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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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eigentlich will. Da stehe ich nun, in einer fremden Stadt, ohne jede Möglichkeit, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich muß mir ein Ziel setzen.«
    Alter betrachtete ihn mit all ihrer Überlegenheit und Weltgewandtheit. »Sieh mal, ich bin ein Jahr älter als du, und ich weiß auch noch nicht, was ich später anfangen soll. Damals, als ich mir die gleiche Frage wie du stellte, kam ich zu dem Schluß, daß alles von selbst weiterlaufen würde und daß ich nur mitten im Strom bleiben müßte. Das tue ich jetzt, und ich bin eigentlich nicht unglücklich dabei. Es ist etwas anderes, ob man am Meer oder hier lebt. Hier verschwendet man viel Zeit auf der Suche nach der nächsten Mahlzeit. Zumindest Leute wie du und ich tun das. Wenn du dich um das tägliche Brot kümmerst, wirst du automatisch den richtigen Weg einschlagen. Was dir auch zugedacht ist, du wirst es erhalten, wenn du dir selbst die Chance nicht nimmst.«
    »Wie bei einem akrobatischen Trick, nicht wahr?« fragte Tel. »Man macht automatisch ein paar Handgriffe, und alles andere läuft von selbst.«
    »So ungefähr«, bestätigte Alter.
    Tel biß in die Kharbafrucht. Sie schmeckte kühl und süß wie Honig, Orange und Ananas.
    Kurze Zeit später rief jemand nach ihnen. Sie drehten sich um und sahen Geryns weißen Haarschopf über der Falltür.
    »Kommt nach unten«, befahl er. »Ich suche euch schon überall. Es ist höchste Zeit.«
    Sie folgten ihm ins Erdgeschoß. Tel sah, daß der narbige Hüne immer noch am Tisch saß. Er hatte die Hände geballt, und sie erinnerten an Hämmer.
    »Alles herhören«, rief Geryn, als er Platz genommen hatte.
    Ein wenig zögernd verließen die Leute die Bar. Geryn warf ein Bündel Papiere auf den Tisch. »Seht euch das an.« Das obere Blatt war mit einer sorgfältigen Skizze und feinen Schriftzeichen bedeckt. »Das hier ist der Plan.« Er breitete auch die anderen Blätter aus. »Zuerst werdet ihr in Gruppen eingeteilt.«
    Er warf dem Riesen am anderen Ende des Tisches einen Blick zu. »Arkor, du übernimmst die erste Gruppe.« Er wählte neun weitere Personen aus, sechs Männer und drei Frauen. Dann wandte er sich an das weißhaarige Mädchen. »Alter, du gehörst zur Sondergruppe.« Er nannte sechs Namen. Tel war auch darunter. Eine dritte Gruppe führte er selbst an. Arkors Leute sollten die Schlagtruppe bilden, während Geryns Häufchen die Wache übernahm und dafür sorgte, daß der Prinz ungehindert zur Kneipe gebracht wurde. »Die Angehörigen der Sondergruppe wissen bereits, was sie zu tun haben.«
    »Sir«, widersprach Tel, »mir hat man noch nicht Bescheid gesagt.«
    Geryn sah ihn an. »Du mußt dich festnehmen lassen.«
    »Sir?«
    »Du schleichst an den Wachtposten vorbei und machst dabei soviel Lärm, daß sie dich erwischen. Wenn sie dann mit dir beschäftigt sind, schleichen wir uns in den Palast. Du besitzt keine Papiere, deshalb werden sie deine Spur auch nicht verfolgen können.«
    »Bleibe ich gefangen?«
    »Natürlich nicht. Du verschwindest, sobald wir sie ablenken.«
    »Oh«, sagte Tel nur. Geryn wandte sich wieder den Papieren zu.
    Als der Plan aufgerollt wurde, staunte Tel zum einen über die Vollständigkeit der Informationen und Ermittlungen (man kannte sogar die Eigenheiten der einzelnen Wachtposten: da war einer, der sofort bei Ablösung ging; ein anderer hingegen sprach noch ein paar freundliche Worte mit seinem Nachfolger), und zum anderen über den komplexen Aufbau. Es gab so viele Dinge, die genau ineinander passen mußten, Schachzüge, die innerhalb von Sekunden abrollen mußten. Tel hatte ernsthafte Bedenken, daß alles klappen würde.
    Während er noch seine Überlegungen anstellte, befanden sie sich plötzlich auf dem Weg zum Palast, und jeder hatte sich seinen Teil des Planes fest eingeprägt. Niemand besaß einen Überblick des Gesamtvorhabens. Die Gruppen sollten sich in Unterabteilungen von zwei oder drei Personen aufsplittern und dann an genau vereinbarten Plätzen in der Nähe des Palasts wieder zusammentreffen. Tel und Alter marschierten mit dem Hünen durch die Stadt. Gelegentlich warfen Straßenlaternen ihre Schatten über das gesprungene Pflaster.
    »Sie kommen aus dem Dschungel, nicht wahr?« fragte Tel schließlich den Riesen.
    Er nickte.
    »Weshalb sind Sie hier?«
    »Ich wollte mir die Stadt ansehen«, entgegnete Arkor und lachte glucksend vor sich hin. Seine Hand strich über die Narben. Danach sagte er nichts mehr.
     
    Premierminister Chargill machte allabendlich zu

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