Sklaven der Begierde
Leuten im Untergrund, dass es zumindest ein beruhigendes Gefühl war, Griffin zurück in der Stadt zu wissen. Er brauchte jetzt seine engsten Gefährten um sich, alle, auf die er sich verlassen konnte. Die Mistress hatte sie verlassen. Seine Juliette hatte er weggeschickt.
„La Maîtresse … ist nicht hier. Und ich glaube, dass die Person, die Sadie getötet hat, auch Nora schaden will.“
„Nora? Warum?“
Kingsley hörte die Wut in Griffins Frage, und ihm ging auf, warum er instinktiv nach ihm verlangt hatte. Griffin hatte Nora einmal geliebt oder es zumindest versucht. Und er liebte sie immer noch, zwar nicht mit Leidenschaft und Begehren, doch dafür mit Loyalität und Hingabe. Nora hatte Griffin und seinen jungen Liebhaber zusammengebracht, und allein dafür würde Griffin über glühende Kohlen laufen, um sie zu beschützen. Was ihm durchaus passieren konnte, wenn das hier so weiterging.
„Warum? Das weiß ich nicht, mais … ich bin ziemlich sicher, dass wer auch immer Sadie auf dem Gewissen hat auch verantwortlich für den Diebstahl einer Akte aus meinem privaten Büro ist. Noras Akte.“
„Scheiße. Jemand bricht in dein Büro ein, jemand tötet deinen Hund. Kingsley, was zum Teufel geht hier vor?“
„Ich wünschte, ich könnte es dir sagen, mon ami . Und ich würde es, wie du dir sicher denken kannst, vorziehen, wenn diese Geschichte möglichst unter uns bleibt. Wenn erst mal Gerüchte aufkommen, dass mein Zuhause nicht sicher ist …“ Er vollendete den Satz nicht.
Griffin war völlig klar, was es bedeuten würde, wenn die Welt erführe, dass in Kingsleys Haus eingebrochen worden war. Die Stadt wurde von Angst beherrscht. Angst vor Kingsley und dem, was er wusste. In den Archiven in seinem Büro lagerten Tausende Stunden Filmmaterial über die obersten Ränge der Gesellschaft. Darauf waren die höchsten Würdenträger und wichtigsten Entscheider zu sehen, und zwar bei jedem dekadenten, geschmacklosen, unmoralischen, unanständigen und kriminellen Akt, der überhaupt nur menschenmöglich war.
Ein paar dieser Machenschaften hatten selbst Kingsley verblüfft. Die Reichen wie die Mächtigen waren nicht nur bei Fesselspielen und sadomasochistischen Schäferstündchen für die Ewigkeit festgehalten worden, sondern auch bei Drogendeals und Waffengeschäften. Und bei noch zwielichtigeren Arrangements, die mehr als einmal zum Tod eines betuchten Wohltäters führten, der den fatalen Fehler gemacht hatte, seinen letzten Willen allzu großzügig zu gestalten.
Und dieses ganze unglaubliche Material hatte Kingsley gesichert und katalogisiert, selbstverständlich erst, nachdem der betreffende Polizeichef oder Richter oder Senator oder Prominente einen Blick in das entlarvende Video werfen konnte. Er versicherte ihnen, dass er ihre Verbrechen nie gegen sie verwenden würde. Er wollte weder Geld noch Gefälligkeiten. Er bat nur darum, dass sie ihm, falls es denn einmal dazu kommen sollte, dass er sie anrief, fünf Minuten ihrer kostbaren Zeit zur Verfügung stellen würden. Er musste seine Drohung nie mehr als einmal erklären. Die Sache war glasklar: Wenn sie ihren Arsch retten wollten, mussten sie versprechen, ihm zu helfen, wann immer er diese Hilfe einforderte.
„ Ich selbst finde die Vorstellung, dass jemand in dein Büro eindringt, auch ziemlich gruselig.“ Griffin schüttelte den Kopf.
„Dein Video habe ich schon längst verbrannt“, log Kingsley.
Griffin atmete hörbar erleichtert aus. In den vergangenen Jahren war er zwar ein braver Junge gewesen, aber als Kingsley ihn in den Untergrund gebracht hatte, war er wahrlich kein Heiliger gewesen. Seine Drogensucht hätte ihn beinahe sein gesamtes Vermögen gekostet. Auf einer besonders scharfen Aufnahme aus Kingsleys Sammlung konnte man sogar die Flügel des Schmetterlingstattoos unter dem Kokain-Berg auf dem Rücken der Stripperin erkennen. Und natürlich Griffin Fiske mit einer zusammengerollten Hundertdollarnote im Nasenloch.
„Danke. Und was nun? Ich würde alles für Nora tun. Zum Teufel, ich habe sogar für dich meine Flitterwochen unterbrochen“, sagte Griffin mit einem verschwörerischen Augenzwinkern.
„Deine Flitterwochen können weitergehen. Zieh mit deinem Haustier einfach bei La Maîtresse ein. Und bewache das Haus. Sie hat da zu viele Sachen, die man gegen sie verwenden könnte. Ich will nicht, dass dieses Haus einfach so unbewohnt rumsteht.“
„Wo ist Nora denn?“
„La Maîtresse ist in Kentucky.“
Griffin machte
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