Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
ausgeschaltet, um zu verhindern, dass die Jäger das Signal verfolgten. Jetzt war es nicht mehr nötig. Sie schaltete das Handy ein und fand fünfzehn Anrufe von Kayla auf dem Display. Eine Weile starrte sie darauf und ließ die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Wie konnte das alles so rasant ihr Leben über den Haufen werfen? Es kam ihr vor wie gestern, als sie die Beerdigung ihres Vaters verlassen, ihre Sachen gepackt und in den Truck gestiegen war, um zu ihrem Bruder zu ziehen. Noch immer wirkte all das so irreal und skurril. Devin ließ die rechte Hand durch ihr nasses Haar gleiten und lehnte ihren Kopf zurück. War das ein Traum? Würde sie gleich aufwachen? Sie liebte einen Skinchanger, und sie war selbst zu einem geworden. Konnte das tatsächlich real sein? Die ganze Zeit über war keine Möglichkeit geblieben, stehen zu bleiben und darüber nachzudenken. Jetzt wollte sie nicht grübeln, doch die Gedanken setzten sich in ihrem Kopf fest. Sie brauchte etwas Bodenständiges, etwas Normales und Reales. Das Display leuchtete auf, als sie die Rückruftaste drückte.
„Devin!?!?! Du lebst!!! Oh mein Gott, wo bist du?“
„Kann ich dir nicht sagen. Wie geht es dir?“
Die Stille am anderen Ende der Leitung bestätigte ihr, dass Kayla nicht mit dieser belanglosen Frage gerechnet hatte.
„Mir geht es gut! Sogar sehr gut. Ich hab mich auf der Abendschule angemeldet und mache jetzt den High-School-Abschluss nach. Es ist nicht leicht, aber es ist toll. Mein Literaturlehrer ist … hm … du musst ihn unbedingt kennenlernen. Er ist so klug und redegewandt und, wow, sein Body ist zum Niederknien.“
Lächelnd ließ Devin sich von Kaylas Redeschwall einhüllen. Es tat gut, ihre Stimme zu hören und sich mit ihr zu freuen.
„Devin? Danke dafür. Ohne dich hätte ich das nie hinbekommen.“
„Du verdienst es. Colin war nicht nett zu dir, und er schuldet dir das. Weißt du, wie es ihm geht?“
Das schlechte Gewissen nagte wieder an Devin. Sie sah das Entsetzen in seinem Gesicht abermals vor sich.
„Der Doc sagt, es wird noch eine Weile dauern, bis er so weit stabilisiert ist, dass er an den Therapiesitzungen teilnehmen kann.“
„Gehst du ihn besuchen?“
Kayla stockte, schluckte hörbar.
„Nein, ich kann nicht. Ehrlich gesagt, will ich es auch nicht. Ich bin so dumm gewesen, Devin. Keine Ahnung, wie ich da hineingeraten bin. Ich habe mich benommen wie eine verdammte Hure, und daraus ist nichts Gutes gekommen. Hey, ich hab jetzt auch einen Job. Ich bin deine Vertretung in Geckos Bar. Das Geld, das du aus Colins Vermögen bereitgestellt hast, hab ich nur für die Anmeldung zur Abendschule benutzt. Ich werde jeden Cent zurückzahlen. Gecko will mich an einen Freund, der auch eine Bar hat, weiterempfehlen, wenn du zurückkommst.“
„Er ist ein lieber Teddybär, auch wenn er manchmal etwas knurrig daherredet. Sag ihm, er soll dir meinem Job geben. Die Biker sind manchmal etwas bizarr, aber harmlos.“
„Aber Gecko hält dir die Stelle frei.“
„Kayla, ich glaube nicht, dass ich wieder zurückkommen werde.“
„Was sagst du da? Natürlich kommst du zurück!“
Nein, das würde sie wohl nicht. Morgen Nacht entschied sich, ob sie leben oder sterben würde. Die nächste Hürde wäre, dass der Clan sie als Lupa an Jacksons Seite akzeptierte. Gloria hatte ihre Kampfabsichten bereits klargestellt. Sie würde nicht widerstandslos zusehen, wie Jackson sich eine Infizierte als Gefährtin wählte. Devin schob die düsteren Gedanken beiseite.
„Erzähl mir von dem Englischlehrer. Wie alt ist er, und hast du dich verliebt?“
Kayla ließ sich leicht ablenken und zum Themenwechsel animieren. Der Lehrer hatte es ihr deutlich angetan, und laut ihrer eigenen Aussage schien die Sympathie beiderseitig zu sein. Der Akku von Devins Handy meldete sich nach einer Weile, ansonsten hätte sie noch stundenlang Kaylas Erzählungen und ihrem Lerneifer zuhören können. Kayla war so euphorisch über die Abendkurse und ihre Ziele, dass Devin sich bestätigt sah. Es war richtig gewesen, ihr mit Colins Geld diese Möglichkeit zu verschaffen.
„Hör zu, meine Batterie ist gleich leer. Viel Spaß beim Lernen, und warte bis zum Abschluss, was Mister Shakespeare angeht, okay?“
Kayla lachte losgelöst und herzerfrischend.
„Meld dich bald wieder, okay?“
„Mach ich!“
Das „vielleicht“ schluckte Devin runter und klappte ihr Mobiltelefon zu. Ihre gefalteten Hände lehnte sie gegen ihre schweißnasse Stirn und
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