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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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schaffen?«
    »Einer von euch ist bereits immun gegen die Strahlungsbarriere. Diese Immunität werden im Notfall auch die anderen erhalten.
    Nun wißt ihr, was wir von euch verlangen. Wenn ihr die Aufgabe löst, befreit ihr zugleich Toromon von dem Druck der unbekannten Gefahr, und die Regierung wird sich auf ihre eigentlichen Aufgaben besinnen.«
    »Aber weshalb wurde gerade unser Planet ausgewählt?« fragte eine Stimme.
    »Weil er sich ausgezeichnet zum Experimentieren eignet. Nach dem Großen Feuer entstanden auf eurer Welt viele Kulturen, die völlig voneinander isoliert waren. Die meisten davon befinden sich auf einer hohen Stufe. Und die Strahlungsbarrieren, die euren Planeten durchziehen, werden dafür sorgen, daß die verschiedenen Zivilisationen noch eine Zeitlang voneinander isoliert bleiben. Wenn der Herr der Flammen mit einem Reich fertig ist, wird er vielleicht beim nächsten eine andere Methode versuchen und die Reaktionen vergleichen. Denn all die isolierten Zivilisationen hatten den gleichen Ausgangspunkt. Marinor, Letpar, Calcivon, Aptor – das sind die anderen Reiche eurer Welt. Ihr habt die Namen noch nie gehört. Aber euer Bemühen soll vor allem Toromon gelten.«
    »Werden wir uns all das merken?« fragte Jon.
    »Ihr werdet euch genug merken. Lebt wohl; ihr kennt eure Aufgabe.« Der rote Dunst im verlassenen Tempel pulsierte, und die Jadesäulen begannen zu flirren. Hände aus blauem Rauch packten und schleuderten ihn durch einen grellen Blitz. Er wirbelte in ein Netz aus Silber, stürzte durch das Rot von geschliffenen Granaten in das seidig schimmernde Grün von Libellenflügeln.
     
    Jon blinzelte. Die Herzogin trat einen Schritt zurück. Der grüne Teppich, der rötliche Schimmer der Holzvertäfelungen, der Schreibtisch mit der Glasplatte: sie waren wieder in einem Salon seines Elternhauses.
    Schließlich fragte Jon: »Also, was soll ich nun tun? Und erklären Sie es bitte langsam.«
    »Sie holen jetzt den Prinzen, der in einer Kneipe des Höllenkessels festgehalten wird, und begleiten ihn zum Dschungelvolk. Ich möchte, daß er dort bleibt, bis der Krieg vorüber ist. Sie leben anders als wir. Vielleicht können sie ihm etwas geben, das ihm in der Zukunft von Nutzen sein wird. Ich erzählte Ihnen bereits, daß ich in meiner Jugend dieses Volk eine Zeitlang studierte. Ich kann nicht genau erklären, was sie von uns unterscheidet – eine gewisse Robustheit, eine ursprüngliche Kraft. Vielleicht können sie Let nicht helfen, aber wenn er die Kraft in sich hat, wird sie sich nur bei diesen Leuten entwickeln.«
    »Was ist mit dem Herrn der Flammen?«
    »Ich weiß nicht. Haben Sie eine Ahnung, Jon?«
    »Nun, angenommen, wir gelangen hinter die Strahlungsbarriere; angenommen, wir entdecken, welches Volk wir bekämpfen; angenommen, wir finden das Geschöpf, das vom Herrn der Flammen besessen ist; und angenommen, wir treten ihm vereint gegenüber – dann ist alles ganz leicht. Aber so wird es nicht gehen. Passen Sie auf – ich muß jetzt zu diesem Dschungelvolk und bin deshalb der Strahlungsbarriere am nächsten. Ich werde versuchen, mich nach der anderen Seite durchzuschlagen. Sobald ich einen Überblick der Situation gewonnen habe, können Sie und der Dritte nachkommen. Einverstanden?«
    »Ja.«
    »Zumindest wird mich dieser Schachzug näher an den Herrn der Flammen – und meine Freiheit – bringen.«
    »Behaupten Sie immer noch, daß Sie nicht frei sind, Jon Koshar?« fragte die Herzogin.
    Statt einer Antwort sagte er: »Geben Sie mir die Adresse der Kneipe im Höllenkessel.«
     
    Als Jon die Adresse hatte, ging er mit schnellen Schritten durch den Korridor. In seinem Innern befand sich ein fremdes Wesen, das ihn schon einmal vor dem Tod gerettet hatte. Wie konnte er frei sein? Die – Verpflichtung? Nein, das erschien ihm nicht als das richtige Wort.
    Um die Ecke hörte er eine Stimme. »Und jetzt wünsche ich eine Erklärung. Schließlich verlangt man nicht alle Tage von mir, daß ich mein Volk zum Krieg aufrufe. Ich glaube übrigens, daß meine Wortwahl nicht ungeschickt war. Und nun will ich den Grund erfahren.« (Jon erinnerte sich noch gut an diese akustische Eigenheit seines Elternhauses. Er hatte oft hier gestanden und die Gespräche von Clea und ihren Schulfreundinnen belauscht, wenn sie das Haus betraten.)
    »Es geht um Ihren Bruder«, sagte die andere Stimme. »Er wurde entführt.«
    »Was wurde er?« fragte der König. »Und weshalb? Und von wem?«
    »Das wissen wir nicht«,

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