Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
zart wie Seide und dort, wo das Fleisch nicht glatt wieder zusammengewachsen war, bildete sie einen Wulst. So bald würde ich das Haus nicht mehr ohne meine volle Montur verlassen.
Ich wählte die Nummer des Krankenhauses und rechnete damit, am Empfang zu landen, doch ich war direkt mit ihrem Zimmer verbunden. Molly ging dran. Erstaunlicherweise war sie wach, wenn auch ein wenig benommen. Mein Herz machte einen Sprung, und meine verräterischen Augen wurden wieder wässrig, als ich ihr Hallo hörte.
»Molly?«
»Hey, Tiger. Du hast mir das Leben gerettet«, sagte Molly. Sie klang schwach und atemlos. Mit tränenerstickter Stimme stieß sie hervor: »Meine Kleinen … «
»Ich werde deine Kleinen retten«, sagte ich, doch die Hilflosigkeit drückte wie eine schwere Last auf meine Schultern. »Evan und Evangelina sind auf dem Weg. Ich habe sie angerufen. Sie können deine Heilung beschleunigen. Und ihr könnt mir alle bei der Suche helfen.«
»Evangelina wird sofort das Kommando übernehmen wollen.« Sie lachte unter Tränen und klang verloren. »Lass dir nichts von ihr gefallen.«
»Das werde ich nicht«, log ich. Evangelina war eine herrische Frau. Selbst Beast hatte Angst vor ihr.
»Glaubst du … glaubst du, sie sind noch am Leben? Glaubst du, man tut ihnen weh?«
Ihre Stimme brach, und ich bekam keine Luft mehr. Als ich wieder sprechen konnte, sagte ich: »Ja. Nein. Ich meine, ich glaube, dass sie noch leben und dass ihnen nichts zugestoßen ist.« Ich musste daran glauben. Unbedingt.
Dann sagte Molly: »Egal, zu welchem Zweck man sie entführt hat, das Ritual wird vermutlich bei Vollmond oder kurz vorher durchgeführt werden.« Himmel hilf, sie versuchte zu denken wie die Kidnapper. Aber sie hatte recht. Vollmond verstärkte jede Art von Magie. Und es würde bald Vollmond sein. Sehr bald.
Molly unterdrückte ein Schluchzen. »Es bleibt uns nur wenig Zeit. Sehr wenig Zeit.«
»Wir haben reichlich Zeit. Ich werde sie noch vor Vollmond wieder zurückbringen.« Ich umklammerte mein Handy so fest, dass das Plastik knackte. »Ich verspreche es dir, Mol. Ich verspreche es bei allem, was mir heilig ist.«
Sie schniefte. »Bei diesem strengen, unbarmherzigen Gott, den du anbetest?«
Ich berührte das Nugget an meinem Hals, als wäre es ein Amulett oder ein Symbol – oder ein Kreuz. Es war warm von meiner Haut. »Ja. Bei dem. Ich schwöre es. Ihr hättet nach Hause fahren sollen, Molly. Du hättest fahren sollen, als ich es dir gesagt habe. Es tut mir leid, dass ich dich nicht weggeschickt habe.«
»Angie hat gesagt, wenn wir fahren würden, würde uns auf dem Weg ein böser Mann mitnehmen.«
Meine Kehle schnürte sich zu. Was sollte das heißen: auf dem Weg mitnehmen?
»Ich glaube, sie hatte eine Vision, Tiger. Und das war der Grund, warum ich nicht abgereist bin.« Molly schluchzte, ihre Stimme klang gebrochen und zerrissen. »Wenn du uns weggeschickt hättest, wäre ich in ein Hotel gegangen. Und ohne dich in der Nähe wäre es noch viel schlimmer gekommen. Ich wäre … « Sie holte Luft, und ich hörte sie schluchzen. »Ich wäre gestorben.«
»Mist«, murmelte ich.
»Ja. Die Untertreibung des Jahres. Und das wollte ich dir noch sagen: Du hast doch gesagt, ich sollte mal meine Fühler ausstrecken, ob die hiesigen Coven mit Vamps zusammenarbeiten. Nichts, gar nichts. Niemand redet. Ich habe es versucht. Wirklich.« Und dann begann Molly wieder zu weinen, doch um ihre vermissten Kinder, nicht, weil sie mir nicht weiterhelfen konnte.
Ich legte erst auf, als Molly aufgehört hatte zu weinen und eingeschlafen war. Dann rief ich den Troll an, um ihn über die entstandenen Schäden am Haus zu informieren. Und dass ich dem Schöpfer der Rogues und Bliss’ Entführern auf der Spur sei. Was genau genommen keine Lüge war, aber auch nicht wirklich die Wahrheit. Aber es würde nicht mehr lange dauern. Ich hatte es versprochen. Ich hatte Mol mein Wort gegeben. Und ich hatte vor, es zu halten.
Ich brütete gerade über der Karte, auf der ich die Rogue-Angriffe eingezeichnet hatte, als mir plötzlich einfiel, dass ich während der Auferstehung des Mädchens einen Blitz hatte einschlagen sehen. Ich nahm mir einen Zettel und begann aufzulisten, was ich wusste und was ich vermutete. Die Entführer waren Rousseaus, ein Meister, der gegen die Vampira Carta verstieß und – den sich ähnelnden Duftsignaturen nach zu schließen – möglicherweise seine Geschwister. Sie lebten nicht auf dem Clansitz, was bedeutete,
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