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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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nur um seine primitivsten Triebe zu befriedigen.
    Sie war auch noch stolz darauf gewesen. Stolz, dass ihr Geliebter so heißblütig war, sie immer und überall begehrte. Ausdauernd, fantasievoll und stark.
    Wieder wurde ihr übel, als sie sich vorstellte, wie sich ihre Tochter dabei gefühlt haben musste.
    Der Morgen dämmerte bereits herauf, als das Wasser der stetig rauschenden Dusche kälter wurde. Der enorme Vorrat des Kessels war fast erschöpft. Doch sie war immer noch schmutzig. Kein Wasser der Welt, keine Lotion, keine Seife, kein Schwamm konnte diesen klebrigen, fettigen Belag von ihr waschen. Sie konnte es höchstens abbrennen. Verzehren mit dem Feuer der Rache. Sie stieg aus der Dusche, tastete durch den Dampf nach einem Handtuch und trocknete sich sorgfältig ab. Eine seltsame Ruhe breitete sich in ihr aus. Sie zog sich einen bequemen Hausanzug an, schlüpfte in ihre warmen Pantoffeln und bändigte ihr Haar im Nacken zu einem Knoten.
    Sie bereitete sich in der Küche einen Espresso, spülte mit einem Brandy nach und stieg die breite Treppe hinauf in den ersten Stock.
    Das Zimmer war bereit. Blitzsauber und aufgeräumt, bis auf die verstreuten Bücher auf dem Boden. Sorgfältig hob sie die bunten Bände auf und stellte sie ins Regal. Jedes an seinen Platz. Auch den Duden-Torso. Sie musste nicht darüber nachdenken. Alles in diesem Raum hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt, wie mit einem glühenden Eisen. Sie könnte es malen. Jedes Molekül wäre am richtigen Ort. Das Zimmer war ihre Tochter. Ihre Tochter war sie. Jetzt. Jetzt, da es zu spät war. Aber sie würde es wieder gut machen. Alles, was sie vorher gemacht hatte, war purer Zeitvertreib. Kindischer Kram. Ihr Mode-Imperium. Ihre Model-Agentur, ihre Milliarden in der Schweiz und in Luxemburg, auf den Caymans und Gott weiß wo.
    Nun hatte sie eine Aufgabe. Eine Aufgabe, der sie den Rest ihres Lebens widmen würde. Sie hatte auch schon eine Idee. Eine Idee, die Schauer der Erregung über den Rücken laufen ließen. Er war ein Tier, ein perverses Stück Vieh. Und genau so würde er sterben. Er würde alles das durchleben, was ihre Tochter durchleiden musste. Doppelt und dreifach.
    Sie verließ das Zimmer. Das Tagebuch nahm sie mit. Sie betrat den großen Salon mit seiner imposanten Fensterfront, öffnete eine der hohen Flügeltüren und trat hinaus auf den großen Balkon mit seiner Sandsteinbalustrade.
    Graues Zwielicht ließ die umgebenden Wälder schwarz erscheinen. Nebelschwaden in den Tälern. Die ersten zaghaften Vogelrufe. Sie atmete tief, schloss die Augen und sah ihn vor sich. Seine sanften braunen Hundeaugen, sein markantes Gesicht, den Bartschatten, der ihn immer so geheimnisvoll aussehen ließ. Sie hatte ihn geliebt. Sie würde ihn töten.
    Das Schwein würde bezahlen.

    „Du wirst nicht wieder zurückkommen.“ Paulas Stimme klang plötzlich nicht mehr wie die eines 12-jährigen Mädchens. Eva stellte erschrocken fest, dass sie genau das aussprach, was sie die ganze Zeit gedacht hatte, was sie so krampfhaft hinter Floskeln, Ausflüchten und halbherzigen Erklärungen zu verstecken suchte.
    Die Kleine hatte recht. Sie würde niemals mehr hierher zurückkehren. Auf den tristen Spielplatz in der bedrückenden Betonwüste der Trabantenstadt. Sie war gekommen, um sich zu verabschieden. Für immer. Dort wo sie nun hinging, war kein Platz für niedliche kleine Mädchen.
    Evas Augen tasteten Paulas Gesicht ab. Hatte sie tatsächlich geglaubt, die Ähnlichkeit mit ihrer verstorbenen Tochter sei mehr als ein Zufall? Hatte sie wirklich vorgehabt, die Mutter des Mädchens zu töten, um das Kind ganz für sich allein zu haben? War sie damit nicht auf der gleichen Stufe wie er? Wollte sie dieses Kind mit Gewalt zu ihrem Kind machen? Es drillen, sein Hirn umstülpen, sein Gedächtnis auslöschen? War auch sie ein Monstrum? Eine Teufelin? Wer war sie? Was war sie?
    „Du weinst ja“, Paula schaute sie mit großen Augen an. Die Augen. Sie waren dunkler als die ihrer Tochter. Der Mund. Ein wenig zu breit. Die Nase … Die Nase war perfekt. Nur die Nase…
    „Der Wind, weißt du“, Eva Kottke tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen, „Ich habe mich wohl etwas erkältet. Sag’ deiner Mama einen schönen Gruß von mir.“ Sag ihr, sie darf weiterleben, dachte sie und drückte den schmächtigen Körper des Mädchens an sich. Sie würde es wieder gut machen. Diese nie begangene Untat. Sie würde es wieder gut machen.
    „Schreibst du uns mal von

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