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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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hoffen, Mr Stearns kann uns da helfen. Wenn er so freundlich wäre …“
    „Selbstverständlich, Father.“ Stearns klappt das Buch zu, das vor ihm lag, und erhob sich. Erneut war Kingsley überwältigt von der Größe des blonden Pianisten – und von seinem beinahe unerträglich attraktiven Gesicht. „Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen behilflich zu sein, soweit ich kann. Allerdings benötigt Monsieur Boissonneault meine Hilfe gar nicht. Immerhin spricht er perfekt Englisch. Nicht wahr?“
    Die letzten beiden Worte waren an Kingsley gerichtet. Er erstarrte.
    Father Aldo und Father Henry sahen ihn mit erhobenen Brauen an.
    „Stimmt das, Mr Boissonneault?“ fragte Father Aldo.
    „Natürlich stimmt das.“ Stearns machte einen Schritt über die schwarze Katze hinweg und blieb vor Kingsley stehen.
    Kingsley hätte jetzt Angst haben oder zumindest peinlich berührt sein sollen. Doch dieser eine Schritt auf ihn zu und dieser scharfsichtige, durchdringende Blick lösten ganz andere Empfindungen in ihm aus. Empfindungen, die er sofort wieder vergessen wollte.
    „Er hat gelacht, als Sie sich eben gestritten haben. Er wusste also ganz genau, was Sie sagen. Und als französischer Muttersprachler in Maine stammt er entweder aus Frankreich, wo er mit sieben oder acht Jahren angefangen hätte, Englisch zu lernen. Oder er ist aus Quebec und damit zumindest einigermaßen zweisprachig aufgewachsen.“
    Father Aldo und Father Henry starrten ihn weiter an. Stearns kühle graue Augen musterten ihn prüfend.
    Schließlich besiegte Kingsleys Stolz auf seine Herkunft jedes Bedürfnis nach Anonymität. „Ich komme ganz bestimmt nicht aus Quebec“, stellte er indigniert richtig. „Ich bin in Paris geboren.“
    Stearns Lächeln traf Kingsley wie ein Eissplitter ins Herz.
    „Ein Lügner und ein Snob. Willkommen in St. Ignatius, Monsieur Boissonneault“, sagte er. „Wir freuen uns, dass Sie da sind.“
    Zum zweiten Mal an diesem Tag dachte Kingsley sehnsüchtig an Troys Messer. Wie gern würde er jetzt das blanke Metall in seiner Brust spüren. Das wäre garantiert nicht so schmerzhaft wie die Verachtung in Stearns stählernem Blick.
    „Ich wollte nicht herkommen“, protestierte er. „Ich bin also gegen meinen Willen hier. Ich muss nicht reden, wenn mir nicht danach ist.“
    „Du hättest gute Chancen bei den Zisterziensern“, bemerkte Stearns und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie legen ebenfalls Schweigegelübde ab. Allerdings aus religiösen Gründen und nicht, um auf widerliche Art um Aufmerksamkeit zu buhlen.“
    „Mr Stearns“, sagte Father Aldo mit sanftem Tadel. „Wir sind zwar Jesuiten, aber wir halten uns hier an die Regel des Heiligen Benedikt.“
    Stearns holte tief Luft. „Selbstverständlich, Father. Ich bitte um Vergebung.“
    Für Kingsley klang er nicht besonders reumütig, aber weder Father Aldo noch Father Henry erhoben weiter Einspruch. Die beiden Priester wirkten genauso eingeschüchtert wie der kleine Matthew vorhin. Wer war dieser Stearns?
    „Vielleicht sind Sie so freundlich, Mr Boissonneault die Schlafräume zu zeigen. Sie könnten ihn auch etwas gründlicher mit den Gegebenheiten unserer Schule vertraut machen als der kleine Matthew heute Nachmittag“, bat Father Henry. „Falls Sie gerade Zeit haben“, fügte er hinzu.
    Stearns nickte, machte einen weiteren Schritt auf Kingsley zu und schaute auf ihn herab. Herab? Kingsley war nach seiner Prügelei im Krankenhaus gemessen worden, er wusste also ganz genau, dass er exakt einen Meter achtzig groß war. Das hieß, dass Stearns ungefähr einen Meter neunzig groß sein musste. Mindestens.
    „Ich habe Zeit.“ Auch dieses Lächeln traf ihn mitten ins Herz. „Wollen wir?“
    Kingsley erwog, höflich abzulehnen, mit dem Hinweis, dass Matthew ihm schon alles gezeigt habe, er also keine zweite Führung benötige, aber merci beaucoup für das Angebot. Doch obwohl Stearns unmissverständlich klargemacht hatte, dass er ihn nicht leiden konnte, dass er ihn sogar geradezu verabscheute, konnte Kingsley nicht leugnen, dass er sich im Augenblick nichts mehr wünschte, als mit diesem mysteriösen jungen Mann, den sogar die Priester fürchteten, eine Zeit lang allein zu sein.
    „Oui“ , flüsterte er, und Stearns presste seine perfekten Lippen zusammen.
    Er ging los, und Kingsley folgte ihm. Sobald sie die Küche hinter sich gelassen hatten, drehte Stearns sich um und sah ihm direkt ins Gesicht.
    „Père Henry est un héro“ , sagte er in

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