Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
noch einen Schluck Kaffee. Alan saß da und lächelte. In der Schlange standen noch sechs Leute, der Stämmige an der Kasse. Margaret saß in der Ecke. Fünf weitere Personen waren im Cafe verteilt. Vier Angestellte hinter dem Tresen: alles in allem siebzehn Personen.
„Eine gute oder eine schlechte Nachricht?“ Walküre wandte sich wieder Alan zu. „Bitte?“ „Die SMS. Eine gute oder eine schlechte Nachricht?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Einfach eine Nachricht.“ Er beugte sich zu ihr. „Wirklich? Du sagst jetzt nicht, dass sie von deinem Freund ist oder so? Nimmst sie nicht zum Anlass, dass ich mich wieder an einen anderen Tisch setzen soll?“ „Ich habe keinen Freund, Alan.“ „Also, das ist kriminell.“
Der Stämmige ging hinter Alan vorbei, und Walküre spannte die Muskeln an, doch er lief weiter und setzte sich ohne irgendwelche verdächtigen Gesten an einen Tisch. Seine Stiefel waren etwas zerschrammt, die Jeans verwaschen. Der Mantel hatte schon bessere Tage gesehen, hatte aber gerade deshalb Stil. Er trug eine dicke Uhr. Sonst keinen weiteren Schmuck.
Jetzt, da die Unterhaltung stockte, trank Alan einen Schluck und betrachtete etwas Interessantes an der Wand, um seine Verlegenheit zu überspielen. Walküre betrachtete ihn. Untrainiert, aber nicht fett. Allerdings weiche Hände. Eine Uhr, die teuer aussah, es aber nicht war. Anzug von der Stange, schlecht gebügeltes Hemd, unmögliche Krawatte. Sie lehnte sich zurück und schaute rasch auf seine Schuhe. Keine Schnürsenkel, keine Schnallen.
„Ist es nicht herrlich, so ein peinliches Schweigen?“, fragte er. Sie lächelte, als er kicherte, und schaute über seine Schulter zu Margaret hinüber. Ihr Kaffee stand unberührt vor ihr auf dem Tisch. Die Handtasche lag offen und in Reichweite vor ihr. In dieser Tasche konnte alles Mögliche sein. Ohne allzu großes Interesse beobachtete die Frau die Leute am Tresen, als wollte sie bewusst vermeiden, dass ihr Blick zu Walküres Seite des Raums wanderte.
Und das waren nur die drei Leute, die Walküre wahrgenommen hatten. In dem Cafe waren noch über ein Dutzend andere, die sie in keiner Weise beachtet hatten. Es waren Anzugsträger darunter und diese gequält aussehenden Frauen, der Kerl in Jeans und der Idiot in der …
Margaret schaute zu ihr herüber und sofort wieder weg. Walküre nahm sie ins Visier. Es dauerte ein paar Sekunden, dann trafen sich ihre Blicke erneut. Margaret lächelte vergnügt, doch als Walküre das Lächeln nicht erwiderte, trat ein verkniffener Ausdruck auf ihr Gesicht.
Sie fixierten sich.
Alan sagte etwas, und die Leute links von ihr lachten, und im Radio begann ein neues Lied, und Walküre schaute Margaret an und Margaret Walküre. Sie sah, wie ihre rechte Hand in die Tasche griff. Walküre hob mit der Linken die Kaffeetasse und dehnte die Rechte.
Alan redete immer noch. Sie hatte keinen blassen Schimmer, worüber.
„Alan“, unterbrach sie ihn leise und ohne den Blick von Margaret abzuwenden, „wäre es unverzeihlich unhöflich, wenn ich dich bitten würde, an deinen Tisch zurückzugehen?“
Er antwortete nicht sofort. „Nein“, sagte er schließlich, „überhaupt nicht. Du wärst ehrlich. Und ich weiß das zu schätzen.“
„Danke für dein Verständnis.“
Er nahm sein süßes Stückchen und seinen Kaffee. „Es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen, Stephanie.“
„Ganz meinerseits“, murmelte sie.
Sie schaute ihm nicht nach. Margaret nickte ihr zu, und Walküre nickte zurück.
Sehr, sehr langsam stand Walküre auf. Margaret ebenfalls. Sie nahm die Hand aus der Tasche. Die Hand war leer. Drei schwatzende junge Mädchen schlenderten zwischen ihnen durch.
Walküre ging zur Tür, und Margaret stellte sich ihr in den Weg.
„Du gehst schon?“
Walküre nickte.
„Aber du hast deinen Kaffee noch gar nicht ausgetrunken.“
„Mein Freund wartet draußen auf mich.“
Margaret lächelte. „Das glaube ich nicht.“
Margaret machte einen Schritt auf sie zu. Sie trug einen Ring, den sie vorher nicht am Finger gehabt hatte. Sie fasste Walküre am Arm. Walküre versuchte freizukommen, doch Margaret ließ nicht los. Margaret lächelte. Dann runzelte sie die Stirn und blickte auf Walküres Jacke.
Im Kino brachten Spione andere Spione um, indem sie sie mit vergifteten Stacheln anpiksten, die in einem Ring verborgen waren. Walküre packte Margarets Handgelenk, zog ihre Hand weg und sah den Stachel, der nicht durch den Jackenärmel gedrungen war.
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