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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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letzten Zweifel gegeben hatte und mir irgendein Funken Hoffnung geblieben war, dann war es damit vorbei.
    Wenn der grausame und groteske Tod der Sopranistin noch Raum für Spekulationen gegeben hatte, war die durchschnittene Kehle des armen Cepillo, des Schauspieleragenten, nicht mehr zu beschönigen.
    Antón, besser gesagt, Carlos María Astigarraga Iramendi war ein kaltblütiger und unbarmherziger geständiger Mörder.
    Doch an dieser Stelle der Lektüre hatte ich meinen Plan geändert: Ich würde nicht einfach mit der Diskette in der Hand davonstürzen, um ihn anzuzeigen; vorerst jedenfalls nicht. Ich würde später darüber nachdenken, was zu tun wäre. Zuerst wollte ich das Ganze zu Ende lesen und das Ausmaß der Ungeheuerlichkeit erfahren. Wenn Astigarraga dreiundzwanzig Jahre nach seinem ersten Mord noch immer frei herumlief, wäre nun wirklich nichts dabei, wenn er sich noch ein paar Stunden länger in Freiheit befand.
    Was sollte ich sagen, er war ein streitsüchtiger Trunkenbold, ein genialer Koch, ein guter Freund und ein brutaler Mörder, und das wegen einer hirnrissigen Rache.
    Und wenn schon.
    Mein Gewissen sagte mir, dass, unabhängig von dem, was jemand im Leben tut, was von so vielen Dingen und Zufällen abhängt, ich nicht viel besser war als er.
    Und eines bin ich ganz gewiss: loyal.
    In erster Linie war ich sein Freund und nicht sein Richter.
    Fast ohne es zu merken, hatte ich die halbe Flasche Glenmorangie geleert, aber ich war stocknüchtern. Ich ging ins Lager, um eine neue zu holen, bevor ich die Lektüre des umfassenden Geständnisses fortsetzte.
     
    Die Reise in diesem Höllentaxi, die ich so schnell nicht vergessen werde, geht ihrem Ende zu.
    Wir haben das Krankenhaus von Basurto fast erreicht. Ich sehe schon seine flachen Klinkerbauten und die Rampe zur Notaufnahme.
    Plötzlich beschleunigt der Taxifahrer, und wir fahren in einiger Entfernung am Krankenhaus vorbei.
    Wütend schreie ich ihn an und hämmere an die Trennscheibe, doch er beachtet mich nicht.

30
     
    Nachdem Blanca tot war, wollte ich den Umstand, dass ich in den Vereinigten Staaten war, nutzen und nach Chicago fahren, um von dort nach South Bend weiterzureisen und Crescencio an der Universität von Notre Dame ausfindig zu machen. Doch obwohl es emotional kein Problem für mich war, mir den Jesuiten zur Brust zu nehmen, fiel ich nach dem tragischen Ende von Blanca, die ich vermisste, in eine völlige Leere; ich hatte nicht die Kraft, mir gleich noch einen Toten aufzubürden.
    Ich kehrte nach New York zurück und setzte mich in den ersten Flieger nach Spanien.
    Den Rest des Jahres 1978 verbrachte ich fast ununterbrochen in Alzo, untätig, niedergeschlagen und von der Außenwelt abgeschnitten.
    Ich bekam nicht mit, dass am 6. Dezember die Verfassung in Kraft trat. Auch von der Ermordung Argalas durch das Baskisch-spanische Bataillon am 21. desselben Monats in Frankreich erfuhr ich nichts.
    Mir fiel auf, dass die Verfassung die Todesstrafe abgeschafft hatte, wenn man von den Militärgesetzen, die in Kriegszeiten galten, absah. Ich hatte auch nicht gewusst, dass man Argala verdächtigt hatte, den Zünder der Bombe ausgelöst zu haben, die Carrero Blanco in die Luft gesprengt hatte.
    Es gab so wenig Kommunikation unter den Nachbarn, dass man, wenn man keine Zeitungen las oder fernsah, nicht einmal den Ausbruch des dritten Weltkriegs oder eine Invasion von Marsmenschen mitbekommen hätte.
    Ich war hin- und hergerissen.
    Mehrmals beschloss ich, einen Rückzieher zu machen und die anderen, mein Unglück, die schwere und gefährliche Last, die ich mir aufgebürdet hatte, zu vergessen, und ein normales Leben anzufangen; dann wieder verwünschte ich mich dafür und erneuerte meinen Racheschwur. Er war unwiderruflich, es gab kein Zurück; mein Vater hätte sich im Grabe umgedreht.
    Während dieser Monate verließ ich das Dorf nur, um ein paarmal nach Bilbao zu entfliehen und ins Twins zu gehen, wo ich mir ein paar gewaltige Räusche antrank und mich mit den Wirten Julián und Josemari Rigoitia anfreundete, deren großzügiges Erbe es uns möglich gemacht hat, Die Weltkarte von Bilbao, unsere geliebte Kneipe, zu eröffnen.
    Es ist gar nicht so verwunderlich, dass sie mich als Erben eingesetzt haben. Beide schätzten mich in Wirklichkeit sehr, ich war wahrscheinlich der einzige Mensch, den sie einen Freund nennen konnten, doch sie waren zu verschlossen und wortkarg, um es offen auszusprechen.
    Übrigens gehöre ich zu den wenigen Menschen,

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