bevor er sich zielstrebig an den Kabeln zu schaffen machte. Die Stahltür glitt zur Seite. Mia folgte ihm in den Laborbereich, gespannt, was Micor dort so streng bewachte.
Doch kaum dass sie eingetreten waren, blieben sie ratlos stehen. Sie befanden sich in einem großen Raum, der wie alle anderen Zimmer im Gebäude weiß gestrichen war. Entlang der hinteren Wand standen Affenkäfige, die sehr sauber wirkten. Insgesamt gab es viel weniger Gerätschaften, als Mia erwartet hätte.
Vor ihnen standen ein paar Mikroskope und Apparate, deren Zweck sie zwar nicht einmal erahnen konnte, aber dennoch, wie ein richtiges Labor sah das alles nicht aus. Selbst der Tisch mit den Stühlen im Raum wurde mit Sicherheit mehr genutzt als alles andere in dieser streng geheimen Abteilung.
Søren fluchte leise. »Es ist nur eine Attrappe.«
Sie suchten den Raum nach einer Geheimtür ab, doch es gab keine. Nicht einmal eine Wandverkleidung. Nur diesen Raum mit Schimpansen, die zu kichern anfingen, als sich die Besucher zum Gehen wandten.
»Das tut mir leid«, flüsterte sie, als sich die Stahltür hinter ihnen wieder geschlossen hatte.
»Mach dir nichts draus. Ich hätte mir ja denken können, dass es nicht so einfach wird. Bring die Schlüsselkarte zurück und fahr nach Hause. Ich kümmere mich noch um die Sicherheitsprotokolle, bevor sie von jemandem gecheckt werden.«
Das war’s dann wohl, wollte sie sagen. Du brauchst mich nicht mehr. Doch sie konnte ihm ansehen, wie enttäuscht er war und wie sehr ihn die ganze Angelegenheit beschäftigte. Dabei strahlte er eine derart wütende Entschlossenheit aus, dass ihr etwas mulmig wurde. Hastig eilte sie davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Søren mochte keine Überraschungen.
Seiner Erfahrung nach hatten sie selten etwas Gutes zu bedeuten. Er hätte wissen müssen, dass das echte Labor nicht durch zwei simple Sicherheitstüren zu betreten war. Die Attrappe sollte neugierige Menschen wie ihn in die Irre führen. Dass er für diese Entdeckung jedoch Monate vergeudet hatte, war bitter. Noch am nächsten Tag hatte er an der Sache, seinem Versagen, zu knapsen – vor allem an der Tatsache, für nichts Mias Leben gefährdet zu haben.
Große Risiken waren nur so lange in Ordnung, wie sie sich auszahlten.
Mit wachsendem Unbehagen überflog er noch einmal die E-Mail: Nach drei Monaten steht Ihre nächste Vorsorgeuntersuchung an. Angesichts der hohen Versicherungsbeiträge werden Sie es sicherlich zu schätzen wissen, dass wir bei unseren Mitarbeitern gern frühzeitig über ein gesundheitliches Problem informiert werden möchten, um gegebenenfalls schnellstmöglich eine Behandlung einleiten und somit einer Erkrankung vorbeugen zu können.
Er war zwar beileibe kein Experte für Arbeitsrecht, doch diese Firmenpolitik schien gleich gegen mehrere Gesetze zu verstoßen. Zudem bezweifelte er, dass auch von anderen Mitarbeitern alle drei Monate solch eine Untersuchung eingefordert wurde. Was wiederum den Gedanken nahelegte, dass sie ihn verdächtigten,
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