Sklavin des Wolfes (German Edition)
fühlte, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Seine Überlegungen rissen abrupt ab, als er in die Straße einbog, in der Mia wohnte. Sie stand bereits unten, in einem sexy Sommerkleid und wartete.
Mia riss die Autotür auf, kniete sich auf den Beifahrersitz, beugte sich zu ihm hinüber und hauchte ihm mit ihrem rot geschminkten Mund einen Kuss auf die Lippen.
»Darf ich fahren?«
Wolf zog die Augenbrauen hoch. »Warum?«
Mia legte den Kopf schräg. »Hast du Angst um deine Nobelkarosse?«
»Erstens ist das keine Nobelkarosse, sondern nur eine bequeme Geschäftslimousine und zweitens bin ich Vollkasko versichert. Aber ich wüsste trotzdem gerne, was du vorhast. Du bist so überschwänglich. Das ist gefährlich.«
»Ich freue mich eben, dich zu sehen.« Sie blinzelte verschmitzt.
Wolf schüttelte misstrauisch den Kopf. »Du hast doch etwas vor?«
Mia zog einen Schmollmund. »Ich möchte dich überraschen.«
»Womit?«
»Ey, wenn ich es dir sage, ist es doch keine Überraschung mehr.« Sie schnaufte. »Also gut, ich möchte mit dir spazieren gehen. Es ist doch heute viel zu schön, um nur drinnen zu sein.«
»Dann sag mir doch einfach, wohin wir fahren sollen.«
»Ach, Mensch. Du bist ein Spielverderber.«
Wolf gab nach. Er stieg aus, ging um den Wagen herum. »Also gut.«
Als Mia auf den Parkplatz des Tierparks einbog, ahnte Wolf, wo sie hinwollte. Unbehagen erfasste ihn. »Du hast aber nicht wirklich vor, in den Tierpark zu gehen, oder?«
»Doch. Warum nicht? In der Zeitung stand, es gäbe viele neue Tierbabys zu sehen und ich war schon lange nicht mehr hier. Wann warst du denn das letzte Mal im Zoo?«
Wolf schluckte die lehrmeisterliche Bemerkung hinunter, dass Zoo und Tierpark nicht dasselbe sind. »Ich weiß nicht. Als Kind.« Sein Magen zog sich zusammen.
»Gut, dann lass uns wieder Kinder sein.« Sie lief um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und zog ihn an der Hand, weil er nicht ausstieg. »Nun komm schon, du wirst sehen, das ist richtig entspannend.«
Na prima. Wenn sie wüsste, welche Wirkung die Antilopen, Gnus und andere Tiere auf ihn hatten. Als gebratenes Steak, halb roh, wären sie ihm wesentlich lieber, als in einem Gehege.
Mia ließ sich nicht entmutigen. »Nun sei doch mal ein bisschen lockerer.«
Er zog sein Leinenjacket aus und nahm es über den Arm. »Besser so?«
Anstelle einer Antwort verdrehte sie die Augen und zog ihn resolut hinter sich her zur Kasse. Er wartete neben dem Eingang und beobachtete sie beim Bezahlen. Das Gefühl, es würde irgendetwas passieren und es hing mit diesem Zoobesuch zusammen, wurde immer stärker.
Während sie losgingen, erzählte Mia von früher, wie gerne sie mit ihrem Großvater in den Zoo gegangen war. Sie schleppte Wolf durch das Affenhaus, vorbei am Elefantengehege und dem Polarium. Bei den Gazellen und Antilopen fing es in seinen Gedärmen an zu rumoren und er war erst beruhigt, als sie weitergingen. Die Löwen und Tiger hielten sich zu seiner Erleichterung weit hinten im Gelände auf. Außerdem war der Wind günstig und wehte ihm entgegen. Er roch ihre scharfen Ausdünstungen.
»Könnten wir nicht mal eine Pause machen und das Café aufsuchen, Mia? Ich habe entsetzlichen Durst.«
»Gleich. Erst noch das Wolfsgehege.« Mia zwinkerte. »Zu deinen Artgenossen.«
Das Magengrimmen entwickelte sich zu einem schmerzhaften Krampf. »Muss das sein? Genügt dir denn ein wilder Wolf zuhause nicht?«, versuchte er zu scherzen.
Ihr Lachen war so unbeschwert und natürlich.
Oh Mia, wenn du wüsstest.
»Doch, aber ich dachte, du würdest gerne mal mit deinen Artgenossen plaudern.« Sie lächelte verschmitzt.
Sein Hemd begann im Rücken zu kleben. Machte sie das absichtlich? Ahnte sie etwas? Nein, ihr Blick war ohne Argwohn, sie war aufgekratzt und ein bisschen albern, das war alles.
»Nun schau nicht so sauertöpferisch. Das war doch nicht ernst gemeint. Du bist heute überhaupt sehr unlustig. Was ist denn los mit dir?«
Wolf rang sich ein Lächeln ab und gab ihr einen Kuss. »Entschuldige.«
Seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Sie waren kaum um die Ecke gebogen, da sah er das Wolfsrudel. Ein graubrauner Alphawolf und vier Wölfinnen. Die Nackenhaare des Rüden sträubten sich sofort. Er fletschte die Zähne und kam knurrend und in Drohhaltung näher.
»Hui, was ist denn mit dem los?« Mia riss neugierig die Augen auf.
»Hast du keine Angst?«
»Wieso? Es ist doch der Zaun dazwischen.« Sie betrachtete den Rüden voller Interesse. »Ein
Weitere Kostenlose Bücher