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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Juliette getroffen hatte …
    „In der Kapelle. Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich hatte richtig Angst, euch zu unterbrechen. Ihr habt Französisch miteinander gesprochen, aber nicht viel. Ihr schient völlig in eure Arbeit vertieft. Ich hatte gehofft, euch fotografieren zu können, ohne dass ihr es merkt.“
    „Wir haben es bemerkt. Aber es hat uns nicht weiter gestört.“
    Christian trank seinen Tee aus und schenkte sich nach. „Also, was ist nun mit diesem Foto von euch beiden?“
    „Jemand hat es mir zugeschickt. Und zwar das Original.“
    „Wer denn?“
    Kingsley schüttelte den Kopf. „Genau das ist die entscheidende Frage.“
    „Du hast keine Idee, wer es sein könnte?“
    „Absolut keine. Es war eine anonyme Sendung. Als Drohung gemeint oder als Warnung … oder einfach nur ein blöder Streich.“
    „Eine Drohung? Ist es denn ein Geheimnis, dass du und Father Stearns zusammen hier an der Schule wart?“
    Das war er wieder, dieser … gewisse Unterton in Christians Stimme. Er wusste etwas. Vielleicht wusste er nicht einmal, was es genau war. Aber Kingsley würde es herausfinden.
    „Non . Natürlich ist es kein Geheimnis, dass wir zusammen zur Schule gegangen sind.“
    Er wartete ab, und die Stille, die sich zwischen sie senkte, füllte den Raum wie ein dichter Nebel.
    „Deine Schwester …“, begann Christian, nur um sich gleich wieder zu unterbrechen. Kingsley sagte nichts. Er hatte schon tausendmal gesehen, wie Menschen sich ihrer Sollbruchstelle näherten. Er kannte den Blick in ihren Augen. Christian stand in diesem Moment an der Kante einer Felswand, so hoch wie die, an der Marie-Laure umgekommen war. Er brauchte nichts weiter zu tun, als ihn da runterfallen zu lassen.
    „Du und Stearns …“
    „Was ist mit uns?“
    Christian starrte auf seine ineinander verkrampften Hände. „Sie kam einmal zu mir, in Tränen aufgelöst. Sie vermutete, dass Stearns, dass ihr Ehemann in jemand anderen verliebt war. Sie sagte, dass er sie nie …“
    „Er hat sie nie angerührt.“
    Jetzt sah Christian ihn an. „Ich habe ihr nicht geglaubt. Schließlich gab es hier keine andere Frau, nur die Priester und uns. Sie war das einzige Mädchen im Umkreis von Meilen. Und selbst wenn sie das nicht gewesen wäre – wer hätte jemals jemanden mehr lieben können als sie?“
    „Er.“ Es gelang ihm nicht ganz, den Stolz aus seiner Stimme zu verbannen. Er mochte Sørens Liebe vor Jahren an seine Kleine verloren haben, aber einmal war Kingsley doch der Sieger gewesen.
    „Er liebte dich.“ Christian sprach die drei Worte so aus, als habe er gerade den Heiligen Gral entdeckt. „Mein ganzes Leben lang habe ich darüber nachgegrübelt. Marie-Laures Tod war wie eine Wunde, die nie verheilt. Warum starb sie? Wovon war sie damals so besessen? Jetzt weiß ich es: du und Stearns. Ich habe daran gedacht, aber ich konnte es nie glauben.“
    „Was hast du gedacht?“
    „Es war auf der Hochzeit. Ich habe euch drei beobachtet. Marie-Laure konnte den Blick nicht von ihm wenden. Natürlich nicht, sie war ja die Braut. Aber du hast sie nicht angesehen, deine eigene Schwester, am schönsten Tag ihres Lebens. Du hast ihn angesehen. Und er …“
    „Er sah mich an.“
    „Mein Gott …“ Sein alter Freund stellte die Teetasse auf den Tisch und starrte ihn an. Dann fuhr er mit den Fingern erst durch die spärlichen Reste seines Haupthaars und rieb dann mit den Händen über sein Gesicht. Schließlich stand auf. „Damals, vor dem Ende des Schuljahrs … vor den Sommerferien … musste man dich auf die Krankenstation tragen. Du …“
    „Non . Es war nicht so, wie du denkst. Das war nicht … Es ist so schwer zu erklären.“
    „Du hattest so viele Freundinnen.“
    Kingsley erhob sich jetzt ebenfalls aus dem Sessel und ging zu Christian. „Die habe ich immer noch. Wie heißt es doch so schön in diesem Bibelvers? ‚Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau … denn ihr alle seid einer in Kingsleys Bett.‘“ Er gab Christian einen herablassenden Klaps auf die Wange. Sein Freund zuckte zusammen, lachte dann aber.
    „Das muss eine Übersetzung des Galaterbriefs sein, mit der ich nicht vertraut bin.“
    „Es ist meine persönliche Übersetzung. Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist ganz blass geworden.“
    „Ich werde mich schon von meinem Schock erholen. Vielleicht. Aber noch kann ich das Ganze nicht wirklich fassen. Andererseits ergeben manche Dinge von damals

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