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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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hinzu. Man hatte ihr gesagt, daß dieser Name den Prinzen beruhigen würde. Es schien tatsächlich zu stimmen.
    »Sieh mal«, erklärte Alter, »du wirst entführt. Wir wollen dein Bestes, das darfst du mir glauben.« Sie beobachtete den blonden Jungen, der langsam näherkam.
    »Wer bist du?« fragte er.
    »Eine Freundin – wenn du nichts dagegen einzuwenden hast.«
    »Und wohin bringst du mich?«
    »Du wirst eine Reise machen. Aber du kommst nach einiger Zeit wieder hierher zurück.«
    »Was sagt meine Mutter dazu?«
    »Deine Mutter weiß nichts davon. Niemand weiß es außer dir und der Herzogin und ein paar Leuten, die ihr helfen.«
    Let schien nachzudenken. Er ging an sein Bett, setzte sich und drückte mit der Ferse gegen ein Brett. Man hörte ein leises Klicken. Sonst geschah nichts. »Weshalb geht die Tür nicht auf?« fragte er.
    »Weil jemand sie zugesperrt hat«, entgegnete Alter. Plötzlich warf sie einen Blick auf die Uhr neben dem Bett des Prinzen und wandte sich zum Fenster. Der Schein des Kristalleuchters fing sich auf der Muschelkette um ihren Hals, als sie sich wieder umdrehte. Let legte ruhig die Hand auf den Knauf des Bettpfostens und drückte mit dem Daumen gegen den roten Granatapfel, der auf der Nase des geschnitzten Delphins saß.
    Ein leises Klicken, sonst nichts.
    Alter stand am Fenster und streckte die Hand aus. Im gleichen Moment schwebte ein Bündel an einem Seil herunter. Sie nahm das Bündel, und das Seil verschwand wieder. »Hier – zieh das an«, sagte sie. Sie hielt einen zerlumpten Anzug in der Hand.
    Nach einiger Überlegung schlüpfte Let aus dem Schlafanzug und streifte die Lumpen über.
    »Faß in die Tasche«, sagte Alter.
    Der Junge gehorchte und zog einen Schlüsselbund hervor.
    »Damit kannst du die Tür öffnen«, sagte Alter. »Los, mach schon.«
    Let ging zur Tür. Bevor er jedoch den Schlüssel ins Loch steckte, bückte er sich und spähte in den Korridor hinaus.
    »He«, rief er dem Mädchen zu. »Komm her. Siehst du etwas?«
    Alter durchquerte das Zimmer, bückte sich und sah durch das Schlüsselloch. Der Junge lehnte sich nur gegen ein Wandpaneel. Man hörte ein feines Klicken. Nichts geschah.
    »Ich kann nichts erkennen«, sagte Alter. »Öffne die Tür.«
    Let fand den richtigen Schlüssel, drehte ihn herum, und die Tür sprang auf.
    »Ihr kommt mit mir, Kinder«, sagte der Posten, der auf der anderen Seite der Tür stand (er trug eine Uniform Größe 54).
    Er nahm Let und Alter fest an der Hand und führte sie den Korridor entlang. »Sei jetzt ganz still«, sagte der Wächter zu Let, als sie um die letzte Ecke bogen. Drei Minuten später hatten sie den Palast verlassen. Als der Wächter an den Ausgang kam, sagte er zu seinem Kollegen: »Offenbar noch mehr Fratzen, die im Palast einbrechen wollten.«
    »Eine verrückte Nacht«, erwiderte der Mann und kratzte sich am Kopf. »Was – sogar ein Mädchen dabei?«
    »Sieht ganz so aus«, sagte der Posten, der Alter und den Prinzen begleitete. »Ich lasse sie fotografieren.«
    »Klar«, erwiderte sein Kollege und salutierte.
    Die beiden Kinder wurden die Straße entlang zur Wachstube gebracht. Bevor sie dort anlangten, bogen sie plötzlich in eine Seitengasse. Dann verschwand der Wachtposten. Ein schwarzhaariger Junge mit grünen Augen kam ihnen entgegen.
    »Ist das der Prinz?« fragte Tel.
    »M-hm«, sagte Alter.
    »Wer seid ihr?« fragte Let. »Wohin bringt ihr mich?«
    »Ich bin Tel, der Sohn eines Fischers.«
    »Und ich heiße Alter«, stellte sich das Mädchen vor.
    »Sie ist Akrobatin«, fügte Tel hinzu.
    »Ich bin der Prinz«, sagte Let. »Ehrlich. Ich bin Prinz Let.«
    Die beiden anderen betrachteten den blonden Jungen, der in Lumpen vor ihnen stand. Plötzlich lachten sie. Der Prinz sah sie verwirrt an. »Wohin bringt ihr mich?« fragte er wieder.
    »An einen Ort, wo du etwas zu essen bekommst und ordentlich ausschlafen kannst«, erwiderte Alter. »Komm jetzt.«
    »Wenn ihr mir etwas tut, wirft meine Mutter euch ins Gefängnis.«
    »Kein Mensch tut dir etwas, du Esel«, sagte Tel. »Komm.«
     

 
6.
     
    Die Herzogin Petra sagte: »Aber nun zu Ihrem ersten Auftrag …«
     
    Dann, plötzlich … grün wie Libellenflügel, rot wie geschliffener Granat, ein Netz aus silbernem Feuer, Blitze und blauer Rauch. Jadesäulen schimmerten rot auf, als Licht durch den breiten Spalt im Dach drang. Auch das Licht, das auf den Boden fiel, war rot. Jon Koshar spürte, daß andere in seiner Nähe waren, aber er konnte es

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