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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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jetzt erst richtig Sinn. Aber Stearns war immer so abweisend …“
    „Es ist einfach passiert, wir hatten ja nur uns. Keine Frau setzte jemals auch nur einen Fuß in die Schule, außer der Krankenschwester …“
    „Schwester Jan, neunzig Jahre alt, neunhundert Kilo schwer.“
    „Exactement.“
    „Und deine Schwester“, sagte Christian.
    „Und meine Schwester.“
    „Und jemand hat dir mein Foto von dir und Stearns geschickt. Und du und Stearns, ihr wart …“
    „Du liebe Güte, Christian, wir waren Liebhaber.“ Kingsley rollte entnervt mit den Augen. „Du bist ein Priester, keine Jungfrau.“
    Christian lächelte halbherzig. „Stimmt. Du sagtest: ‚Wir waren.‘ Es ist also wirklich vorbei. Er ist jetzt schließlich auch ein Priester. Er darf nicht …“
    „Mach dir keine Sorgen um ihn. Was zwischen uns war, ist längst vorbei. Seine Gemeindemitglieder verehren ihn fast so sehr wie Gott. Und er hat ihr Vertrauen nie enttäuscht.“
    „Gut. Das ist gut. Ich werde selbstverständlich keinem davon erzählen, darauf kannst du dich verlassen. Aber ich werde besser schlafen, wenn ich weiß, dass das alles Vergangenheit ist.“
    „Das ist es. Oder war es zumindest. Aber irgendjemand weiß Bescheid. Oder glaubt zumindest, dass er Bescheid weiß.“
    „Gab es noch andere Drohungen?“
    „Es gab Vorfälle. Etwas wurde aus meinem Haus entwendet. Jemand hat in Father Stearns ehemaligem Kinderzimmer eingebrochen. Aber darüber kann ich nicht sprechen.“
    „Glaubst du …“ Christian holte tief Luft, bevor er fortfuhr. „Du warst eben an dem Felsen, dort, wo sie Marie-Laure gefunden haben.“
    „Ja.“
    „Warum?“
    Kingsley runzelte die Stirn. „Je ne sais pas . Um ihrer zu gedenken. Meinen Respekt zu zollen. Sie war alles, was mir nach dem Tod meiner Eltern geblieben war. Ich hatte kein besonders inniges Verhältnis zu meinen Großeltern, die mich damals aufgenommen haben. Sie liebten mich, weil ich ihr Enkel war, aus keinem anderen Grund. Aber Marie-Laure hat alles dafür getan, um zu mir nach Amerika zu kommen. Um bei mir zu sein. Pourquoi?“
    Christian sah ihn mit ausdruckloser Miene an.
    „Warum fragst du?“, wiederholte Kingsley.
    „Ich weiß nicht. Es ist nur ein Gedanke. Könntest du dir vorstellen, dass jemand denkt, ihr Tod sei kein Unfall gewesen? Vielleicht … vielleicht gibt ja jemand dir die Schuld? Ich hoffe, du bist jetzt nicht beleidigt, aber ich erinnere mich besser an ihren ersten Tag hier als an deinen. Zum Teufel, ich erinnere mich besser an ihren ersten Tag als an meinen eigenen.“
    „Was soll daran beleidigend sein? Ich war schließlich längst nicht so schön wie sie. Du glaubst also …“
    Christian trat ans Fenster der Hütte und schob den Vorhang zur Seite. Er zeigte auf den Felsen, auf dem Kingsley und Søren vor nicht mal einer Stunde gestanden hatten. „Was ist an jenem Tag passiert?“
    „Sie war wütend auf mich. Sie rannte davon. Sie stürzte ab und prallte auf den Felsen.“
    „Fiel sie … oder sprang sie?“
    Kingsley mied seinen Blick. Der Priester hatte gerade dieselbe Frage gestellt, die Kingsley seit der Sekunde quälte, in der er den zerschmetterten Körper seiner Schwester gesehen hatte.
    „Sie sprang … glaube ich. Aber ich kann es nicht sicher sagen. Als sie Father Stearns heiratete, trat sie zum katholischen Glauben über. Man hätte ihr ein katholisches Begräbnis verweigert, wenn sie Selbstmord begangen hätte. Mais …“
    Christian sah ihn voller Mitgefühl an. „Du sagst, ihr habt euch gestritten. Worum ging es denn?“
    Kingsley stöhnte und kniff sich in den Nasenrücken. „Sie … Marie-Laure …“ Einen Augenblick lang versagte ihm die Stimme. Es fiel ihm schwer, über den Tod seiner Schwester zu sprechen. Er fühlte etwas, was er sonst so gut wie nie empfand – Scham. „Sie hat Father Stearns und mich zusammen erwischt. Sie hat gesehen, was wir machten.“
    „Mein Gott.“ Christian griff sich an die Stirn. „Ihr war noch … zusammen, nachdem er sie geheiratet hat?“
    Kingsley nickte. „Marie-Laure und ich hatten gar nichts. Nicht einen Cent. Wir wollten zusammen bleiben, hier in Amerika, aber uns fehlten die Mittel dazu. Sie musste nach Paris zurück, zu ihrer Ballettkompanie. Aber ich konnte sie nicht noch einmal verlieren. Und Stearns hat uns die perfekte Lösung angeboten. Wenn er sie heiratete, würde er den Treuhandfonds bekommen, den sein Vater für ihn eingerichtet hatte. Etliche Millionen, die er an seinem

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