Sklaven der Begierde
…
„Nein?“
„Es ist nicht dreißig Jahre her. Es ist vierzehn Jahre her. Bis zu der Nacht …“
Søren schnitt ihm mit kalter Stimme das Wort ab. „Ich kann mich sehr wohl an die bewusste Nacht erinnern.“
Kingsley lehnte sich wieder zurück. „Bon . Schön, dass du dich noch erinnern kannst. Ich habe diese Nacht nie vergessen. Und anders als du wollte ich sie auch nie vergessen.“
Søren wandte seinen Blick ab und starrte aus dem Fenster. „Ich habe diese Nacht nicht vergessen, und ich wollte sie auch nicht vergessen.“
Bei diesen Worten fühlte Kingsley sich ein kleines bisschen besser. Und ich wollte sie auch nicht vergessen .
Diese Nacht …
Sie hatten noch ein paar Minuten bis zum Flughafen. Kingsley schloss die Augen und träumte sich in die Vergangenheit. Diese Nacht – er würde sich noch auf dem Sterbebett daran erinnern.
Er konnte den Schmerz fühlen, als sei es gestern gewesen. Diese eisigen Schockwellen, die durch seinen Körper jagten, als Søren ihm gestand, dass er sich in ein Mädchen aus seiner Kirchengemeinde verliebt hatte. Kingsley hatte gewusst, dass ihre Beziehung anders sein würde, nachdem sie sich als Erwachsene wiedergefunden hatten. Zehn Jahre waren sie getrennt gewesen. Søren kehrte mit einem weißen Kollar aus seinem Exil zurück. Kingsley kam direkt aus der Hölle, mit geheilten Schusswunden am Leib und offenen Wunden in der Seele. Sie waren höflich miteinander umgegangen, manchmal sogar liebevoll. Aber Kingsleys Traum, dass sie dort anknüpfen würden, wo sie in St. Ignatius aufgehört hatten, wurde zerstört, als eine Nacht nach der anderen verging, ohne dass Søren sein Bett aufsuchte.
Und dann kam dieser Satz … dieser schreckliche Satz.
„Kingsley, ich habe sie gefunden.“
Søren sah seine Verzweiflung und beteuerte, dass sich zwischen ihnen nichts ändern würde. Sie hatten schon lange von diesem Mädchen geträumt, aber nie zu hoffen gewagt, dass es so etwas wirklich geben könne. Ein Mädchen, das wilder und gefährlicher war als sie beide zusammen … Und jetzt hatte Søren sie gefunden. Und er würde sie teilen.
Doch die Jahre gingen ins Land, und Søren ließ seiner Eleanor die Jungfräulichkeit. Kingsley wurde fast verrückt vor Verlangen, so sehr hungerte er nach diesem vollkommenen, wilden Geschöpf, das Søren für sie beide entdeckt hatte. Sein Begehren galt nicht wirklich Eleanor, auch wenn er nie eine so aufregende, ja berauschende Frau getroffen hatte. Aber viel wichtiger war ihm, mit Søren und endlich wieder im selben Bett vereint zu sein. Selbst wenn Eleanor zwischen ihnen liegen würde, hätte Kingsley nach einer gefühlten Ewigkeit wieder die Chance, ihn zu sehen – nackt und erregt und wunderschön.
Vielleicht könnte er ihn sogar berühren …
Und er hatte ihn berührt.
Ein paar Monate lang hatte Søren Eleanor für sich behalten. Das überraschte Kingsley nicht. Das Mädchen musste gezähmt und abgerichtet werden. Und trotz aller gegenteiligen Beteuerungen wusste er ganz genau, dass Eleanor in Wahrheit nicht ihnen beiden, sondern allein dem Priester gehörte. Søren hatte dieses Mädchen von Anfang an besitzen wollen.
Stattdessen hatte er sich in sie verliebt. Und dieser Liebe wegen gehörte er ihr ebenso, wie sie ihm gehörte – auch wenn sie das vielleicht gar nicht mitbekam.
Doch eines Nachts brachte Søren Eleanor in Kingsleys Stadthaus – und in sein Bett. Zuerst musste er allerdings mit ihr sprechen. Sie hatte wahnsinnige Angst davor, von einem anderen Mann als ihrem Meister angefasst zu werden.
Kingsley war mit ihr allein im Musikzimmer gewesen. Er hatte ihr gut zugeredet, hatte sie geneckt, hatte versprochen, dass er sie nicht verletzen würde. Schließlich hatte sie sich entspannt, hatte sogar gelächelt. Und in dem Moment, in dem sie sein Schlafzimmer betraten, verwandelte sie sich in die Sirene, die Søren ihm so eindrucksvoll beschrieben hatte.
„Wer ist zuerst dran?“, fragte Søren ihn über Eleanors Schulter hinweg.
Und Kingsley nutzte die Gelegenheit, sie zu quälen – als eine Art Rache für die vielen, vielen Male, die Søren ihn gequält hatte.
„Selbstverständlich hat die Dame die Wahl.“
Wenn Blicke töten könnten, wäre in diesem Moment sein Lebenslicht erloschen. Doch je aufgebrachter Eleanor ihn anfunkelte, desto mehr wollte er sie.
Weil sie immer noch wütend darüber war, dass ihr Besitzer beschlossen hatte, sie mit jemandem zu teilen, sagte sie: „Kingsley.“
Und damit hatte der
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