Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
überlege, ob ich in ein Restaurant für sie investieren soll.«
Amy lehnte sich über den Tresen und tat dem reichen Kunden gern den Gefallen. »Es ist zweihundert Jahre alt oder so und hat einen Meter dicke Wände. Die Frau, der es gehört, ist eine alte Vampirin, irgendwie unheimlich, Sie wissen schon: so richtig alt. Sie hat überhaupt nichts Menschliches mehr. Sie nutzt die hintere Hälfte, alle drei Geschosse, das unterste als Lagerraum und die beiden oberen zum Wohnen. Wenn die überhaupt wohnen.«
»Vamps habe ich schon mal gesehen, aber keinen Uralten. Wie ist sie denn so?«
An der Hinterseite des Gebäudes hatte ich unten keine Fenster gesehen, aber die beiden oberen Geschosse hatten breite Bogenfenster. Bewusst hatte ich es nicht wahrgenommen, aber jetzt fiel mir auf, dass sie mit schweren Vorhängen zugehängt gewesen waren. Durch die garagenartige Tür, die per Fernsteuerung oder Tastatur geöffnet wurde, konnten Autos ins Untergeschoss fahren. Das perfekte Vampnest.
»Klein. Hübsch, auf eine leichenblasse Art. Aber nicht wie ein normaler Mensch.« Während sie nachdachte, drehte Amy eine Strähne ihres schulterlangen Haars um ihre Finger. »Eines Abends war sie mal hier und hat mich gefragt, ob ich daran interessiert sei, ein Blutmahl für einen Freund von ihr zu sein. Sie wollte mich bezahlen, als wäre sie meine Zuhälterin oder so was. Ich fand das nicht so prickelnd. Also habe ich abgelehnt. Und dann ist sie einfach stehen geblieben, ohne sich zu rühren oder zu atmen, zwei ganze Stunden lang. Ich hatte ja Kunden, und wir mussten immer um sie herumgehen, als wäre sie eine Statue oder so. Das war echt gruselig. Verstehen Sie, was ich meine? Und dann war sie plötzlich weg. Aus den Aufzeichnungen der Überwachungskameras ist sie einfach verschwunden. Als wäre sie teleportiert worden oder so, nur dass die Tür ganz schnell auf- und zuging.«
»Wie verlässt und betritt sie das Haus? Gibt es eine Tür, die von ihrem Teil des Lagerhauses in diesen hier führt?«
»Aber nein, wo denken Sie hin. Die ist total paranoid. Sie würde ausflippen, wenn es einen Zugang zu ihrer Seite gäbe. Daddy glaubt, dass sie einen Brandschutzinspektor bestochen hat, damit die beiden Teile getrennt bleiben, weil es doch eigentlich gegen die Brandschutzordnung verstößt.«
Während die beiden besprachen, wann man sich zum Dinner und zu möglicherweise mehr treffen sollte, sagte ich: »Derek, das sieht vielversprechend aus.« Mehr als vielversprechend. Der Witterung nach zu urteilen, waren wir hier richtig. Ich war mir sicher. Aufregung erfasste mich. »Wie wollen Sie vorgehen?«
»Verstanden. Sie warten hier, bis meine Jungs sagen, dass sie bereit sind. Wir wären jetzt gerne unter uns. Sie kennen doch die drei Affen?«
»Aber Sie tun doch nichts Schlechtes. Ich bin schockiert.«
»Wer nichts sieht und nichts hört, kann auch nichts sagen. Ist nicht persönlich gemeint.«
Ich lächelte. »Habe ich auch nicht so verstanden. Und was machen Sie mit den Überwachungskameras?«
»Gehen exakt dreißig Sekunden, bevor die Türen gesprengt werden, aus. Auf mein Zeichen kommen Sie auf die Gebäuderückseite. Wenn Sie die Explosion hören, beeilen Sie sich.«
»Okay.«
»Verstanden. Prinzessin. Es heißt, verstanden.«
Ich grinste nur und wartete. Die Nacht brach herein. Nachts zeigt sich New Orleans von seiner besten Seite: seidige Luft, die über die Haut streichelt, der Geruch des Flusses, Essensdüfte, gemächlich schlendernde Menschen, müde nach einem heißen Tag im Büro. Ich spürte, wie meine Anspannung größer wurde, sich mischte mit Aufregung und Angst, weil ich möglicherweise kurz davorstand, Molly ihre Kinder wiederbringen zu können. Ich taxierte die Passanten. »Derek? Was ist mit den Passanten?«
»Hier hinten läuft alles nach Plan. Auf mein Zeichen, und dreißig, neunundzwanzig … «
Ich ließ Mischa an und folgte der trägen Feierabendmenge zu seinem Countdown. Trotzdem kam das gedämpfte Bumm , gerade als ich die Gebäuderückseite erreicht hatte, für mich überraschend. Alle Lichter im Block gingen aus. »Go, go, go, go!«, schrie Derek in meinem Headset. Adrenalin schoss durch meine Adern. Beast sprang auf, ich spürte, wie sich ihre Krallen in meinen Geist bohrten. Ich gab Gas und raste durch die Eingangstür, die nur noch in einer Angel hing, kurz hinter einem Mann mit einer Flinte, einem Schwert und einem schwarzen Rucksack. Derek? Vielleicht .
Ich sprang von der Maschine, zog die
Weitere Kostenlose Bücher