Sklaven der Begierde
Kingsley unter seinem Dach niemals erlaubte – ohne sein Einverständnis.
„Du bist spät dran, Griffin.“ Kingsley drehte sich um und sah den attraktiven, wenngleich erschöpft wirkenden jungen Mann an, der in der Tür zu seinem Schlafzimmer stand.
„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, King.“ Griffin ließ seinen Koffer auf die Schwelle fallen und trat ein. „Was zum Teufel ist los? Mick ist förmlich ausgeflippt. Ich auch. Obwohl ich ihm das natürlich nie sagen würde.“
Kingsley seufzte und griff zu seinem Sherry. Er schwenkte das Getränk einmal im Glas herum und stellte es dann wieder ab, ohne davon zu trinken.
„Wie geht’s deinem neuen Haustier?“ Er ließ seinen Blick von Griffins Kopf zu seinen Füßen schweifen. Die Liebe bekam Fiske junior. Obwohl er todmüde sein musste, sah er doch aus, als sei er jederzeit dazu bereit, jemanden mit seinen bloßen Händen in zwei Teile zu zerreißen. Gut. Dazu könnte es nämlich durchaus kommen. „Gewöhnt er sich an das Halsband?“
Griffin grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lehnte sich an den Bettpfosten.
„Ich glaube schon. Mick … und ich, das ist eine gute Sache. Verdammt gut.“
Kingsley hob mit amüsierter Anerkennung eine Braue. So viel gesagt, in so wenigen Worten. Aber Kingsley brauchte auch keine Worte. Das Leuchten in Griffins dunklen Augen teilte ihm alles mit, was er wissen musste. Griffin Fiske, neunundzwanzig Jahre alt, mit dem furchterregenden Körperbau eines ungehobelten Bodybuilders, hatte sein Gegenstück gefunden – in Form eines verängstigten, nahezu stummen Siebzehnjährigen. Der Untergrund war noch immer ganz verstört von der Neuigkeit, dass ihr reicher bisexueller Fürst der Orgien durch die Liebe geläutert worden war. Zunächst hatten alle gespottet und gelästert, aber dann hatten sie Michael gesehen und diese silbernen Augen, die schimmerten wie der Mond in einer sternlosen Nacht. Kingsley hatte ein bisschen von sich selbst in Michael wiedererkannt – in dem Jungen, der den Mann, der ihn besaß, anbetete. Und der Angst und Schmerzen genauso brauchte wie Vertrauen und Zärtlichkeit. Aber Michael war nur eine Hälfte von Kingsley. Der Knabe hatte laut Nora nicht einen dominanten Knochen im Leibe. Kingsley hatte nur am Anfang gedient und sich Appetit auf mehr geholt. Aber nicht auf mehr Unterwerfung. Er wollte selbst ein Meister werden.
„Ich bin beglückt, zu hören, dass mit dir und deinem Haustier alles in Ordnung ist. Leider ist mit mir und meinen Haustieren nicht alles in Ordnung.“
Griffins Augen weiteten sich leicht. „Was ist passiert?“
„Sadie … wurde ermordet.“
„Wie?“ Griffin ließ seine Arme an die Seiten fallen und kam auf Kingsley zu. Er sah ihm direkt ins Gesicht. Kingsley wandte den Blick ab, er wollte sich nicht anmerken lassen, wie tief Sadies Tod ihn getroffen hatte.
„Messerstich. Ins Herz.“
„Verdammte Scheiße. Wer hat einen derartigen Todeswunsch?“
Ja, wer? Kingsley war klar, dass Griffin die Frage rhetorisch gemeint hatte. Er hatte sich nicht erkundigt, wer Sadie tatsächlich umgebracht hatte, sondern welcher Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte es wagen würde, einem von Kingsleys heiß geliebten Rottweilern etwas anzutun. Keiner , war die unausgesprochene Antwort. Kein Einziger . Höchstens jemand, der, wie Griffin sagte, einen ausgeprägten Todeswunsch hatte. Oder, noch schlimmer, jemand, der bereits tot war.
Kingsley zuckte nur mit den Schultern. Er wusste, wer es getan hatte. Doch er durfte es niemals verraten. Aber er konnte auch nicht zulassen, dass diese Sache noch weiterging. Er brauchte Zeit. Zeit, nachzudenken und einen Plan zu entwickeln und … Er hob eine Hand zum Gesicht und rieb sich die Stirn.
„King, es … es tut mir so leid.“ Griffin berührte seine Schulter, und Kingsley nickte. Griffin missverstand seine frustrierte Geste als Ausdruck der Trauer um seinen toten Hund. Aber sollte er ruhig denken, was er wollte. Die Wahrheit würde ohnehin nie ans Licht kommen.
„Mir auch.“ Er sah Griffin an und lächelte. „Aber da kann man nichts machen. Sie ist tot, und wir müssten alles tun, was in unserer Macht steht, um uns vor weiteren Angriffen zu schützen. Jemand will uns Schaden zufügen. Wer auch immer es ist. Und das kann ich nicht erlauben.“
„Nein. Natürlich nicht. Was kann ich tun?“
Kingsley atmete heftig aus. Was konnte Griffin tun? Im Augenblick gar nichts. Aber Kingsley traute nur so wenigen
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